Die Rettung
Morgan Le Fay, die Herrin vom See, Phantomkönigin, Kriegsgöttin und was weiß ich noch alles. O ja, dich würde ich überall wieder erkennen.«
Morrighan seufzte tief. Dabei hoben und senkten ihre Brüste sich langsam; ein Anblick, der seine Wirkung auf Dylan nicht verfehlte. Sie stand auf und trat zu ihm. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, und er streckte schon eine Hand aus, um sie zu berühren, strich dann aber doch nur sacht mit einem Finger über ihr schimmerndes Gewand. Es fühlte sich hauchzart an. Morrighan ging zu einem mit Gras bewachsenen niedrigen Hügel unter einer mächtigen Eiche, ließ sich dort nieder und spreizte leicht die Beine. Der Stoff ihres Kleides schmiegte sich an ihre weichen Schenkel, und nun blieb Dylans Blick wie gebannt an einer anderen Stelle ihres Körpers haften.
Das Blut strömte wie flüssiges Feuer durch seine Adern. Heiser krächzte er: »Ich habe dich schon einmal gefragt, was du eigentlich von mir willst. Vielleicht gibst du mir jetzt endlich eine Antwort.« In diesem Moment hätte er viel darum gegeben, sich einfach zu ihr legen zu können. Seit Monaten hatte er keine Frau mehr gehabt, und das heftige Verlangen, das in ihm brannte, löschte fast den letzten Rest seiner Vernunft aus. Sogar eine Vereinigung mit der Göttin des Krieges verlor plötzlich jeglichen Schrecken.
Morrighan beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich will das größte Geschenk, das ein Mann einer Frau machen kann. Ich will dich. Hier und jetzt.« Sie hob den Saum ihres Gewandes und streifte es sich über den Kopf. Nackt und nahezu überirdisch schön richtete sie sich auf und streckte ihm eine Hand hin, um ihn zu sich herunterzuziehen.
Die Begierde vernebelte Dylan die Sinne. Traumbefangen ging er auf sie zu und ergriff ihre Hand. Mühsam stieß er hervor: »Warum? Warum gerade ich?«
Sie antwortete nicht, sondern tastete nach seinem Gürtel und loste ihn. Sein Kilt glitt zu Boden, sodass er nur noch mit seinem knielangen Hemd bekleidet vor ihr stand. Hastig zerrte er es sich über den Kopf und schleuderte es von sich.
Morrighan zog ihn an sich, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und presste ihre Lippen auf die seinen. Gierig erwiderte er ihren Kuss. Sein Körper schien in Flammen zu stehen, das Pochen in seiner Lendengegend steigerte sich zu einem fast unerträglichen Schmerz. Obwohl er wusste, dass er im Begriff stand, den größten Fehler seines Lebens zu begehen, brachte er es nicht über sich, von ihr abzulassen. Ihre Hand strich über seinen Rücken, als er sich neben sie legte und sie an sich zog.
Ein harter Schlag traf sein Gesicht. »Dylan!« Wieder klatschte es. »Och, Dylan!«
Dylan erwachte mit einem Ruck. Sinann schwebte über ihm, er konnte sie im schwachen Licht der glimmenden Kohlen kaum erkennen. Die Kinder schliefen friedlich, Sile lag reglos wie eine Puppe in seinem Arm. Er stöhnte leise.
»Dylan, ich denke, du solltest mir erzählen, was du gerade geträumt hast!«, zischte ihn die Fee an.
Ein sengender Schmerz schoss durch seinen Körper. Er schob Sile zu ihrem Bruder hinüber und kroch aus dem Bett, um noch einen Torfballen auf das Feuer zu legen. Dann hob er seinen Kilt vom Boden auf, schlang ihn um sich und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er fror jämmerlich, und seine Muskeln waren steif und verkrampft. »Was war denn los? Habe ich etwas gesagt?«
»Nein. Aber dein Herz hat so rasend schnell geschlagen, dass ich davon wach geworden bin. Wenn das noch ein paar Minuten so weitergegangen wäre, würdest du jetzt nicht mehr leben.« Sinann flatterte zu ihm hinüber und kauerte sich neben seinem Stuhl nieder. »Was ist geschehen, mein Freund? Ich habe Todesängste um dich ausgestanden.«
»Morrighan ... Ich habe ... von Morrighan geträumt.«
Sinann nickte. Sie verstand augenblicklich. »Dann ist es ja gut, dass ich dich geweckt habe.«
Dylan stöhnte. »Eine Minute später wäre besser gewesen, Tink. Hättest du mir nicht wenigstens noch diese eine Minute gönnen können?« Nur wäre die Fee eine Minute später vermutlich gar nicht mehr im Stande gewesen, ihn aufzuwecken. »Es war ja bloß ein Traum. Nicht weiter wichtig.« Wenn man einmal davon absah, dass sich ein gewisser Teil seiner Anatomie anfühlte, als sei er unter einen Presslufthammer geraten.
»Sie will etwas von dir. Etwas, was du ihr freiwillig nie geben würdest.«
»Was sollte das denn sein?« Allmählich ließ der Schmerz etwas nach. Er konnte wieder klarer denken und begann,
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