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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Kopf.
    »Warum habt Ihr dann solche Angst vor dem alten Turm? Was soll dort schon vor sich gehen, weswegen Ihr Euch Sorgen machen müsstet?«
    »Da es keine Feen gibt, muss es sich bei den Geschöpfen, die diesen Turm bevölkern, logischerweise um Dämonen handeln.« Eine Windbö fuhr durch Turnbulls Haar, sodass es in alle Himmelsrichtungen wehte. Sie erstarb ebenso plötzlich, wie sie aufgekommen war. Unwillig strich sich Turnbull die Strähnen aus dem Gesicht.
    »Wie kommt Ihr überhaupt darauf, dass dort oben jemand haust?«
    »Warum sonst solltet Ihr dorthin gehen? Dort könnt Ihr Euch ungestört mit Euren unsichtbaren Freunden in Verbindung setzen.«
    Dylan hob die Schultern. »Vielleicht gehe ich ja nur dort hin, um mit mir und meinen Gedanken alleine zu sein?« Das stimmte. Manchmal stieg er im Sommer zum Turm hinauf, um in der Sonne zu schlafen, und einmal hatte er sich dort mit Cait der Liebe hingegeben. »Ich meditiere eben gerne.«
    »Denkt Ihr dabei auch an Gott?«
    »Natürlich.« Er hatte im Turm schon oft über Gott und seine unergründlichen Wege nachgedacht und auch dort gebetet.
    »Schwört Ihr mir einen heiligen Eid, dass Ihr nur dorthin geht, um zu meditieren?«
    Dylan überlegte rasch. Einen Eid leistete man nicht leichtfertig, das hatte er in diesem Land rasch gelernt. Dann nickte er. »Ich schwöre, dass ich noch nie in meinem Leben Umgang mit Dämonen hatte, außer mit solchen, die rote Röcke tragen und mit Musketen bewaffnet sind.«
    Turnbull musste lächeln. Es war das erste wirklich aufrichtige Lächeln, das Dylan je an ihm gesehen hatte. Unwillkürlich grinste er zurück. Vielleicht war der Priester ja doch kein ganz so selbstgefälliger Pedant, wie er immer gedacht hatte.
    Ein Rascheln im winterlich stillen Wald riss ihn aus seinen Gedanken. Er sprang auf, blieb in gebückter Haltung stehen, zückte Brigid und bedeutete dem Priester, keinen Laut von sich zu geben; dann schlich er in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Während er angestrengt lauschte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, denn jetzt konnte er ganz deutlich Atemzüge hören. Und seitlich von ihm schien sich etwas in den Büschen zu bewegen; es sah aus, als würde eine Anzahl von Männern leise Position beziehen. Doch er konnte im Dickicht niemanden genau erkennen. Langsam, in der Hoffnung, dass auch sie ihn nicht bemerken würden, huschte er zum Feuer zurück und winkte Turnbull, ihm tiefer in den Wald hinein zu folgen. Der Priester griff nach dem Sack mit seiner Tasche.
    In diesem Moment tauchten ringsherum rote Röcke und Musketen auf. Dragoner. Wenn man vom Teufel sprach! »Lauft!«, brüllte er dem Priester zu und stürmte blindlings in den Wald hinein. Ein dumpfer Laut erklang, als Turnbull mit dem Gepäcksack ausholte und ihn einem Rotrock mitten ins Gesicht schlug. Erst da bemerkte Dylan, dass der Priester zurückgeblieben war, und blickte sich um.
    Major Bedford stand am Feuer und befahl den Männern, die Turnbull gepackt hatten, ihn an eines der Pferde zu binden. Dylan blieb unschlüssig stehen. Er durfte Vater Turnbull nicht kampflos den Rotröcken überlassen. Doch noch ehe er kehrtmachen konnte, gab der Boden unter ihm nach. Die Farnsträucher neben ihm teilten sich, und plötzlich stürzte er in die Tiefe, überschlug sich mehrmals und rollte über Steine, Büsche und Erdklumpen hinweg, bevor die Welt um ihn herum schwarz wurde.
    Als er erwachte, musste er sofort heftig würgen und übergab sich keuchend. In seinem Kopf tobte ein hämmernder Schmerz. Etwas hatte sich um seine Beine geschlungen; er schien kopfüber an einer Böschung zu hängen. Erbrochenes klebte an seiner Unterlippe. Er spie aus und versuchte nach oben zu schielen, konnte aber nur ein Gewirr entwurzelter Büsche erkennen. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, und er zitterte vor Kälte. Er musste sehr lange bewusstlos gewesen sein. Vorsichtig richtete er sich auf und rutschte an einem großen Felsbrocken vorbei über die lockere Erde nach unten. Endlich fand er Halt und gelangte mühsam auf die Beine. Benommen blickte er sich um. Brigid lag halb unter ausgerissenen Gräsern und Erdbrocken verborgen auf dem Boden. Er hob den Dolch auf, wischte ihn ab und schob ihn in die Scheide unter seiner Gamasche zurück.
    Offensichtlich war er nicht sehr tief gestürzt und würde mühelos zu der kleinen Lichtung emporklettern können, wo Turnbull und er gerastet hatten. Das Hämmern in seinem Kopf würde noch lange Zeit

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