Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
seine Fingernägel fest in die Handflächen und hob eine Schulter, um zu spüren, wie sich die Haut über den Peitschennarben auf seinem Rücken spannte - ein Andenken an einen früheren Zusammenstoß mit Bedford. Dylan hasste die englische Armee mit jeder Faser seines Herzens und den Major verabscheute er ganz besonders. Es juckte ihn in den Fingern, Brigid zu ziehen, doch er beherrschte sich. Stattdessen brach er den Blickkontakt mit Bedford ab und starrte ins Leere. Es kostete ihn eine immense Kraft, seinen Zorn im Zaum zu halten.
    Bedford redete weiter: »Morgen schicke ich einen Trupp Dragoner los, um die Diebe zu suchen. Mit etwas Glück werdet ihr euer Vieh zurückbekommen.«
    Artair schnaubte verächtlich. Er war Anfang zwanzig, benahm sich aber oft noch wie ein dummer Junge.
    »Wolltest du etwas sagen, Artair?« Es klang wie eine Aufforderung zum Selbstmord. Die erwartungsvolle Vorfreude in Bedfords Stimme war nicht zu überhören.
    Der aufmüpfige junge Mann warf seinen rotblonden Schopf zurück und schob das Kinn vor. »Wenn Ihr die spreidhe wirklich wiederfinden solltet, wird sie vermutlich in den Mägen Eurer Leute landen.«
    Dylan warf ihm einen scharfen Blick zu und hoffte, dieser Dummkopf würde sich nicht noch zu weiteren unbedachten Äußerungen hinreißen lassen. Doch Artair, der es wie immer genoss, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, achtete gar nicht auf ihn, sondern starrte den Major herausfordernd an. Jetzt war er es, den Dylan am liebsten umgebracht hätte. Das Summen unter seiner Schädeldecke war kaum noch zu ertragen. Er rieb sich heftig über die Schläfen, doch das half auch nicht viel.
    Ein höhnisches Lächeln spielte um Bedfords Lippen. Er zügelte sein nervöses Pferd und verkündete sichtlich befriedigt: »Da ihr Mathesons offenbar nicht gewillt seid, den Anordnungen der Beamten Seiner Majestät Folge zu leisten, bleibt mir keine andere Wahl, als für die nächste Woche eine Ausgangssperre über dieses gottverlassene Tal zu verhängen.« Wieder wandte er sich eher an Dylan als an Artair. Ein triumphierender Ausdruck lag in seinen Augen. Es bestand kein Zweifel daran, dass er gehofft Latte, Artair werde ihm einen Grund für diese Ausgangssperre liefern, und zu seiner Freude war seine Rechnung aufgegangen. »Jeder von euch, der sich nach Sonnenuntergang außerhalb seines Hauses antreffen lässt, wird sofort verhaftet und mindestens einen Monat lang in der Garnison eingekerkert. Ich werde keinerlei Gesetzesübertretungen mehr dulden. Es gibt nur einen einzigen Weg, diese ständigen Diebereien zu unterbinden - man darf euch Barbaren keine Gelegenheit mehr dazu geben.«
    Das Pferd des Majors begann erneut zu tänzeln. Es war ein prachtvolles Tier; ein großes, dunkles Vollblut mit weißen Beineri, das alle Augen auf sich zog als es sich aufbäumte und mit den Vorderhufen ausschlug. Der Rotrock tätschelte ihm beruhigend den Hals, ehe er fortfuhr: »Der Himmel weiß, dass ihr Mathesons den MacDonells in den letzten Jahren mehr als genug Vieh gestohlen habt. Vermutlich schuldet ihr ihnen sogar noch mehr als die drei Rinder, die sie weggetrieben haben.«
    Damit erzählte Bedford ihnen nichts Neues. Zwischen den einzelnen Clans bestand die stillschweigende Übereinkunft, sich gegenseitig nicht vorzuhalten, wer wie viele Rinder von wem gestohlen hatte. Clans, die dem Hungertod nahe waren, stahlen von denen, die noch genug zum Leben hatten - wohlwissend, dass das Glück sich wenden und sie im Jahr darauf selbst zum Ziel von Dieben werden konnten. Seit Jahrhunderten bildeten die gegenseitigen Raubzüge ein gut funktionierendes Sozialsystem in den Highlands, das niemand aufgeben mochte. Eine andere Möglichkeit, das Überleben der Clans zu sichern, gab es in dieser Welt nicht. Hier entschieden ein paar Rinder mehr oder weniger über Leben und Tod.
    Artair meldete sich noch einmal zu Wort. »Wenn wir sie ungestraft davonkommen lassen, werden sie das als Freibrief betrachten und sich auch in Zukunft nach Herzenslust an unserem Vieh vergreifen.«
    Bedford wandte sich zu dem jungen Mann um. »Sie würden ohnehin zurückkommen, um noch mehr Rinder zu stehlen, du Narr.« In seiner blasierten Stimme schwang die ganze Verachtung der Wohlhabenden für die vom Glück weniger Begünstigten mit.
    Artair machte Anstalten, ihm eine hitzige Antwort zu geben, doch Bedford schnitt ihm das Wort ab. »Da ich kein Unmensch bin, werde ich euch noch gestatten, jetzt nach Hause zu gehen. Aber trödelt

Weitere Kostenlose Bücher