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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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rümpfte abfällig die Nase. »Du hättest diesen elenden Whig im Moor versenken und vergessen sollen.«
    Dylan schüttelte den Kopf. »Irgendwann hätte ihn jemand beim Torfstechen ausgegraben, und da solche Moore Leichen gut konservieren, hätte man ihn sofort erkannt. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen.« Der Schädel hatte sich schwarz verfärbt, und die körnige Oberfläche verriet, dass er morsch geworden war.
    »Der ganze Clan hätte verstanden, dass du ihn töten musstest. Die Männer hätten selbst genauso gehandelt, wenn ihnen die Wahrheit bewusst gewesen wäre.«
    »Ja, und trotzdem hätten sie meine Kinder als Bastarde bezeichnet, weil Caits erster Mann während unserer Ehe noch am Leben war.« Dylan starrte den zerbrochenen Schädel an, dessen Kiefer wie in einem stummen Schrei erstarrt herunterhing. Connor Ramsay sah aus, als hätten ihn die sieben Monate, die er unter Exkrementen begraben gewesen war, vollends in den Wahnsinn getrieben. Er hat bekommen, was er verdient hat, dachte Dylan, und dabei wurde ihm ein bisschen leichter ums Herz.
    »Niemand hätte so etwas behauptet. Du konntest doch nicht wissen, dass er noch lebte.«
    Dylan stützte sich auf seine Schaufel, legte den Kopf schief und musterte die Fee aus schmalen Augen. »Glaubst du, das hätte irgendwen interessiert? Die Kinder hätten trotzdem als illegitim und ich als Ehebrecher gegolten. Iain Mór hegt keine sonderlich freundlichen Gefühle für mich, erst recht nicht nach Caits Tod, und nichts wäre ihm lieber, als dass unsere Ehe für ungültig und die Kinder für unehelich erklärt würden. Dann könnte er nämlich das Sorgerecht für sie verlangen.«
    »Das will er doch gar nicht.«
    Dylan richtete sich auf und lachte bitter. »Er nicht, aber seine Frau. Una möchte die Kinder selbst großziehen. Sie hat ja oft genug gesagt, dass sie glaubt, ich wäre dieser Aufgabe nicht gewachsen. Sie hält es für falsch, dass Ciaran und Sile bei mir aufwachsen, weil ich >nur ein Mann< bin.«
    Sinann nickte zustimmend. »Da ist etwas Wahres dran, mein Freund. Du bist wirklich nur ein Mann.«
    Dylan funkelte sie böse an.
    »Ich meine, es wird nicht leicht sein, Lady Matheson davon zu überzeugen, dass sie sich irrt«, verbesserte sie sich hastig- Dylan grunzte, stützte sich wieder auf seine Schaufel und senkte seine Stimme, damit ihn niemand mit der unsichtbaren Fee sprechen hören konnte. »Und da ist noch Vater Turnbull. Der würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn er erfahren würde, dass ich eine Frau geheiratet habe, deren rechtmäßiger Ehemann noch am Leben war. Wahrscheinlich würde er mich und die Kinder sofort exkommunizieren.«
    »Das würde er nie tun!«
    Dylan zog spöttisch die Brauen hoch. »Ach nein?« Unwillkürlich blickte er sich nach der hageren, schwarz gekleideten Gestalt um, obwohl er wusste, dass der Priester sich zurzeit gar nicht in dieser Gegend aufhielt. Allein der Gedanke an den übereifrigen Gottesmann machte ihn nervös. Er drehte sich wieder zu dem Komposthaufen um und begann, den Rest von Ramsays Skelett auszugraben. »Ich glaube, Turnbull wäre jeder Vorwand recht, um mich aus der Kirche auszustoßen.« Was in diesem Tal einem Ausschluss aus dem Clan gleichkam. »Du weißt doch, dass er mir nicht über den Weg traut.« Er schielte aus den Augenwinkeln zu der Fee hinüber. »Er glaubt, ich würde mit unsichtbaren Dämonen sprechen.«
    Sinann kicherte, dann fiel ihr ein, wie viel Schaden religiöse Eiferer wie Vater Turnbull anrichten konnten, und sie schnaubte verächtlich. »Soll er doch machen, was er will. Der Clan wird immer hinter dir stehen.«
    »Nicht bedingungslos. Wenn ich dem Clan helfen will, den nächsten Aufstand möglichst unbeschadet zu überstehen, dann darf ich mich nicht unnötig in Schwierigkeiten bringen.« Ein Oberschenkelknochen landete neben dem Schädel.
    Sinanns Augen leuchteten auf, und sie flatterte aufgeregt in die Höhe. »Dann hast du es dir also überlegt? Du wirst die Geschichte verändern und deine Leute vor dem Untergang retten!'«
    Geduldig wiederholte Dylan die Litanei, die er ihr schon unzählige Male vorgebetet hatte. »Sinann, der Lauf der Geschichte kann nicht verändert werden. Aber es gibt gewisse Vorkehrungen, die ich treffen kann, um das Unglück möglichst klein zu halten. Wenn Artair eines Tages Iains Nachfolge antritt und als Laird dieses Tal beherrscht, dann wird er nichts Eiligeres zu tun haben, als den Clan direkt in die Fänge der Sassunaich zu führen. Wollen

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