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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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hatte.
    Malcolm blieb vor Dylan stehen und sah ihn ernst an. »Dylan Dubh, Seine Majestät König James VI. von Schottland und James I. von England schenkte dieses Schwert deinem Ur-urgroßvater zum Lohn für seine treuen Dienste.« Seine brüchige Stimme zitterte, und er räusperte sich, bevor er etwas lauter fortfuhr: »Seit hundert Jahren wurde es stets vom Laird der Mathesons von Ciorram an seinen Sohn oder den von ihm ernannten Nachfolger weitergegeben. Unser Clan hat furchtbar unter dem Joch der Besatzer gelitten. Viele von uns mussten bereits sterben, und viele werden diesen Winter nicht überleben, weil es am Nötigsten fehlt. Aber nun sollst du den Platz unseres Lairds einnehmen, den die Engländer so brutal ermordet haben, und tun, was in deiner Macht steht, um den Clan zu retten.« Mit diesen Worten hielt er Dylan das Schwert hin.
    Das ungewöhnlich geformte, eher dem Griff eines Rapiers ähnelnde Heft des alten Breitschwertes schimmerte silbern wie das Mondlicht. Noch nie in seinem Leben hatte Dylan eine so schöne und kostbare Waffe in den Händen gehalten. Schon als ihm dieses Schwert vor fünf Jahren zum ersten Mal vor Augen gekommen war, hatte er es bewundert, doch damals hatte er es mit den Augen eines Sammlers betrachtet, der ein so prächtiges Stück nur zu gerne seiner Sammlung einverleiben würde.
    Doch jetzt, nachdem er gemeinsam mit seinen Clansleuten so viel durchgemacht hatte, verstand er, dass das Schwert auch das Symbol einer ungeheuren Verantwortung darstellte. Jetzt war er der Laird von Glen Ciorram, alle Entscheidungen, die den Clan betrafen, mussten nun von ihm getroffen werden. Nach den Gesetzen der Sassunaich gehörte das Land nun ihm. Nach den Gesetzen des Clans und der ererbten Gerichtshoheit, die auch die Krone noch respektierte, war er befugt, Recht zu sprechen und Männer, die gegen die Regeln des Clans verstoßen hatten, nach Gutdünken zu verurteilen. Jeder Bewohner des Tales würde sich jetzt an ihn wenden, wenn es galt, Probleme aus der Welt zu schaffen und Streitigkeiten zu schlichten. In einer Zeit ständig wachsender Unterdrückung durch die englische Besatzungsmacht hing die Zukunft eines ganzen Clans nun von ihm ab.
    Dazu kam, dass die nächsten Wochen, vielleicht sogar schon die nächsten Tage über Leben und Tod seiner Leute entscheiden konnten. Es galt, Vieh und ausreichend Saatgut zu kaufen oder zu stehlen, wenn der Clan den Winter überstehen sollte.
    Sinann flüsterte ihm wieder einmal zu, was sie in den vergangenen fünf Jahren bis zur Erschöpfimg wiederholt hatte: »Du musst deine Leute retten, Dylan.«
    Er sah sie an und gelangte schließlich zu der Einsicht, dass sie Recht hatte.

24. Kapitel
    Dylan nahm das alte Breitschwert voller Ehrfurcht entgegen, schlang sich das Wehrgehenk über die Brust, sodass die Scheide an seiner Seite hing, und strich leicht über das silberne Heft. Dann schüttelte er Malcolm die Hand und dankte ihm.
    Die Menge zerstreute sich allmählich. Einige Männer kamen zu ihm, um ihm zu gratulieren, andere klopften ihm nur anerkennend auf den Rücken. Alle wirkten sichtlich erleichtert. Der Clan hatte einen neuen Führer, und vielleicht würde sich doch noch alles zum Guten wenden. Jetzt konnte sich Dylan erst einmal um seine eigenen Angelegenheiten kümmern.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte er Sinann leise.
    Die Fee zuckte die Schultern.
    »Wenn Nana sie heute Morgen noch gesehen hat, sind sie von den Räubern nicht getötet oder verschleppt worden.« Er ging auf den Gang zu, der zu den Türmen führte. Sinann flatterte hinter ihm her.
    »Bist du eigentlich ganz sicher, dass Sarah noch am Leben ist?«
    Dylan blieb wie angewurzelt stehen. Ihm war, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt. Mit gepresster Stimme erwiderte er: »Sie muss einfach noch leben. An etwas anderes wage ich gar nicht zu denken.«
    »Es wird wohl besser sein, wenn ich mich jetzt einen Moment ausruhe«, meinte Malcolm, sowie sich die Halle geleert hatte. Mühsam Ließ er sich auf eine Bank sinken und stützte sich auf seinen Stab, »Ich warte hier, während du deinen Sohn und deine Tochter holen gehst. Und ich kann dir auch etwas verraten, damit du nicht so lange suchen musst. Als die Soldaten über die Zugbrücke kamen, um Artair festzunehmen, sah ich die bei-den in den Stall rennen. Bis jetzt sind sie noch nicht wieder herausgekommen.«
    Dylan grinste, als er begriff, was wohl geschehen war. »Danke!« Er machte auf dem Absatz kehrt und

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