Die Rettung
geben. Doch Artair hatte es schon immer vorgezogen, ihm angebotene Waren zwar zu prüfen, sie aber nicht zu kaufen. Die Verhandlungen hinsichtlich des. Heiratskontraktes waren nur schleppend angelaufen, und als sich dann auch noch herausstellte, dass der junge Grünschnabel in diesem Fall die Ware entschieden zu früh gekostet hatte, zogen die MacDonells ihr Angebot zurück. Der Vater des Mädchens hatte vor Wut geschäumt, und die Mathesons hatten schon gefürchtet, es könne zu einem Kampf kommen, weil er eine Entschädigung verlangte. Iain hatte seine Forderung aber kategorisch zurückgewiesen. Nicht lange danach war Dùghlas' Vieh gestohlen worden.
Artairs neuer Schwärm, ein MacGregor-Mädchen, traf an einem kalten, verschneiten Tag Anfang März in Ciorram ein. Dylan wurde in die Burg bestellt, um einige Mitglieder des Clans zu begrüßen, die aus dem Süden des Landes angereist waren, um mit Iain einige Dinge zu besprechen. Also wusch Dylan sich und legte einen sauberen Kilt an, dann machte er sich auf den Weg zum Tigh. Ein leichter Schneefall hatte eingesetzt.
Als er über den Pfad entlang des Torfmoors nach Glen Ciorram kam und durch das Dorf ging, schneite es schon stärker. Er schob die Hände in die Manteltaschen und hielt den Kopf gesenkt, sodass die Flocken nur sein Haar und nicht sein Gesicht trafen. Die ersten Felder kamen in Sicht. Vor Tormods Haus entdeckte Dylan ein paar Dragoner, die dort hin und her ritten. Zuerst dachte er, sie hielten dort eine Manöverübung ab, was sie im Winter auf den abgeernteten Feldern häufig taten, doch dann bemerkte er die jämmerliche Gestalt, die zwischen den Pferden eingekesselt war. Klägliche Schreie wehten zu ihm herüber und Dylan unterdrückte einen bösen Fluch.
Während er auf das Feld zustürmte, betete er, dass Ranald noch nicht schwer verletzt worden war. Kein anderer Dorfbewohner war zu sehen; alle hatten Türen und Fensterläden geschlossen und sich in ihren Häusern verschanzt. Die Angst vor den Engländern war größer als der Wunsch, Ranald beizustehen. Dylan konnte vor Wut keinen klaren Gedanken mehr fassen, sonst hätte er vermutlich auch abgewartet, bis die Dragoner von ihrem Opfer abließen. So aber rannte er weiter, ohne an die Gefahr zu denken, in die er sich damit brachte, und setzte mit großen Sprüngen über die niedrigen Steinmäuerchen, die ihn von Ranald trennten.
Dieser war inzwischen in helle Panik geraten. Seine Schreie gingen in ein schrilles Gekreische über, als die Kavalleriesoldaten ihm abwechselnd ihre Säbel über den Rücken hieben. Das Hemd des jungen Mannes hing ihm in Fetzen am Leib, dünne rote Streifen zogen sich kreuz und quer über seine Haut, Blut tröpfelte an seinem Bein herunter. Schluchzend drehte er sich im Kreis, um den Schlägen der Rotröcke zu entgehen, doch gegen seine drei Peiniger hatte er keine Chance.
Dylan brüllte ihnen zu, sofort aufzuhören. Die Soldaten waren von seinem plötzlichen Auftauchen so überrumpelt, dass sie die Säbel sinken ließen. Einer lachte verlegen. Ranald lief auf Dylan zu und schlang ihm jammernd die knochigen Arme um den Hals. Sein Gesicht war tränenüberströmt. Wortlos machte sich Dylan von ihm los und wandte sich ab, um den jungen Mann zur Burg zurückzubringen.
»Was meint ihr, Freunde?«, grölte einer der Dragoner. »Sollen wir den Kameraden unseres Schwachkopfes auch mitspielen lassen?«
Dylan wirbelte herum. Die Vernunft riet ihm, den Mund zu halten, doch die Wut siegte. »Versucht es nur. Dann kehrt ihr nämlich allesamt als Leichen in eure Garnison zurück!« Er meinte jedes Wort einst.
Einen Moment herrschte Stille, während die Rotröcke überlegten, ob sie Dylan auf der Stelle verhaften sollten. Doch dann meinte einer gelangweilt: »Ach was, lasst ihn laufen. Das Schneetreiben wird immer schlimmer und der Kerl ist vermutlich nur betrunken. Kommt, es wird Zeit, dass wir zu unserem warmen Feuer zurückkehren.«
Die anderen nickten zustimmend. Keiner hinderte Dylan daran, Ranald fortzubringen. Der junge Mann klammerte sich während des ganzen Weges schluchzend an ihm fest. In der Burg fand Dylan Iain Mór in der großen Halle vor, wo er mit ein paar Mathesons und den fünf MacGregors am Feuer saß, den Neuigkeiten über jakobitische Aktivitäten lauschte und von dem Ale trank, das eine Küchenmagd ihm servierte.
Aufgeregtes Gemurmel erhob sich im Raum, als Dylan mit seinem blutenden Schützling hereinkam. Iain befahl einigen Mägden, heißes Wasser und
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