Die Rettung
wagten, ihnen die Stirn zu bieten. Sollen wir denn tatenlos zusehen, wie sie uns alle umbringen?«
Dylan machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch Iain ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Aber in einem Punkt muss ich dir Recht geben. Ich muss an das Wohl meines Clans denken und sollte daher die Männer wirklich nicht selbst in die Schlacht führen. Artair wird das an meiner Stelle tun.«
»Wäre es nicht doch besser, wenn ich diese Aufgabe übernehme?«, beharrte Dylan. »Immerhin habe ich bereits Kampferfahrung.«
»Richtig.« Iain lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und deswegen wirst du sein fear-còmnaidh sein. Kämpfe an seiner Seite und lass ihn an deinem Wissen teilhaben,"«
Dylan unterdrückte ein gequältes Stöhnen. Der Entschluss des Lairds stand fest; jeder weitere Widerspruch war zwecklos, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich in das Unvermeidliche zu fügen. Er straffte sich und nickte knapp. »Aye.«
Artair warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Iain begann ihnen zu erläutern, wie sich die Männer aus Ciorram fortstehlen sollten, ohne die Aufmerksamkeit der Sassunaich zu erregen.
Dylan hörte ruhig zu, obwohl es in ihm brodelte. Wenn doch nur Sinann noch bei ihm wäre! Er betrachtete den Gobelin forschend, aber die kleine weiße Gestalt rührte sich nicht mehr. Wo steckte die Fee nur? Was hatte Morrighan mit ihr angestellt? Wie konnte er sie wiederfinden? Nach einiger Überlegung beschloss er, sich später noch einmal in Iains Büro zu schleichen und zu versuchen, mit ihrem Abbild auf dem Gobelin Kontakt aufzunehmen.
Der Plan des Lairds sah vor, dass vierzig Männer aus Ciorram sowie Dylan und Artair sich direkt unter den Nasen der noch in der Garnison verbliebenen Rotröcke aus dem Tal schleichen sollten. Im Laufe der nächsten drei Tage würden einige auf die Jagd gehen und nicht mehr zurückkehren, andere zum Fischen auf den See hinausfahren, an einer entlegenen Stelle am Ufer landen und sich zum vereinbarten Treffpunkt durchschlagen. Wieder andere würden einfach mitten in der Nacht aus ihren Häusern verschwinden. Die im Tal zurückgebliebenen Mathesons - Frauen, Kinder und Männer, die zu alt oder zu schwach zum Kämpfen waren - sollten so weiterleben, als sei nichts geschehen, und wenn man sie nach dem Verbleib der Männer fragte, so würden sie über jeden eine sorgfältig ausgearbeitete Lügengeschichte erzählen. Je länger, desto besser - die Sassunaich brachten für die weitschweifigen Geschichten, die die Mathesons von Ciorram so liebten, wenig Geduld auf.
Dylan beeilte sich, mit der Schafschur fertig zu werden, bündelte die Vliese und lagerte sie in einer Ecke des Viehstalls. Er wagte gar nicht daran zu denken, was aus seinem Hof werden würde, wenn er in der Schlacht von Glen Shiel fiel. Dann wären seine Kinder Vollwaisen. Er konnte nur hoffen, dass der Laird sie zu sich nahm und das Land für Ciaran verwaltete, bis dieser volljährig war.
Doch wenn es zum Schlimmsten kam - was nun, da der mutmaßliche Erbe des Lairds die Männer in den Kampf führte, durchaus denkbar war -, konnte Iain sogar jederzeit wegen Hochverrates verhaftet werden. Dann würde das gesamte Tal, Dylans Hof mit eingeschlossen, von der Krone beschlagnahmt, verkauft oder einem königstreuen Clan zugesprochen werden. Man würde die Mathesons von Ciorram aus ihrer Heimat vertreiben und alles, was Dylan lieb und teuer war, zerstören. Gott allein mochte wissen, was dann aus seinen Kindern werden sollte.
Zwei Tage nach der folgenschweren Besprechung brachte Dylan Ciaran und Sile in die Burg, wo sich Iain und Una während seiner Abwesenheit um sie kümmern würden. Allmählich wurde Tigh a'Mhadaidh Bhäin zu ihrem zweiten Zuhause, was Dylan nicht gefiel. Ihr Platz war bei ihm und nicht bei den Großeltern in der Burg. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Selbst wenn Cait noch am Leben wäre, hätte er sie mit den Kindern zu ihren Eltern geschickt, dort waren sie sicherer als in seinem abgelegenen kleinen Tal. Er hatte sogar seine Hunde mitgebracht. Doirinn und Fionn tollten im Burghof mit den Hunden des Lairds umher.
Dylan setzte die Kinder auf einen Tisch und kauerte sich vor ihnen auf den Boden. »Seid brav und tut, was Großvater und Großmutter euch sagen, verstanden?«
Beide Kinder nickten. »Aye.« Sile sah ihn mit großen Augen an. Sie war noch zu klein, um zu verstehen, was um sie herum vorging, doch anscheinend begriff sie, dass ihr Vater für längere Zeit fortging.
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