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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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über die Verhaftung gelegt hatte, wurden die Sassunaich unruhig. Im Winter trafen sie nur wenige Leute im Tal an, die sie schikanieren konnten. Die Anzahl der Männer im kampffähigen Alter in Ciorram war durch den letzten Aufstand beträchtlich dezimiert worden und die schutzlos zurückgebliebenen Frauen lebten in ständiger Angst vor den Soldaten, die nicht wussten, wie sie die Zeit totschlagen sollten. Die Bewohner verließen fast nie ihre Häuser, sodass noch nicht einmal eine Ausgangssperre und die damit verbundene Möglichkeit ein paar unvorsichtige Clansleute zu verhaften, den Soldaten viel Abwechslung bot. Deshalb gingen die Engländer bald dazu über, den armen, zurückgebliebenen Ranald zu quälen, wann immer er sich außerhalb der Burg blicken ließ.
    Zuerst beschränkten sie sich auf wüste Beschimpfungen und Beleidigungen, die ihn in Angst und Schrecken versetzten. Ranald ließ sich leicht aus der Fassung bringen und noch leichter einschüchtern, und dann reagierte er meist höchst seltsam -sehr zum Vergnügen seiner rotberockten Peiniger. Manchmal brüllte er ihnen unverständliche Satzfetzen zu, manchmal tanzte er mit um den Kopf gelegten Armen wie ein Derwisch im Kreis herum. Und manchmal warf er sich einfach nur zu Boden und brach vor Entsetzen in lautes Geschrei aus.
    Es dauerte nicht lange, bis die Soldaten den zweifelhaften Spaß zu einem richtigen Spiel verfeinerten, das dem Polo ähnelte und dessen Ziel darin bestand, dem jungen Mann möglichst viele Hiebe mit der flachen Seite des Säbels zu versetzen. Nicht selten floss dabei auch Blut, und sogar der zurückgebliebene Ranald lernte sehr schnell, dass das Klirren eines Säbels höchste Gefahr bedeutete.
    Die Mathesons versuchten zwar ihren behinderten Vetter zu schützen, indem sie ihn nach Möglichkeit in der Burg festhielten, aber Ranald hasste es, sich einsperren zu lassen und nutzte jede Gelegenheit zur Flucht. Die Soldaten, die an ihrem grausamen Treiben großen Gefallen fanden, machten regelrecht Jagd auf ihn. Sowie sie ihre Säbel gezogen hatten, gab es für Ranald keine Rettimg mehr, bis sie des Spiels müde wurden.
    So lebten die Einwohner von Glen Ciorram während dieses Winters in ständiger Furcht vor den englischen Besatzern. Aber es gab auch Lichtblicke. Ein kleiner Junge wurde im Tal geboren, und zur großen Freude aller blieben sowohl er als auch seine Mutter am Leben. Bald kamen noch weitere Frauen in Hoffnung, und der Clan konnte wieder ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Tormods sechzehnjähriger Sohn und ein anderer gleichaltriger Matheson-Junge verlobten sich - der eine mit einem MacLeod-Mädchen, der andere mit einer MacGregor - und sollten getraut werden, sobald sich Ersatz für Vater Turnbull gefunden hatte. Der Clan würde ihnen Häuser bauen, wenn wieder Torf gestochen werden konnte, und der Laird musste dann die Größe der Pachtgüter neu bestimmen, damit für die neuen Familien Land zur Verfügung stand.
    Donnchadh Matheson, Tormods Lehrling und Ailis' Hewitts kleiner Bruder, hatte ebenfalls ein Auge auf ein bestimmtes Mädchen geworfen, doch sie war noch sehr jung, und er wollte ohnehin erst heiraten, wenn er seine Lehre beendet hatte.
    Es bekümmerte Tormod zutiefst, dass er überhaupt einen Lehrling hatte einstellen müssen; sein eigener Sohn hatte sich schon vor Jahren geweigert, die Nachfolge des Vaters anzutreten. Also war Tormod bereit gewesen den elternlosen Donnchadh zu sich zu nehmen. Er würde wohl auch nach seiner Heirat bei Tormod bleiben und nach dessen Tod die Schmiede weiterführen. Und da es nicht so aussah, als ob es Tormod gelänge, Sarah doch noch zu heiraten, wäre dann sicherlich Donnchadhs zukünftige Frau gezwungen, sich um ihn kümmern zu müssen, wenn er sich nicht mehr alleine behelfen konnte.
    Als der Frühling nahte, schien das halbe Tal von Amors Pfeilen getroffen zu werden. Zur Überraschung des gesamten Clans blieb auch Artair nicht verschont.
    Sein arrogantes Auftreten und seine Stellung als möglicher Nachfolger des Lairds wirkten auf viele Mädchen der benachbarten Clans geradezu unwiderstehlich. Doch obgleich Artair es sichtlich genoss, umschwärmt zu werden, zeigte er wenig Interesse an einer festen Bindung und machte alle Heiratspläne, die für ihn geschmiedet wurden, bewusst zunichte. Erst vor kurzem hatte einer der MacDonells, der den gegenseitigen Raubzügen zwischen den beiden Clans ein Ende machen wollte, Iain angeboten, Artair seine Tochter zur Frau zu

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