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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Leinentücher zu bringen. Dylan schüttelte Schneeflocken aus seinem Haar, dann ließ er Ranald los und hob dessen Hemd, um die Verletzungen zu untersuchen.
    »Bringt auch Nadel und Faden mit.« Ein Schnitt war so tief, dass er genäht werden musste. »Und, Gracie ...« Die Obermagd drehte sich um und wartete auf weitere Anweisungen. »Koch beides vorher aus. Das beugt Infektionen vor.«
    Gracie runzelte die Stirn. »Wieso ...«
    »Weil kochendes Wasser den Schmutz beseitigt.«
    »Meine Nadeln sind nicht schmutzig und wer etwas anderes behauptet...«
    »Tu einfach, was ich dir gesagt habe!«
    Gracie sah Iain an, der Dylan einen Blick zuwarf und dann nickte. Sie zuckte die Schultern, zog vernehmlich die Nase hoch und eilte dann davon, um dem Befehl ihres Lairds Folge zu leisten.
    Sowie Ranald versorgt war und Dylan sich das Blut abgewaschen hatte, gesellte er sich zu den anderen Männern ans Feuer, die ihr Gespräch wieder aufnahmen.
    Alle äußerten sich zunächst voller Empörung über das Treiben der Sassunaich, bevor sich die Unterhaltung wieder wichtigeren Dingen zuwandte. Dylan lauschte gebannt, als die MacGregors von einem neuen Aufstand berichteten, der von drei Männern im Dienste des verbannten Königs James VIII. angeführt wurde: von Kardinal Alberoni, dem Duke of Ormonde und dem Earl of Marischal. Der Aufstand sollte in Kürze losbrechen; keinen Moment zu früh, da waren sich alle einig.
    Seumas kam in die Halle, um seine Verwandten zu begrüßen. Er setzte sich zu der Gruppe und hörte sich schmunzelnd eine Geschichte über seinen Vetter Rob Roy MacGregor an, Dylans früheren Arbeitgeber.
    »Rob ist mit ein paar Männern losgezogen, um Vieh zu stehlen, weil die Jakobiten Vorräte brauchen.« Der Anführer der MacGregors, den Dylan als >Iain Beag< kannte, untermalte seine Erzählung mit wilden Gesten und rutschte dabei unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Da ihm mehrere Schneidezähne fehlten, erforderte es eine immense Konzentration, den zischend und speichelsprühend hervorgestoßenen Worten zu folgen. »Bei einem dieser Raubzüge - das muss so im Januar gewesen sein -gerieten Robs Leute mit ein paar Männern aneinander, die für Montrose arbeiteten. Einer davon wurde getötet und nun hat Montrose eine Belohnung von zweihundert Pfund auf Robs Kopf ausgesetzt.«
    Seumas brach in schallendes Gelächter aus, in das Dylan mit einstimmte. Beide kannten Rob und wussten, dass Montrose sich die Mühe hätte sparen können. Rob war viel zu schlau und gerissen, um sich fassen zu lassen. Aufgrund seiner Geschichtskenntnisse wusste Dylan auch, dass es Montrose nie gelingen würde, die angebliche Schuld einzutreiben, deretwegen er Mac-Gregor schon seit Jahren verfolgte.
    Iain Mór kicherte so heftig, dass sein massiger Körper bebte. »Montrose kann froh sein, wenn er die Belohnung nicht zu der Summe hinzurechnen muss, die er ohnehin nie von Rob kassieren wird.«
    Seumas fügte lachend hinzu: »Ganz zu schweigen von den tausenden von Pfund, die die Rinder wert sind, die von Montroses Weiden weggetrieben wurden.«
    Die restlichen Männer bekundeten murmelnd ihre Zustimmung, nur Artair schien nicht recht bei der Sache zu sein. Dylan beobachtete ihn verstohlen, weil er wissen wollte, was der Grünschnabel jetzt schon wieder ausheckte. Erst jetzt bemerkte er die junge Frau, die ganz in der Nähe saß. Artair konnte den Blick nicht von ihr losreißen, was ihr nicht entging und ihr eine kleidsame Röte in das hübsche Gesicht trieb. Sie war noch sehr jung, Mein und lebhaft, hatte leuchtend rotes Haar und die hellste Haut, die Dylan je gesehen hatte. Nicht eine einzige Sommersprosse verunzierte sie. Dabei war sie so zierlich wie ein Spielzeugpüppchen; ganz eindeutig geriet sie ihrem Vater Iain Beag nach. Dieser machte im Gegensatz zu Robin Hoods Vertrautem seinem Namen - Little John - alle Ehre, er war ebenso zart gebaut wie seine Tochter.
    Artair spreizte sich wie ein Pfau. Zwar bemühte er sich zuerst noch angestrengt, dem Gespräch zu folgen und hier und da eine Bemerkung einzuflechten, doch immer wieder wurde er von dem hübschen Rotschopf abgelenkt. Stellte man ihm eine Frage, so schrak er immer häufiger zusammen und starrte den Betreffenden verständnislos an, was Dylan ein leises Lächeln entlockte. Endlich gab Artair den Versuch auf, sich weiterhin an der Unterhaltung zu beteiligen, und wandte seine Aufmerksamkeit einzig und allein dem Mädchen zu.
    Seine unverhohlene Bewunderung entging auch Iain Beag nicht.

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