Die Rettung
es zuließ. »Malcolm! Ist er überhaupt noch am Leben?« Als die Frauen ihm dies bestätigten, schrie er noch einmal: »Malcolm!« Wo steckte der alte Mann? Es gab zu viel auf einmal zu tun, zu viele Menschen redeten auf ihn ein, forderten seine Aufmerksamkeit, hofften, er werde alle ihre Probleme lösen.
Anscheinend hatte der gesamte Clan nach dem Überfall in der Burg und auf dem Burghof kampiert. Überall brannten kleine Lagerfeuer, gerettete Besitztümer stapelten sich in den Ecken, und ein beißender Geruch nach verbranntem Stoff und Leder hing in der Luft.
Dann strömten nach und nach die Männer aus ihren Verstecken. Auch Artairs fünf Begleiter tauchten auf, unter ihnen auch Tormod, der sofort wissen wollte, was mit Artair geschehen war. Eine der Frauen erzählte ihm alles, während Dylan in die große Halle stürmte.
In der Mitte des Raumes blieb er stehen, schloss einen Moment die Augen und bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Clan. Zuallererst musste er an den Clan denken. Obwohl er am Liebsten die ganze Burg nach seinen Kindern abgesucht hätte, war er verpflichtet, sein vornehmliches Interesse den Menschen zu widmen, die hinter ihm in den Raum strömten. Seufzend drehte er sich zu seinen Leuten um.
Immer mehr Männer drängten in die Halle. Ailis fragte angsterfüllt nach Marc, aber niemand beachtete sie. Alle wollten wissen, wie es jetzt weitergehen sollte.
Doch da zog Tormod plötzlich sein Schwert und rief laut und vernehmlich: »Nein! Dylan Dubh ist nicht der rechtmäßige Laird! Ich werde ihm nicht folgen!« Weitere Schwerter wurden gezückt.
Die Frauen kreischten entsetzt auf und zerrten die Kinder hastig aus der Mitte der großen Halle fort. Tormod und diejenigen, die Artair die Treue geschworen hatten, bauten sich vor Dylan und dessen Gefolgsleuten auf.
»Kneif mich, damit ich weiß, dass ich nicht träume«, murmelte Dylan in Sinanns Richtung, dann stellte er sich zwischen die beiden Parteien, zog Brigid und erwiderte: »Ich mache dir einen Vorschlag, Tormod. Wir zwei fechten die Sache aus, und zwar nur wir beide, in einem Kampf Mann gegen Mann. Wenn du glaubst, du könntest mich töten, nur zu. Dann kannst du mit deinen Leuten versuchen, Artair zu retten, und dich dabei von den Engländern umbringen lassen. Mich kümmert dann nicht mehr, was aus euch wird. Meine Männer werden dir folgen, wenn du gewinnst.« Er wandte sich an Robin und die anderen. »Stimmt's, Leute? Wenn Tormod mich tötet, schwört ihr ihm Gefolgschaft, nicht wahr?«
Die Männer, die auf Dylans Seite standen - ungefähr fünfzehn an der Zahl - ließen ihre Waffen sinken, wobei einige vergeblich ein Lächeln zu unterdrücken versuchten, und nickten zustimmend.
Dylan drehte sich wieder zu Tormod um. »Siehst du? Also los. Wenn du mich besiegst, hast du hier zu bestimmen und kannst Artair befreien. Gewinne ich, bin ich der neue Laird. Wie hört sich das an?«
Tormod s Gesicht wirkte blass und angespannt. Unsicher blickte er zu Dùghlas und Colin hinüber. Jedem im Raum war klar, dass es zu keinem Kampf kommen würde. Dylan war dem älteren, schwerfälligeren Gegner gegenüber klar im Vorteil. Im ganzen Clan gab es keinen Mann, der es wagen würde, gerade Dylan zum Kampf zu fordern.
Dylan ließ Brigid sinken und wandte sich an die versammelten Mathesons. »Jetzt hört mir gut zu, ihr alle! Artair hat sich geopfert, um den Clan zu retten. Das werde ich ihm nicht vergelten, indem ich unsere überlebenden Männer geradewegs in eine Garnison voller Soldaten führe, die schon ihre Musketen laden, weil sie bereits auf uns warten.«
Dann musterte er Tormod mit zusammengezogenen Brauen finster. »Wenn du dich unbedingt umbringen willst, Tormod, dann setz dir eine Pistole an die Schläfe. Aber im Laufe der letzten Woche sind schon zu viele Männer für eine verlorene Sache gestorben, und im Moment gibt es Wichtigeres zu tun. Unsere Frauen und Kinder brauchen Nahrung und ein neues Dach über dem Kopf. Außerdem haben die Räuber Sarah entführt.« Das schien den Schmied zur Besinnimg zu bringen. Er ließ sein Schwert sinken und starrte Dylan fassungslos an.
Der fuhr fort: »Im Augenblick sind unsere ärgsten Feinde die Räuber, die uns bestohlen und unsere Häuser in Brand gesteckt haben. Wenn wir Sarah befreien wollen, brauchen wir jeden Mann, der in der Lage ist, ein Schwert zu führen. Also überlege es dir gut, ob du heute das Leben vieler Menschen opfern willst, Tormod.«
Eine Weile herrschte angespannte
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