Die Richter des Königs (German Edition)
sind das für Beweise, Mylord?«
Sir Orlando legte Charles die beiden Botschaften und die Prozessakten vor und erklärte ihm, wie die Mordfälle zusammenhingen. »Man hat Mr. McMahon als Sündenbock benutzt«, führte er aus. »Er diente dem wahren Mörder als Köder, um Sir John Deane ohne Begleitung und damit schutzlos auf die Straße zu locken.«
Charles studierte interessiert die Nachricht, die man dem Ratsherrn zugesteckt hatte. »Bedeutet dies nicht, der Mörder wusste, dass Sir John einen Groll gegen Mr. McMahon hegte?«
»Zweifellos«, stimmte Jeremy zu. »Aber das wusste jeder, der damals dem Prozess beigewohnt hatte, als Sir John Mr. McMahon wegen Diebstahls vor Gericht brachte.«
»Aber findet Ihr es nicht merkwürdig, dass der Mörder angeblich einen zu Unrecht zum Tode Verurteilten rächen will und dabei in Kauf nimmt, einem anderen dasselbe anzutun?«, fragte der König verwirrt.
»Ich denke, er will damit allen zeigen, dass die königliche Justiz grausam und ungerecht sei«, erklärte Jeremy überzeugt. »Damit rechtfertigt er seine Schandtaten und erhebt sich zum von Gott gesandten Rächer. Ich bitte Euch daher, Euer Majestät, lasst ihn nicht gewinnen. Rettet das Leben eines Unschuldigen, bevor es zu spät ist.«
Charles warf einen prüfenden Blick auf die kunstvoll verzierte Uhr, die auf einer Wandkonsole stand. »Sie müssten bereits auf dem Weg nach Tyburn sein«, bemerkte er nachdenklich. »Es bleibt nicht viel Zeit. Also gut, ich will Euch glauben.« Ohne noch länger zu zögern, trat der König an die Tür des Kabinetts, öffnete sie und trug dem draußen bereitstehenden Pagen auf, den Lord Chancellor unverzüglich herzubitten. Kurz darauf erschien Edward Hyde, Earl of Clarendon, der alte, treue Berater des Königs, der den jungen Charles Stuart damals ins Exil begleitet hatte und ihm seitdem diente. Doch inzwischen hatten ihn die Jahre und die Arbeit gezeichnet. Die Gicht plagte ihn. Vergeblich warf er dem König immer wieder vor, sich nicht genug um Regierungsangelegenheiten zu kümmern und sich stattdessen mit seinen Mätressen abzugeben.
Charles trug dem Lord Chancellor auf, einen Gnadenerlass unter dem Großen Siegel auszustellen und ihm dann zur Unterschrift vorzulegen. Als das geschehen war, übergab der König das zusammengerollte Pergament einem Offizier der Garde, der vor der Tür Wache stand, und befahl ihm, so schnell wie möglich mit einer Eskorte nach Tyburn zu reiten.
»Seid Ihr nun zufrieden, Madam?«, wandte Charles sich daraufhin mit einem leicht spöttischen Lächeln an Amoret. »Ich gebe Euch Euren Geliebten zurück. Aber dafür verlange ich, dass Ihr mir statt Eurer Tränen wieder ein glückliches Lächeln schenkt. Es betrübt mich, Euch traurig zu sehen. Ich brauche fröhliche Gesichter um mich, das wisst Ihr doch, Madam. Und Ihr, Mylord«, sagte der König zu Trelawney, »gebt dem Stadtrat gegenüber so bald wie möglich eine Erklärung ab, damit mir die ehrenwerten Ratsherren nicht die Türen meines Palastes einrennen, weil ich sie ihres Schlachtopfers beraubt habe.«
»Das werde ich, Sire«, versprach Sir Orlando und küsste Charles’ Hand, die dieser ihm reichte.
Schließlich trat der König auf Jeremy zu, zögerte aber, ihn anzusprechen, weil er in Anwesenheit des Richters seinen wahren Namen nicht nennen wollte, sich aber seines Decknamens nicht mehr entsinnen konnte. »Nun, Mr. …«
Trelawney, der annahm, dass Charles dem Jesuiten heute das erste Mal begegnete, beeilte sich, ihn vorzustellen: »Dr. Fauconer, Euer Majestät. Er ist Arzt und Gelehrter und hilft mir bei der Suche nach dem Mörder.«
»Dr. Fauconer. Nun, ich hoffe, dass Ihr dem Täter bald auf die Spur kommen werdet. Die Bewohner dieser Stadt haben schon genug Unheil zu erdulden. Befreit sie wenigstens von der Angst vor einem skrupellosen Rächer.«
Damit entließ sie der König. Draußen auf dem Korridor sprach Sir Orlando einen Gedanken aus, der auch seinen Begleitern durch den Kopf ging: »Wir sollten nach Tyburn fahren und nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Madam, ich biete Euch gerne die Bequemlichkeit meiner Kutsche an, wenn Ihr mitkommen wollt.«
»Natürlich komme ich mit!«, rief Amoret entschlossen.
Sie hatte immer noch Angst um Breandán. Wenn der Gnadenerlass ihn nicht rechtzeitig erreichte … wenn man ihn schon gehängt hatte … Sie würde erst aufatmen, wenn sie ihn wohlbehalten in die Arme schließen konnte.
Während der Fahrt beobachtete Trelawney die junge
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