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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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tobte, die kürzlich wieder neu entflammt war, weil Artair eines ihrer hübschesten Mädchen geraubt hatte. Auch der erste Mann, den Dylan je getötet hatte, war ein MacDonell gewesen.
    Als er von dem Viehdiebstahl hörte, legte sich ein roter Wutschleier vor seine Augen. Einen Augenblick lang konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen, er war nur noch von dem Wunsch nach Rache beseelt. »Diese gottverfluchten MacDonells! Wir sollten die ganze Bande ein für alle Mal ausräuchern!«
    Einige Männer nickten zustimmend, doch dann zwinkerte Dylan verwirrt und zwang sich zur Ruhe, während er sich fragte, warum er wegen drei gestohlener Rinder so außer sich geriet. Ihm war heiß, und in seinem Kopf summte ein ganzer Bienenschwarm. Er schüttelte sich leicht, doch die Wut wollte nicht verfliegen. Artair verkündete, sie sollten sich ihr Eigentum zurückholen, und Dylan pflichtete ihm mit mehr Enthusiasmus bei, als eigentlich vernünftig war. Der Gedanke, Brigid in den Hals eines MacDonells bohren zu können, bereitete ihm grimmiges Vergnügen.
    Halt. Er blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. Kein Vergnügen. Töten war manchmal ein notwendiges Übel, aber niemals ein Vergnügen. Dylan holte ein paarmal tief Atem. Er hatte schon immer ein aufbrausendes Temperament gehabt und sich oft dafür geschämt, aber bis heute war es ihm meist gelungen, sich halbwegs zu beherrschen.
    Artair wippte tatendurstig auf den Fußballen, während er die Männer instruierte. »Wir brauchen Waffen und Proviant. Jeder von euch geht jetzt nach Hause und holt sich etwas, was als Waffe dienen kann. Wir treffen uns bei Dùghlas. Im Schnee lassen sich Spuren leicht verfolgen, und die MacDonells sind dumm genug, uns schnurstracks zu ihren Weiden zu führen.« Letzteres traf mit Sicherheit nicht zu, aber Artair sprach mit solcher Überzeugung, dass niemand Einwände erhob. Auch Dylan widersprach nicht, er brannte darauf, die räuberischen MacDonells zu verfolgen.
    Doch noch während Artair den Männern seinen Plan auseinander setzte, ertönte lautes Hufgetrappel. Die Schotten liefen auseinander, weil sie keinesfalls den Eindruck erwecken wollten, sich hier versammelt zu haben, denn Versammlungen waren streng verboten. Eine Abordnung Dragoner galoppierte säbelrasselnd auf sie zu und umringte die Männer von Ciorram, ehe diese die Flucht ergreifen konnten. Major Bedford führte die Rotröcke an, Leutnant MacCorkindale hielt sich dicht hinter ihm.
    »Bleib stehen, du da drüben!«, rief der Major einem Mann nach, der in der Dunkelheit verschwinden wollte, und feuerte einen Schreckschuss in die Luft. Die anderen Soldaten senkten ihre Musketen und richteten sie auf die anderen.
    Der Flüchtende - es war Tormod Matheson, der Schmied von Ciorram - hatte schon fast die Zugbrücke erreicht. Jetzt blieb er stehen und hob beide Hände.
    Der Major, der so steif auf seinem unruhig tänzelnden Pferd saß, als habe er einen Ladestock verschluckt, gab Befehl, die Musketen schussbereit zu halten, dann wandte er sich an die Schotten. Seine Stimme klang blasiert und befehlsgewohnt. »Dies hier ist eine illegale Versammlung. Ich darf euch daran erinnern, dass das Gesetz mir das Recht gibt, jeden von euch auf der Stelle zu verhaften.«
    Er hielt einen Moment inne, um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, hob das Kinn und starrte die Männer über seine lange aristokratische Nase hinweg hochmütig an. Die Mathesons warteten geduldig ab, wobei sich jeder insgeheim weit weg wünschte. Bedford holte tief Atem und fuhr dann fort: »Außerdem ist mir der Grund für besagte Versammlung wohlbekannt. Ich möchte noch einmal betonen, dass jeder Versuch, sich gestohlenes Gut auf eigene Faust wieder anzueignen, als offene Missachtung des Gesetzes angesehen und dementsprechend bestraft wird.« Während er sprach, heftete sich sein Blick auf Dylan, und seine Augen wurden schmal. »Überdies wird jeder, der sich bei solchen Aktionen auch noch verbotener Waffen bedient«, hierbei blickte er vielsagend auf den Dolch, der in Dylans Gamasche steckte, »sofort festgenommen und den Vorschriften des Entwaffnungsgesetzes gemäß abgeurteilt.«
    Die Mathesons erwiderten nichts darauf, sondern sahen den Sassunach nur ausdruckslos an. Tormod starrte zu Boden, und selbst Seumas Glas MacGregor, dessen Hang, derartige Situationen ins Lächerliche zu ziehen, allgemein bekannt war, schwieg. Ein böser Funke tanzte in seinen Augen.
    Dylan wich Bedfords Blick nicht aus. Dabei grub er

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