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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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hinab, direkt auf die Herde zu. Seine beiden Gefährten zögerten und blickten unschlüssig zu Dylan, bevor sie ihm folgten.
    »Artair!«, zischte Dylan. Als der junge Mann nicht reagierte, befahl er Robin, sich um die spreidhe zu kümmern, und rannte Artair und seinen beiden Gefolgsleuten hinterher. Da er nicht wagte, sie anzuschreien, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie einzuholen und zur Umkehr zu bewegen. Am liebsten hätte er alle drei den MacLeods und MacDonells überlassen und so das Problem für immer gelöst. Doch das verbot ihm seine Ehre. Erstens brauchte er jeden Mann, um die Herde sicher nach Ciorram zu bringen. Zweitens war er für seine Leute verantwortlich und durfte sie nicht im Stich lassen, auch wenn sie ihm ständig Schwierigkeiten bereiteten.
    Gerade als er die drei Männer am Fuß des Pfades fast eingeholt hatte, erstarb der Kampflärm. Einer der MacLeods stieß einen Siegesschrei aus, als ein paar schattenhafte Gestalten die Flucht ergriffen. Artair blieb wie angewurzelt stehen.
    Dylan stürzte sich auf ihn und bekam ihn am Kragen zu packen. »Mach, dass du zu der Herde zurückkommst, du kleiner Scheißkerl!«, zischte er. »Sofort!« Ein paar Männer liefen bereits über die Weide, um die verstreuten Tiere wieder zusammenzutreiben. Hastig fuhr Dylan fort: »Wie du siehst, ist der Kampf zu Ende. Gleich werden sie ihre Beute wegschaffen wollen. Also los!«
    Artair fluchte unterdrückt, machte auf dem Absatz kehrt und ergriff die Flucht. Tormod und Dùghlas folgten ihm. Dylan bildete die Nachhut. Er konnte nur hoffen, dass niemand sie ge-sehen hatte. Immer wieder vergewisserte er sich, dass sie nicht verfolgt wurden.
    Schnell führte er seine Männer erst ein Stück auf das Gebiet der MacLeods und beschrieb dann auf einer weitläufigen Felsebene einen großen Bogen, bevor er sich Richtung Glen Ciorram wandte. Die Rinderhufe würden auf dem harten Boden kaum Spuren hinterlassen. Außerdem bestand für die Mathesons ohnehin kaum Gefahr, entdeckt zu werden, denn die überlebenden MacDonells würden die Räuber eindeutig als MacLeods identifizieren. Kurz nach Tagesanbruch legte er eine kurze Pause ein, damit die Männer etwas Schlaf bekamen.
    Ein paar Stunden später setzten sie ihren Weg fort. Insgesamt hatten sie zwanzig Rinder erbeutet. Es war nicht der größte creach, an dem Dylan je teilgenommen hatte, dennoch war er mit dem Erfolg zufrieden. Jetzt würde keiner seiner Clansleute mehr hungern müssen.
    Er hatte sich an die Spitze der Herde gesetzt, um nach Soldaten Ausschau zu halten. Obwohl Bedford vermutlich mit einem Überfall auf die Garnison gerechnet hatte, hielt Dylan ihn keinesfalls für so beschränkt, nicht auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Bedford war sicher davon ausgegangen, dass ein creach stattfinden könnte, und hatte seine Männer vermutlich in Alarmbereitschaft versetzt.
    Und richtig entdeckte er gegen Mittag in der Ferne einen Baum, dessen Zweige sich heftig bewegten. Er ließ seine Männer halten und suchte nach einem Platz, von dem aus er sich die Sache genauer ansehen konnte. Zu seiner Überraschimg war der Baum weiter entfernt und wesentlich höher, als er gedacht hatte. Er schwankte so stark hin und her, als würde ein unsichtbarer Tornado an ihm rütteln. Dylan runzelte die Stirn. Was zum Teufel war da los?
    Er dachte jedoch nicht daran, sich näher an den Baum heranzuwagen, um es herauszufinden. Stattdessen kehrte er zu seinen Männern zurück und befahl ihnen, umzukehren und einen anderen Weg einzuschlagen, der zwar ein paar Meilen länger war, sie jedoch direkt in das obere Tal führen würde. Dort konnten sie das Vieh unterhalb des Wasserfalls im Wald verste-cken. Ein paar Tiere würde man schlachten, die anderen noch eine Weile auf der Weide belassen, damit sie Fleisch ansetzten. Dann könnten die Mathesons behaupten, sie ehrlich erworben zu haben.
    Nachdem die Männer kehrt gemacht hatten, blickte sich Dylan nochmals nach dem Baum um und wünschte, Sinann wäre hier, um ihm zu verraten, was dort vor sich ging. Wo mochte sie nur stecken? Noch nie hatte sie ihn so lange allein gelassen. Himmel, meistens hatte er sie nach einer längeren Auseinandersetzung energisch verscheuchen müssen, um einmal Ruhe vor ihr zu haben. Krampfhaft überlegte er, wann er sie zuletzt gesehen hatte. Das musste schon ein paar Monate her sein -richtigem Februar, als sie ...
    O nein. Plötzlich wurde ihm einiges klar. Er hatte Sinann das letzte Mal zu Gesicht bekommen,

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