Die Rettung
gottverlassenen Tal würde hinterher den Idioten spielen. Euer Ranald hat einen meiner Männer mit einem Stein verletzt. Die Soldaten waren gezwungen, sich zu verteidigen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
Wieder drückte Dylan gegen die Nadel. »Ich möchte, dass die beiden Soldaten bestraft ... für ihr Verhalten gerügt werden.« Irgendeinen Erfolg musste er erzielen. Besser, er schraubte seine Erwartungen etwas herunter. »Sie sollten einen Verweis erhalten, weil sie Ranald mit ihren Säbeln geschlagen haben.«
»Sie haben ihm ja nichts zu Leide getan.«
Ein erneutes Aufflammen der Wut. »Zum Teufel ...« Dylan drückte so fest gegen die Nadel, dass der Schmerz bis in sein Handgelenk kroch. »Ranald wurde verletzt«, beharrte er. »Wie Immer. Eure Männer haben ihn zwar mit der flachen Klinge verprügelt, trotzdem trug er Schnittwunden davon. Er blutete. Sein Hemd wurde in Fetzen gerissen. Und da behauptet Ihr, Eure Dragoner hätten ihm nichts getan?«
Bedford verzog säuerlich das Gesicht und drehte die Feder zwischen den Fingern. »Ihr könnt gehen. Alle beide. Ich werde doch meine Leute nicht bestrafen, weil sie sich einen kleinen Spaß mit einem Idioten erlaubt haben. Noch dazu mit einem schottischen Idioten.«
Dylan beugte sich über den Schreibtisch. Dabei stieß er sich die Nadel noch tiefer in den Handballen. Wut und Schmerz tobten in seinem Kopf, feine Schweißperlen traten auf seine Stirn, und er musste mehrmals tief durchatmen, bevor er weitersprechen konnte. »Sie haben ihn gequält, und als er sich wehrte, brachten sie ihn um. Ranald Matheson war zwar schwachsinnig, aber das ganze Tal liebte ihn. Eure Leute haben ihn zum Märtyrer gemacht, zum Sinnbild der Behandlung, die wir von den englischen Besatzern erdulden müssen.«
Bedford stützte die Hände auf den lisch. Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Macht Euch nicht lächerlich. Besatzer? Wir sind doch keine ausländische Macht.« Sein Ton klang so belehrend, als teile er Dylan etwas mit, was dieser längst wissen müsste.
Dylan drückte die Nadel so tief in sein Fleisch, dass Blut aus der Wunde quoll, über seine Handfläche lief und zu Boden tropfte. Er beschloss, den Spieß umzudrehen und Bedford mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Mit sarkastischer Stimme erwiderte er: »Och, natürlich, Engländer und Schotten sind ja ein Volk. Es gibt keinerlei Unterschiede zwischen uns. Nur scheint Ihr das gelegentlich zu vergessen.«
Zufrieden registrierte er, wie sich eine fleckige Röte auf dem Gesicht des Majors ausbreitete.
Er kostete seinen Sieg kurz aus, ehe er fortfuhr: »Eines sage ich Euch, Major Bedford: Wenn Ihr diese beiden Männer für ihr Tun nicht zur Rechenschaft zieht, bringt Ihr das ganze Tal gegen Euch auf. Der Matheson-Clan wird Euch bei jeder sich bietenden Gelegenheit Ärger bereiten. Eure Männer sind dann keine Minute mehr sicher.«
»Wollt Ihr mir drohen, Matheson?« Das freudige Aufleuchten in Bedfords Augen verriet, dass er hoffte, Dylan werde ihm einen Vorwand liefern, ihn zu verhaften.
Dylan trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück, hob das Kinn und erwiderte: »Nein, das will ich nicht. Aber niemand, weder Iain Mór noch ich und schon gar nicht Artair können unsere Leute zurückhalten, wenn Ihr sie so sehr schikaniert habt, dass ihre Wut stärker ist als die Vernunft.«
»Wie rücksichtsvoll von Euch, dass Ihr Euch so um das Wohlergehen meiner Männer sorgt!«
»Eure Männer interessieren mich einen Dreck. Ich würde mit Wonne in einem ganzen See von englischem Blut baden. Aber ich möchte nicht, dass sich meine Leute gegen Euch erheben, weil viele Clansmänner dabei umkommen würden. Tut das Eure, um zu verhindern, dass es noch mehr Tote gibt.«
Bedford erhob sich. »Wenn Ihr nicht wollt, dass bald noch mehr Tote zu beklagen sind, dann haltet Eure Leute davon ab, bewaffnete Dragoner mit Steinen zu bewerfen.« Er blickte Robin und dann wieder Dylan an. »Ist das alles?«
Dylan verspürte den nahezu übermächtigen Drang, Bedford an seinem Waffenrock zu packen und über den Schreibtisch zu zerren. Er presste die Nadel so tief in seinen Handballen, dass nur noch ein kleines Stück des Nadelöhrs herausragte, und erwiderte mit erstickter Stimme: »Aye.«
»Dann könnt ihr jetzt gehen. Ihr habt mir genug von meiner Zeit gestohlen, und ich bin ein sehr beschäftigter Mann.«
Einen Moment lang erwog Dylan, einen letzten Versuch zu unternehmen, den Major umzustimmen, doch dann wandte er sich
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