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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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die verhärteten Muskeln oberhalb seines Knies zu massieren. »Was könnte sie schon von mir wollen?«
    Die Fee verschränkte die Arme und hob das Kinn. »Erzähle ich dir nicht schon seit Jahren, dass du dazu bestimmt bist, unser Volk zu retten? Ich habe das Schwert ausgeschickt, um mir einen Helden wie den großen Cuchulain zu bringen, und es hat dich aus der Zukunft hierher versetzt. Vielleicht will Morrighan dich vernichten, weil sie fürchtet, du könntest eines Tages über mehr Macht verfügen als sie selbst.«
    Dylan erschauerte und wickelte sich fester in seinen Kilt. Da er trotzdem noch fröstelte, legte er einen weiteren Torfballen auf das Feuer. »Cuchulain war ein Krieger, der im Kampf fiel. Sie ist die Göttin des Krieges. Das klingt, als wäre allein dadurch sein Ende vorherbestimmt gewesen. Aber ich bin nicht Cuchulain, Tink. Er war ein grausamer, herrschsüchtiger Bastard und noch dazu der Sohn eines Gottes.« Beim Gedanken an seinen eigenen Vater, diesen gewalttätigen Trunkenbold, verdrehte er die Augen. »Eins kannst du mir glauben, ich würde nie wa-gen, Anspruch auf göttliche Abstammung zu erheben. Was also will Morrighan von mir?«
    Sinann hob die schmalen Schultern. »Vermutlich das, was sie immer will, diese elende baobhan sidhe!«
    Dylan runzelte verwirrt die Stirn. »Hexenfee? Wie meinst du das?«
    Sinann beugte sich vor. Mit Abscheu in der Stimme erklärte sie auf Englisch: »Sukkubus. Ich wette, dass ich sie bei einem beinahe erfolgreichen Versuch gestört habe, dich zu verführen. Du brauchst es gar nicht zu leugnen. Ich habe schließlich Augen im Kopf.« Dabei zeigte sie mit dem Finger anklagend auf seine Lendengegend.
    Er zwinkerte, machte Anstalten, alles abzustreiten, besann sich dann aber. »Es war doch nur ein Traum. Alles nur Illusion.«
    »Och, und ich dachte, du hättest zumindest ein bisschen von dem in Erinnerung behalten, was ich dich gelehrt habe. Schau dir die Narbe auf deinem Arm an, die du davongetragen hast, als sie dir den ersten Traum schickte, und dann erzähl mir, dass du ihr nicht beinahe gegeben hättest, was sie wollte.«
    Dylan verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um ihr empört zu widersprechen, doch Sinann schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ich glaube allerdings nicht, dass sie nur auf deinen Samen aus ist. Aber sie könnte ihn benutzen, um das zu erlangen, was sie wirklich will - was immer das auch sein mag.«
    Das stimmte Dylan nachdenklich. Er rollte seinen rechten Ärmel auf und betrachtete die Bissspuren, die Morrighan dort hinterlassen hatte, als sie ihm im Traum in Gestalt eines Wolfes auf den Leib gerückt war. Kurz darauf hatte er in der Nähe von Perth sein Schwert verloren. Damals war er mit einer blutenden Wunde am Arm erwacht, die nun zu einer dünnen, weißen Narbe verblasst war.
    Plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Hoffnung keimte in ihm auf. »Tink, könnte dann dieser Traum von Cait nicht auch real sein? Glaubst du, dass mich Cait tatsächlich mórgens besucht?«
    Sinanns Gesicht umwölkte sich. »Das kann ich dir auch nicht sagen, mein Freund. Aber ich würde nicht darauf hoffen. Meistens ist ein Traum nämlich wirklich nichts als ein Traum.«
    Dylan schlang die Arme um die Knie, stützte den Kopf darauf, starrte ins Feuer und wünschte sich sehnlichst, sein Traum von Cait würde eines Tages Wirklichkeit werden.
    Ein lauter Schwall wüster Beschimpfungen riss Daghda aus dem Schlaf. Benommen blinzelte er zu Morrighan hinüber und wartete darauf, dass sie sich wieder beruhigte. Sie tigerte nackt in der Höhle auf und ab, stampfte dabei mit den Füßen auf und überschüttete die Wurzeln ihrer Beschützerbäume mit Flüchen und Verwünschungen. Jedes Mal, wenn sie die Stimme erhob, loderten die Flammen des Feuers hoch auf. Daghda schrak zusammen. Er fürchtete, die mächtige trockene Wurzel direkt über seinem Kopf könne in Brand geraten.
    »Pass doch auf, du unbeherrschte Hexe, sonst tötest du den Baum, und wir werden dafür zur Rechenschaft gezogen!« Schon jetzt würde er den Baumgeistern wegen der ihnen zugefügten Beleidigungen Abbitte leisten müssen.
    Morrighan fuhr herum. »Ich hatte ihn schon in meiner Gewalt! Er hätte mir nicht mehr entkommen können! Diese kleine each-uisge Sinann hat ihn gerettet!«
    Der Anführer der Tuatha De Danann Heß sich auf sein Lager zurücksinken und räkelte sich genüsslich. Morrighans Wut schien ihn zu amüsieren. »Och«, machte er mit gespieltem Bedauern.

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