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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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abzustreifen. Das schmutzigere von beiden warf er ebenfalls auf den Boden, das etwas sauberere hängte er an einen Haken an der Wand.
    Gracie hatte einen Krug Wasser nebst Schüssel auf den Waschtisch gestellt und auch saubere Leinentücher daneben gelegt. Dylan goss Wasser in die Schüssel und begann sich zu waschen. Obwohl er sich vor ein paar Stunden gründlich im Bach abgeschrubbt hatte, mochte er auf seine abendliche Wäsche nicht verzichten. Frisch und sauber zu Bett zu gehen machte für ihn den Unterschied zwischen einer halbwegs zivilisierten Lebensweise und dem Outlawdasein aus, das er vor seiner Heirat mit Cait geführt hatte. Er hatte diese Gewohnheit auch nach ihrem Tod beibehalten, weil sie ihm das Gefühl vermittelte, dass doch noch nicht seine ganze Welt in Scherben lag.
    Das kalte Wasser kühlte auch seine immer noch schwelende Wut ein wenig ab; das Summen in seinem Kopf verflog. Ein paar Tropfen rannen über seinen Rücken und an den Beinen hinunter, während er sich gründlich abrubbelte. Bald fühlte er sich nicht nur äußerlich wieder sauber. Der Zorn, der ihn den ganzen Abend lang mit glühenden Klauen gepeinigt hatte, ließ nach, und er kam sich langsam wieder vor wie ein Mensch.
    Nachdem er seine Wäsche beendet hatte, fuhr er sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar, streifte das sauberere Hemd über, schob den Seidenvorhang ein Stück zur Seite und kroch neben seinen Kindern unter die Decke. Das Bett war zwar groß, trotzdem musste er Sile wegschieben, um sich Platz zu verschaffen. Die Zweijährige wimmerte leise, dann schlug sie die Augen auf, erkannte ihren Vater und schob sich auf seine Brust. Dylan legte den Arm um sie, sie kuschelte sich zufrieden an ihn und schlief wieder ein. Ciaran rollte sich leise schnarchend auf die andere Seite. Die regelmäßigen Atemzüge seiner Kinder waren das Letzte, was Dylan hörte, bevor er in einen tiefen Schlaf fiel.
    Die warme Waldluft roch würzig, winzige Insekten summten hin und her, Vögel zwitscherten laut. Dylan blickte sich verwundert um. Er hatte keine Ahnung, wo er war; er wusste nur, dass er sich in Schottland befinden musste, das verrieten ihm die hohen Kiefern und das dunkelgrüne Moos, das überall wucherte. Schwarzbraune Pilze wuchsen in Feenringen im Gras; sie erinnerten ihn an kleine, in einem ewigen Tanz erstarrte Figuren. Der Tag war so warm, dass er seinen Mantel auszog und zu Boden fallen ließ. Wo bin ich hier nur hingeraten?, dachte er verwirrt. Ein Hase hoppelte auf ihn zu, duckte sich unter einen Farnstrauch und beäugte ihn. Dylan wünschte, er hätte Pfeil und Bogen dabei. Schon lange war in seinem Haus kein frisches Fleisch mehr auf den Tisch gekommen. Doch dann fiel ihm das seltsame Leuchten in den Augen des Tieres auf. Es schien zu wissen, wer er war und was er gerade dachte, und das erfüllte Dylan mit Unbehagen. Die Nase des Hasen zuckte ein paarmal, dann wandte er sich ab und hoppelte gemächlich davon.
    Dylan schlenderte weiter durch den Wald. Dabei überlegte er, wie er um Himmels willen wieder nach Hause kommen sollte. Doch plötzlich stand er am Rand einer kleinen Lichtimg. Goldenes Sonnenlicht fiel durch die Baumkronen auf das sattgrüne, mit Heidekraut durchsetzte Gras. Überall blühten kleine violette Wildblumen. Es war das schönste Fleckchen Erde, das Dylan je gesehen hatte.
    Dann fiel sein Blick auf die Frau, die müßig im Gras lag. Sie trug ein schimmerndes weißes Gewand, das dem von Sinann ähnelte, nur war es aus einem nahezu durchsichtigen Stoff gefertigt, der nichts der Fantasie überließ. Die Frau setzte sich langsam auf. »Dylan Dubh«, sagte sie leise. Ihr schwarzes Haar floss ihr in weichen Wellen über die Schultern, die blutroten Lippen öffneten sich leicht. Lockend fuhr sie mit der Zungenspitze darüber hinweg. Tiefschwarze Augen richteten sich auf Dylan.
    Das Summen in seinem Kopf setzte wieder ein, ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, und sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    »Morrighan!«, entfuhr es ihm.
    Sie lächelte ihn an, und sein Puls begann zu hämmern. »Du erkennst mich also trotz meiner Verkleidung? Ich fühle mich geschmeichelt.«
    Dylans Augen wurden schmal. »O ja, ich erkenne dich. Ich habe dich am Tag der großen Schlacht gesehen. Du bist auf deinem Feenhügel herumgetanzt und hattest den Spaß deines Lebens, während rund um dich herum die Männer sterben mussten. Man kennt dich unter vielen Namen: Mór Ríogain, Morrighu, Móirigna, Morgana,

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