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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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doch nur das Blut der Engländer ebenso reichlich fließen würde!
    »Ich gehe zur Garnison«, teilte er Robin entschlossen mit.
    »O nein, das tust du nicht.« Sein Freund packte ihn am Arm. »Die Rotröcke würden dich mit größtem Vergnügen ebenfalls umbringen!«
    Dylan schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem Leichnam zu wenden. »Ich kann das nicht einfach so hinnehmen. Das war glatter Mord.«
    »So sind die Engländer nun einmal. Am besten, du vergisst die ganze Sache und ...«
    »Nein!« Robin sah ihn erschrocken an und Dylan fuhr mit gedämpfterer Stimme fort: »Ich will mit Bedford sprechen. Wirklich nur mit ihm sprechen.«
    Robin überlegte einen Moment. »Ist das dein Ernst?«
    Dylan nickte.
    »Dann komme ich mit.«
    Dylan dachte kurz nach, ehe er nickte. Noch immer wurde er von dem glühenden Wunsch beherrscht, jeden Rotrock in der Garnison eigenhändig zu erdrosseln. Es konnte nicht schaden, wenn ihm jemand half, sein Temperament zu zügeln.
    Er wandte sich an Nana, die vor ihrem Haus stand und erschüttert auf Ranalds Leiche blickte, und zog Brigid aus der Scheide. »Nana«, bat er, ihr den Dolch reichend, »nimm ihn und bewahre ihn für mich auf, bis ich wiederkomme. Und den hier auch.« Er griff unter sein Hemd, zog seinen sgian dubh hervor und hielt ihn ihr ebenfalls hin. »Ich hole beide später wieder ab.« Nana nickte und nahm die Waffen an sich. Auch Robin händigte ihr seine Dolche aus.
    Als Dylan sie dann noch um eine Nadel bat, runzelte sie die Stirn. »Ich bringe sie dir zurück«, versprach er. »Ich muss aber eine Nadel mitnehmen. Eine möglichst lange.«
    Nana verschwand im Haus und kehrte wenig später mit einer Langen, dünnen Sticknadel zurück.
    Unbewaffnet machten sich Dylan und Robin auf den Weg zur Garnison. »Was hoffst du eigentlich mit dieser Unterredung zu erreichen?«, wollte Robin wissen.
    »Keine Ahnung. Aber irgendetwas muss ich tun. Ich will versuchen, Bedford begreiflich zu machen, was hier vor sich geht. Er muss seine Männer strenger unter Kontrolle halten.«
    Die beiden Freunde durchquerten das Tal, folgten der Biegung, die der Pfad an der Kirche beschrieb, und stiegen den Hang empor, auf dem die strohgedeckte, von Außengebäuden und Pferdekoppeln umgebene steinerne Baracke lag. Seit dem Gesetzeserlass von 1715 durften in diesem Tal nur noch die Dragoner Reitpferde besitzen.
    Ein Wachposten am Tor der Garnison sah sie kommen und richtete seine Muskete auf sie. Dylan blieb stehen und hob beide Hände; Robin tat es ihm nach. »Ich will mit Major Bedford sprechen!«
    Die Stimme des Soldaten nahm einen kampfeslustigen Tonfall an. »Was sagst du da?«
    Dylan seufzte. »Ich würde gerne einen Moment der kostbaren Zeit von Major Bedford in Anspruch nehmen, wenn es dem Herrn Major recht ist. Mein Name ist Dylan Matheson, und mein Begleiter heißt Robin Innis. Wie Ihr seht, sind wir beide unbewaffnet.«
    Der Mann mit der Muskete nickte befriedigt und winkte die Schotten durch das Tor.
    Das Gebäude dahinter war gerade groß genug, um die Männer zu beherbergen, die in der Umgebung dafür zu sorgen hatten, dass die englischen Gesetze eingehalten und die Interessen der Whigs gewahrt wurden. Fort William lag einige Tagesmärsche südwestlich von Ciorram entfernt und Fort Augustus ungefähr ebenso weit im Süden. Obwohl man im Laufe der letzten Jahre die militärische Präsenz in den Highlands verstärkt hatte, war die Königin-Anne-Garnison ein verhältnismäßig kleiner Vorposten geblieben.
    Als Dylan und Robin auf die Baracke zugingen, trat ein hagerer, gut gekleideter Lowlander aus dem Hauptgebäude und blieb einen Moment stehen, um seine verrutschte Perücke zurechtzurücken. Dann ging er eilig weiter. Dylan zögerte, weil ihm der Mann irgendwie bekannt vorkam, dann senkte er rasch den Blick und tat so, als ob er ihn nicht bemerkt habe. Doch was er gesehen hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht, denn bei dem Perückenträger handelte es sich um niemand anderen als um Felix, Connor Ramsays ehemaligen Sekretär.
    Während Dylan in Edinburgh als Ramsays Leibwächter tätig gewesen war, hatte er stets erhebliche Zweifel an Felix' Loyalität gehegt. Er war sich nie ganz sicher gewesen, wer ihn bei Queensferry an die Beamten der Krone verraten, wer Seumas und ihm in Perth Räuber auf den Hals gehetzt und wer den Schmugglerbrief von Ramsays Schreibtisch gestohlen hatte, aber er hatte immer Felix im Verdacht gehabt. Und jetzt tauchte das kleine Wiesel plötzlich hier auf, hatte

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