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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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ganz offensichtlich Bed-ford einen Besuch abgestattet und würde vielleicht Dylans Weg häufiger kreuzen, als diesem lieb war. Obwohl man Dylan rechtmäßig begnadigt hatte, stellte Felix' Anwesenheit in dieser Gegend eine ständige Gefahr für ihn dar.
    Auf dem Weg zum Stall rückte Felix seine Perücke erneut zurecht. Vielleicht wollte er Ciorram verlassen. Dylan konnte es nur hoffen. Unternehmungen, an denen der kleine Schleicher beteiligt war, bewegten sich mit Sicherheit nicht im Rahmen des Gesetzes. Ob Felix nach Ramsays Tod Bedfords neuer Partner bei seinen illegalen Geschäften geworden war? Schmuggel und Menschenhandel lieferten dem mit weltlichen Gütern nicht gerade gesegneten Bedford die nötigen Mittel, die es ihm ermöglichten, auf der militärischen Karriereleiter immer höher zu klettern. Gott allein wusste, was Felix und Bedford mm, da Ramsay ihnen nicht mehr im Weg stand, noch alles aushecken mochten.
    Ein Wachposten nahm die beiden Schotten vor der Baracke in Empfang und führte sie um das Gebäude herum zu einem Privateingang. Seit Dylans letztem Besuch hier waren noch einige Arbeitsräume angebaut worden. Während sie vor der betreffenden Tür warteten, trabte Felix auf dem großen, störrischen Schlachtross des Majors aus dem Stall, ritt auf das Tor zu und verließ die Garnison.
    Ausgezeichnet!
    Der Posten ging hinein, um sie anzumelden. Bedford bat sie barsch herein, und Dylan und Robin betraten einen großen, luftigen Raum mit einem schimmernden Holzfußboden und einer Unmenge von Glasfenstern. Dylan schaute sich ungläubig um. Seit Jahren hatte er nicht mehr so viel Glas in einem einzigen Raum gesehen. Die Nachmittagssonne fiel durch die Scheiben und malte goldene Kringel auf den Boden. Unwillkürlich musste Dylan an sein Studio daheim in Tennessee denken, an die Spiegelwände und die große Glastür. Plötzlich empfand er einen Anflug von Heimweh.
    Bedford saß mit einer Schreibfeder in der Hand hinter seinem Schreibtisch. Unwillig blickte er auf, als die beiden Männer näher kamen. Die obersten drei Knöpfe seines Waffenrockes standen offen, sein Hut lag hinter ihm auf einem kleinen Tisch. Als er Dylan sah, hob er eine Augenbraue und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Sieh da, Dylan Dubh.«
    Er forderte die Schotten weder auf, Platz zu nehmen, noch erhob er sich. Leutnant MacCorkindale, sein getreuer Schatten, war nirgendwo zu sehen, was darauf schließen ließ, dass Bedford eine private Unterredimg mit Felix geführt hatte. Dylan nahm Nanas Sticknadel in die linke Hand und hielt sie so, dass die Spitze gegen seinen Handballen zeigte und er mit dem Mittelfinger Druck auf das andere Ende ausüben konnte. Dann strich er sich mit der anderen Hand das Haar aus der Stirn und kam direkt zur Sache.
    »Einer Eurer Männer hat gerade grundlos einen unserer Clansmänner umgebracht.« Beim Klang seiner Worte krümmte sich Dylan innerlich. Er wusste genau, dass er hier nichts erreichen würde, er vergeudete nur seine Zeit. Wie konnte er sich von diesem Arschloch Gerechtigkeit erhoffen?
    Bedford wandte sich seufzend wieder seinen Papieren zu. Dabei sagte er: »Wie ich hörte, wurde einer meiner Dragoner angegriffen und ernsthaft verletzt.«
    »Ranald besaß den Verstand eines Kindes. Er hat den Stein geworfen, weil die Soldaten ihn mit ihren Säbeln geschlagen haben.«
    »Ihr gebt also zu, dass der Mann, der getötet wurde, einen Stein geworfen hat?« Der Major schien der Angelegenheit wenig Bedeutung beizumessen. Seine Stimme klang gelangweilt, und er hielt den Blick auf die vor ihm liegenden Papiere gerichtet.
    Der rote Wutschleier legte sich wieder vor Dylans Augen und drohte ihm die Beherrschung zu rauben. Mit dem Mittelfinger drückte er sich die Nadel in den Handballen, bis ihn der Schmerz wieder zur Besinnung brachte. So ruhig wie möglich erwiderte er: »Es geht um ein Kind. Ranald war ein Kind. Geistig stand er auf der Stufe eines kleinen Jungen.«
    Endlich sah Bedford auf. »Er war ein erwachsener Mann. Zweiundzwanzig Jahre alt, wenn ich richtig informiert bin. Mein eigener Sohn ist erst zehn, aber er weiß genau, dass man Leute nicht mit Steinen bewirft.«
    Dylan drehte sich beinahe der Magen um, als er erfuhr, dass der Major ein Kind in die Welt gesetzt hatte. Bedford fuhr fort: »Seinen Geisteszustand kann ich nicht als Entschuldigung gelten lassen, sonst würden meine Männer zur Zielscheibe von Angriffen Eurer Clansleute werden. Und jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem

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