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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Menschenmenge nach vorne gedrängt und ergriff nun mit bewegter Miene die Hand des jungen Mannes.
    »Seid stark, mein Sohn«, sagte der Jesuit auf Gälisch. »Ich werde für Euch beten.«
    »Habt Ihr von Pater Blackshaw gehört?«, fragte Breandán voller Hoffnung.
    »Nein, es tut mir Leid, mein Sohn. Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen.« Ó Murchú machte ein verlegenes Gesicht. Es war ihm unbegreiflich, dass sein Ordensbruder so offensichtlich seine priesterlichen Pflichten vernachlässigte. Es wäre seine Aufgabe gewesen, diese arme Seele zum Ort der Hinrichtung zu begleiten und ihr Trost zu spenden. Bevor die Prozession ihren Weg fortsetzte, ergriff der irische Jesuit noch einmal die Hand seines Landsmannes und schob etwas zwischen dessen Finger. Ohne hinzusehen, erkannte Breandán, dass es ein Rosenkranz war. Die verbotene Perlenschnur sorgfältig in seinen Händen verbergend, damit der Ordinarius sie nicht sah, ließ er die Kügelchen vorsichtig durch die Finger gleiten und versuchte zu beten.
    Sie hatten jetzt die Straße nach Oxford erreicht. Hier gab es kaum noch Häuser, nur noch Wiesen und Felder. Die Menge begann sich zu zerstreuen und eilte dem Tyburnhügel zu, um einen guten Platz für die Hinrichtung zu ergattern. Der Ordinarius stimmte eine Hymne an. Bald zeichnete sich in der Ferne der Galgen gegen den Himmel ab. Die Verurteilten sahen ihn nicht, denn sie fuhren rückwärts, damit sie beim Anblick des Dreibeins nicht in Panik gerieten. Breandán schloss beschämt die Augen, weil es ihm nicht gelang, seinen Frieden mit Gott zu machen. Er fühlte nichts anderes als Zorn und Hass auf Pater Blackshaw, der ihn im Stich gelassen hatte.

 Einundvierzigstes Kapitel 
    I n ihren Gemächern im Whitehall-Palast angekommen, schickte Amoret ihren Diener fort und warf sich schluchzend aufs Bett. Sie war nicht fähig zu beten, wie sie es hätte tun sollen, sie konnte nur noch weinen.
    Als sich unvermutet eine warme Hand auf ihre Schulter legte, ohne dass sie jemanden hatte eintreten hören, fuhr sie mit einem erschrockenen Schrei hoch.
    »Mylady, jetzt ist nicht der richtige Moment für Tränen«, sagte Pater Blackshaw mahnend. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Amoret starrte den Priester, der so überraschend an ihrem Bett aufgetaucht war, entgeistert an. Für einen Moment glaubte sie, er sei nur ein Trugbild.
    »Mylady, wir müssen schnellstens mit dem König sprechen«, fuhr Jeremy ungeduldig fort. »Wisst Ihr, wo er sich aufhält?«
    Ihre Tränen mit der Hand trocknend, antwortete Amoret: »Er wird gerade den Gottesdienst in der Kapelle hören.«
    »Dann sollten wir sofort hingehen, um ihn abzufangen, wenn er herauskommt. Zieht Euch um, Mylady.«
    Während sich Amoret eilig vom Bett gleiten ließ, bemerkte sie in der Nähe der Tür Richter Trelawney, der sich verlegen im Hintergrund hielt. Neue Hoffnung stieg in ihr auf. Offenbar war es Jeremy doch noch gelungen, den Richter von Breandáns Unschuld zu überzeugen. Vielleicht gelang es mit seiner Hilfe, auch den König umzustimmen.
    Während sie an der reich geschnitzten Eichentür zur Kapelle warteten, wurde ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt. Der Gottesdienst hatte erst kurz vorher begonnen, und die Predigt des Kaplans, die Charles ohnehin stets verschlief, zog sich unerträglich in die Länge. Als sich endlich die Tür öffnete und der König, gefolgt von den Höflingen, in den Vorraum hinaustrat, fiel sein Blick zwangsläufig auf seine Mätresse, den Richter und den Jesuiten, und er runzelte erstaunt die Stirn. Amoret versank in einer Reverenz, als Charles neben ihr stehen blieb und sie fragend ansah.
    »Euer Majestät, ich wäre Euch überaus dankbar, wenn Ihr mir und meinen Begleitern eine kurze Unterredung gewähren würdet. Es ist sehr dringend«, bat Amoret.
    Der König streifte die drei mit einem Blick, der deutlich verriet, dass er wusste, worum es ging. »Wartet in meinem Kabinett«, antwortete er knapp und setzte seinen Weg fort.
    Es dauerte nicht lange, bis Charles erschien. Ein wenig belustigt über den Aufmarsch, sah er in die Runde und wandte sich dann an Trelawney. »Mylord, ich nehme an, es geht um den Fall des ermordeten Ratsherrn. Habt Ihr inzwischen neue Erkenntnisse gewonnen?«
    »Ja, Sire«, bestätigte der Richter. »Es sind Beweise ans Licht gekommen, die keinen Zweifel daran lassen, dass der für diesen Mord verurteilte Mann unschuldig ist. Ich bitte Euch daher, ihn zu begnadigen, bevor er zu Unrecht gehenkt wird.«
    »Was

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