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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Stille, dann schoben auch die restlichen Männer ihre Schwerter in die Scheiden zurück. Wieder blickte sich Dylan in der Halle um. »Gut. Wir sollten uns jetzt an die Arbeit machen.«
    Die Männer nickten stumm.
    Doch dann drehte sich Dylan plötzlich um, setzte Tormod die Spitze seines Dolches auf die Brust und herrschte ihn in einem Ton an, der keinen Widerspruch duldete: »Noch etwas, Tormod ... wenn du dich wieder einmal so aufführst wie eben, dann lasse ich dich auf der Stelle hängen. Du wanderst jetzt nur deshalb nicht ins Torhaus, weil ich dich brauche, um Sarah zu retten. Du bist ja nach mir wohl derjenige, dem am meisten daran liegt.«
    Tormod wurde leichenblass. Er nickte heftig, denn ihm war klar, dass er noch einmal glimpflich davongekommen war. Was er getan hatte, grenzte an Aufruf zur Meuterei. Er wusste auch, dass Dylan ihn sofort hinrichten lassen würde, falls er sich noch einmal etwas Derartiges zu Schulden kommen lassen würde. »Aye, Sir.«
    Dylan wandte sich an seinen treuesten Gefolgsmann. »Robin, mein Freund, geh mit den restlichen Männern der Burgwache durch das Dorf und stelle fest, wie viele Häuser abgebrannt sind. Dann fangt ihr damit an, Torf für den Wiederaufbau zu stechen.« Robin beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten.
    Danach beauftragte Dylan Eóin, Ciaran und Sile zu suchen. Der Junge rannte davon.
    Schließlich winkte er Nana zu sich. »Coinneach liegt bei mir im Haus auf dem Tisch. Kümmere dich um ihn. Und du wirst einen vernünftigen Preis für das Leichentuch berechnen.«
    Die junge Ena, die auch in der Menge stand, schrie leise auf und drängte sich mit tränenüberströmtem Gesicht aus der Halle. Die anderen sahen ihr schweigend nach.
    »Leinen ist im Moment sehr knapp«, erwiderte Nana.
    Dylan blieb fest. »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Wucherpreise werde ich nicht dulden.« Zwar würde Dùghlas die Begräbniskosten tragen, aber als Laird hatte Dylan dafür Sorge zu tragen, dass seine Leute nicht übervorteilt wurden. »Der Junge ist eines ehrenvollen Todes gestorben.«
    Nana wollte gleichfalls davoneilen, doch Dylan hielt sie zurück. »Kümmere dich auch um Seumas' Arm, aber pass auf, dass er nicht noch mehr Blut verliert. Und koch Nadel und Faden aus, bevor du ihn zusammenflickst.« Als Nana ihn daraufhin verwundert ansah, scheuchte er sie ungeduldig davon. »Frag nicht lange, tu es einfach!«
    Nana nickte und huschte aus der Halle.
    Ailis fragte erneut voller Sorge nach Marc, da ihr inzwischen klar geworden war, dass es viele Tote gegeben hatte. Als einer der Männer ihr leise mitteilte, dass auch ihr Mann zu den Opfern zählte, ließ sie sich schwer auf einen Stuhl fallen und barg das Gesicht in den Händen. Dylan nannte die Namen der restlichen Gefallenen, deren Witwen bitterlich zu schluchzen begannen. Einige liefen hastig aus dem Raum, andere fielen ihren Freundinnen in die Arme, um sich trösten zu lassen. Die Männer starrten angesichts dieser Gefühlsausbrüche verlegen zu Boden und scharrten mit den Füßen.
    Dylan rief Gracie zu sich. »Wie steht es um die Vorratskammern der Burg? Wie viel wurde gestohlen?« Während er sprach zog er seinen Mantel aus, knöpfte sein Hemd auf und entfernte den schmutzigen Leinenverband von seinem Arm, um die Wunde zu untersuchen. Die um ihn herumstehenden Frauen schnalzten erschrocken mit der Zunge. Eine von ihnen lief in die Küche und kehrte kurz darauf mit einer dampfenden Schüssel und einigen Tüchern zurück.
    Gracie überlegte einen Moment, dann sagte sie: »Im ganzen Tal gibt es kein einziges Rind mehr; sie waren alle auf einer Weide und konnten daher leicht weggetrieben werden. Ein paar Schafe haben sie nicht entdeckt, und die Cheviots oben auf deinem Land sind auch noch da. Aber den größten Teil der Herden haben die Räuber mitgenommen oder die Tiere aus reiner Bosheit getötet. Nur die am weitesten entfernt liegenden Höfe sind verschont geblieben.«
    Die Küchenmagd entfernte mit einem feuchten Lappen das getrocknete Blut von Dylans Oberarm und tastete sich behutsam zur eigentlichen Wunde vor. Das Fleisch an den Wund-rändern war geschwollen, dunkelrot verfärbt und stank. Übelkeit stieg in Dylan auf, und er bemühte sich, keine Miene zu verziehen, während er Gracie weiter ausfragte.
    »Waren es die MacDonells?«
    Alle Umstehenden schüttelten den Kopf. Unterdrückte Flüche und Verwünschungen wurden laut. »Nein, es waren Engländer«, erwiderte Gracie.
    Stirnrunzelnd nahm Dylan auf einem Tisch

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