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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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rühren, der Schmerz lähmte sie. Kenneth wirbelte zu ihr herum. »Hast du nicht gehört?« Als sie keine Antwort gab, kam er mit drohend geballter Faust auf sie zu. »Du sollst die verdammte Tür öffnen!« Barri reagierte nicht, sondern rollte sich nur schluchzend zusammen. Kenneth stieß einen Fluch aus, bevor er sich wieder in den Sessel neben dem Tisch fallen ließ. Er kippte den Whisky, der neben ihm stand, in einem Zug hinunter, starrte einen Moment mit glasigen Augen ins Leere, dann griff er nach der Platte mit dem Schmorfleisch und schob sich ein Stück in den Mund.
    Das Hämmern an der Tür brach abrupt ab. Eine Sekunde später hörte Barri ein entsetztes »Großer Gott!«
    »Wer hat dich hereingelassen?«, fuhr Kenneth den Eindringling an. Da er den Mund voll Schmorfleisch hatte, waren seine Worte nur undeutlich zu verstehen.
    »Mrs. Matheson! Alles in Ordnung?« Die im sechsten Monat schwangere Cody Marshall kam auf sie zugestürzt und kniete neben ihr nieder. »Kommen Sie«, bat sie. »Ich bringe Sie hier weg.«
    Barri schüttelte verzagt den Kopf. »Nein, lass nur.« Sie wusste, dass Kenneth sie nicht gehen lassen würde, und falls sie es trotzdem versuchen sollte, würde er vielleicht auch Cody gegenüber handgreiflich werden. Doch Cody nahm sie schon am Arm, um ihr aufzuhelfen. Eine neuerliche Schmerzwelle schlug über Barri zusammen.
    »Sie sind verletzt«, stellte Cody fest.
    Barri nickte. Der Geruch der Soße in ihrem Haar stieg ihr in die Nase, und sie versuchte sie wegzuwischen, machte dadurch jedoch alles noch schlimmer, denn jetzt klebten auch ihre Finger.
    »Sie ist gestürzt«, nuschelte Kenneth, obwohl er wissen musste, dass ihm niemand diese Ausrede abnehmen würde.
    Cody nahm Barris Hände in die ihren. Sanft sagte sie: »Ich bringe Sie jetzt ins Krankenhaus.«
    »Kann nicht ...« Barri schüttelte den Kopf. Sie hatte Angst, sich zu etwas überreden zu lassen, von dem sie wusste, dass es ein Fehler war. Was, wenn Kenneth sie später nicht mehr ins Haus ließ?
    »Sie brauchen ärztliche Hilfe.« Cody drückte einen Arm auf ihren Bauch, während sie sich aufrichtete, und streckte Barri die andere Hand hin. »Mein Auto steht draußen.«
    Jeder Atemzug stach wie tausend Nadeln, Tränen strömten über Barris Gesicht. Wenn sie nur eine Weile ruhig liegen bleiben könnte, ginge es ihr bestimmt wieder besser. Kenneth war schon so betrunken, dass er bald das Bewusstsein verlieren musste. Sie würde herausfinden, warum er sie dieses Mal wieder geschlagen hatte und ihm künftig keinen Grund mehr dazu geben.
    Dann zögerte sie und stieß zwischen kurzen, abgehackten Atemzügen hervor: »Warum ... bist du ... hier? Hast du ... hast du etwas Neues erfahren?« Cody war ihr Leben lang mit Dylan eng befreundet gewesen und hatte sich in den zwei Jahren seit seinem Verschwinden intensiv mit den Vorfahren der Familie Matheson beschäftigt. Ihr besonderes Interesse galt dem schottischen Straßenräuber, nach dem Dylan benannt worden war.
    »Mrs. Matheson ...« Cody nahm Barris Hand, um ihr aufzuhelfen, gab sie aber sofort wieder frei, weil das Bewegen des Armes Barri offensichtlich Schmerzen bereitete.
    Weshalb war Cody gekommen? »Hast du irgendetwas herausgefunden?«
    »Ja, allerdings. Kommen Sie, ich erzähle es Ihnen auf dem Weg zum Krankenhaus.«
    Das gab den Ausschlag. Bevor Dylan zu seiner Reise nach Schottland aufgebrochen war, hatte er seine Mutter gebeten, so viel wie möglich über diesen >Black Dylan< oder Dilean Dubh, wie Cody auf Gälisch sagte, in Erfahrung zu bringen. Sie hatte der wilden Geschichte über Dylans Namensvetter bislang nie viel Beachtung geschenkt, doch Dylan selbst schien sie für ungemein wichtig zu halten. Jetzt betrachteten Cody und sie Black Dylan als letztes Verbindungsglied zu ihrem verschwundenen Sohn. Zu ihrem toten Sohn. Nicht verschwunden. Barri wusste, dass er tot sein musste. Er wurde seit zwei Jahren vermisst. Wenn er noch am Leben wäre, hätte er sich längst gemeldet.
    Mühsam rappelte sie sich auf. Jede Bewegimg verursachte stechende Schmerzen. Kenneth stand auf. »Nicht so hastig, junge Dame!« Er trat drohend auf Cody zu.
    Ohne zu zögern, riss Cody eine Schublade des Geschirrschrankes auf, packte ein Steakmesser, drehte sich um und richtete es auf Kenneth. »Bleiben Sie stehen! Keinen Schritt weiter!« Die Klinge zitterte nicht. Cody hatte früher zu Dylans Schülern gehört und handhabte das Messer so geschickt wie ein Übungsflorett. Jeder im Raum wusste,

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