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Die Rettung

Titel: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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vergraben, an ihnen vorbei. Unwillkürlich sah Barri ihm nach, doch als sie sich wieder zu Cindy umdrehte und das belustigte Funkeln in den Augen der Freundin sah, stieg ihr das Blut in die Wangen.
    »Ein echt netter Bursche, das habe ich auch schon festgestellt.« Cindy klang, als würde sie jeden Moment laut losprusten.
    Verlegen nippte Barri an ihrem Tee. »Aber viel zu jung.«
    »Ach was. Siebenundvierzig ist für meine Begriffe ganz und gar nicht zu jung. Den würde ich bestimmt nicht von der Bettkante stoßen!« Sie verdrehte verzückt die Augen, woraufhin Barri sich beinahe an ihrem Tee verschluckt hätte.
    »Cindy!« Obwohl ihr Gesicht glühte, konnte sie sich ein Grinsen kaum verkneifen. »Du bist doch verheiratet!«
    »Ach ja?« Cindy schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das hätte ich doch glatt vergessen! Na schön, dann überlasse ich ihn dir. Schade, ich hatte mich schon so drauf gefreut, mit einem hübschen Typen durchzubrennen. Immer musst du einem den Spaß verderben.«
    Barri kicherte. Sie blickte in die Richtimg, die Dr. Bartleby eingeschlagen hatte, obwohl er schon längst nicht mehr zu sehen war. Cindy ließ nicht locker. Sie schien Gefallen an dem Thema gefunden zu haben. »Ich sag dir was, Barri, heutzutage kann sich eine Frau unseres Alters, besonders wenn sie noch so aussieht wie du, ohne weiteres einen fünf Jahre jüngeren Mann anlachen. Niemand würde etwas dabei finden. Ach was, vermutlich würde es sowieso keiner merken. Und besagter Kandidat ist geschieden, hat drei Kinder, zwei Enkel und sieht ... na ja, einfach zum Anbeißen aus. Also schnapp ihn dir!«
    Barri schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Ich würde mich nur lächerlich machen.«
    »Zerbrich dir doch nicht den Kopf darüber, was andere Leute denken! Stell dir lieber vor, wie es wäre, mit ihm ...« Sie brach ab und leckte sich vielsagend über die Lippen.
    Beide begannen laut zu kichern. Barri errötete nur noch mehr, als ihr aufging, dass sie Dr. Bartleby plötzlich mit ganz anderen Augen betrachtete. Seit Jahren hatte sie auf diese Weise nur an Kenneth gedacht, und in der letzten Zeit noch nicht einmal mehr an ihn ...
    Beide Frauen blickten auf, als ein Mann durch die automatische Tür am anderen Ende des Raumes trat. Barri stellte ihre Tasse ab. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn. Wenn man vom Teufel sprach. Sie erhob sich langsam. Cindy, die noch immer am Tisch lehnte, runzelte verwirrt die Stirn.
    »Kenneth, du kennst den Gerichtsbeschluss ...«
    »Scheiß auf den Gerichtsbeschluss. Ich will mit meiner Frau reden.«
    »Ich bin nicht mehr deine Frau.« Barri bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Wenn sie ruhig und gefasstblieb, sah er vielleicht ein, dass er sie nicht einschüchtern konnte. Vielleicht gelang es ihr, ihn zum Gehen zu bewegen, ohne dass es zu einer hässlichen Szene kam. Trotzdem stieg Panik in ihr auf. Wenn sie seinetwegen diesen Job verlor, dann hatte er gewonnen, dann würde er alles zunichte machen, was sie sich aufzubauen versuchte. Dann hatte er ihr Leben vollständig ruiniert.
    Kenneth schnaubte verächtlich. »Du arbeitest also jetzt? Und ausgerechnet in einem Krankenhaus?« Er blickte sich im Warteraum um. »Schon jemanden umgebracht?«
    Barri schloss kurz die Augen, schlug sie wieder auf und sah ihn an. »Kenneth, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
    »Und die zahlen dir auch noch Geld dafür? Du bist doch zu nichts zu gebrauchen! Eher könnte man einen Affen an einen Computer setzen als dich!«
    Cindy stieß sie an. »Barri, soll ich den Sicherheitsdienst rufen?«
    Barri nickte, dann wandte sie sich wieder an Kenneth. »Wenn du jetzt nicht augenblicklich verschwindest, dann wird in ein paar Minuten ein Cop auftauchen und dich verhaften. Das wäre dann das dritte Mal. Du hast gegen deine Auflagen verstoßen, und ich werde dafür sorgen, dass du für ein Jahr hinter Gitter wanderst.«
    »Scheiß auf deine ...«
    »Es ist mein Ernst, Kenneth. Geh jetzt. Sofort.« Ihre Finger hinterließen auf der Tischplatte feuchte Spuren, doch ihre Stimme klang ruhig, und sie sah ihm fest in die Augen.
    Kenneth zögerte und musterte sie so forschend, als sähe er sie zum ersten Mal. Dann grinste er schwach. »Ach, komm schon, Barri. Ich hab doch bloß Spaß gemacht.« Er hob die Schultern. »Nur ein kleiner Scherz unter Freunden.«
    Das war eine seiner Maschen, sich aus der Affäre zu ziehen, doch normalerweise verfiel er darauf immer erst, wenn er schon beträchtlichen Schaden

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