Die Richter des Königs (German Edition)
liebevoll sein frisch gewaschenes, verfilztes Haar und kämmte es dann mit einem Läusekamm durch.
Ein Diener brachte ihnen etwas zu essen. Als Breandán gesättigt war, begann er seine körperliche Erschöpfung zu spüren. Noch während Amoret seine Wunden mit Salbe einrieb, schlief er von einem Moment zum anderen ein.
Sie blieb noch eine Weile am Rand des Bettes sitzen und betrachtete ihn, überglücklich, ihn lebend und unverletzt bei sich zu haben. Für sie gab es keinen anderen Mann mehr als ihn. Aber sie hatte gelernt, dass er nicht leicht zu handhaben war. Sein kapriziöser Stolz ertrug keine Demütigungen. An jenem verhängnisvollen Tag vor drei Wochen hatte er sie ohne Erklärung verlassen wollen, obwohl sie sicher war, dass er sie liebte, und das nur, weil er sich wertlos gefühlt hatte, da er in allem von ihr abhängig war. Auch wenn sie jetzt wieder zusammengefunden hatten, blieb ihr Verhältnis zueinander unverändert. Es würde nicht lange dauern, bis Breandán erneut unter seiner Ohnmacht leiden würde, und dann würde sie ihn vielleicht endgültig verlieren – eine Vorstellung, die Amoret tief ins Herz schnitt. Sie musste etwas tun, um das zu verhindern, und sie wusste auch schon, was.
Entschlossen erhob sie sich vom Bett, setzte sich an einen mit Einlegearbeiten verzierten Tisch und schrieb einen kurzen Brief an den französischen Gesandten, in dem sie ihn von der Geburt ihres Sohnes in Kenntnis setzte. Zweifellos war dies für Monsieur de Cominges keine Neuigkeit mehr, doch Amoret war sich sicher, dass er den Wink verstehen und sie aufsuchen würde. Nachdem sie den Brief versiegelt hatte, übergab sie ihn William mit der Anweisung, ihn dem Comte persönlich auszuhändigen. Dann sah sie kurz nach ihrem Sohn und seiner Amme, bevor sie zu Breandán zurückkehrte und sich wieder zu ihm aufs Bett setzte.
Zweiundvierzigstes Kapitel
D ie nächsten Tage verbrachten Jeremy und Sir Orlando damit, die Akten und Protokolle des Prozesses gegen Jeffrey Edwards durchzuarbeiten, um so viel wie möglich über den Mann zu erfahren, für den ein anderer Mensch zum Mörder geworden war. Trelawney hatte den Priester davor gewarnt, zu große Hoffnungen zu hegen, denn die amtlichen Dokumente gaben gemeinhin nicht viel über den Angeklagten her. Die Gerichtsschreiber, die die Anklageschriften verfassten, verzichteten, soweit es ging, auf Einzelheiten, um Fehler zu vermeiden, die zur Einstellung eines Verfahrens führen konnten. Es wurde nicht einmal angegeben, welchem Handwerk der Beschuldigte nachging. Man bezeichnete einfach jeden, der kein Gentleman war, als »Arbeiter«. Als Herkunftsort galt stets der Pfarrsprengel, in dem der Angeklagte zur Zeit seiner Verhaftung gerade lebte. Aus diesem Grund erwies es sich als Schwierigkeit, überhaupt den Geburtsort von Jeffrey Edwards zu ermitteln. Sir Orlando wurde schließlich im Protokoll des Magistrats fündig, der Edwards bei seiner Festnahme verhört hatte.
»Unser Bursche stammt aus Wales, aus einem Ort namens Machynlleth in Montgomeryshire. Das ist fast schon an der Westküste«, verkündete Trelawney. »Ich werde sofort einen Brief an den dortigen Sheriff schicken und ihn anweisen, Erkundigungen über Edwards’ Familie einzuziehen.«
»Es kann Wochen oder Monate dauern, bis Ihr eine Antwort erhaltet«, gab Jeremy zu bedenken.
Sir Orlando warf ihm einen betretenen Blick zu. »Da muss ich Euch allerdings Recht geben. Es wäre vielleicht besser, von hier aus jemanden nach Wales zu schicken, der sich der Sache annimmt. Ich werde das in die Wege leiten.«
»Tut das, Mylord. Allerdings sollten wir unsere Entdeckung geheim halten, bis wir eine Antwort haben«, schlug Jeremy mit ernster Miene vor.
»Es missfällt mir, untätig dazusitzen und abzuwarten«, wehrte der Richter ab. »Unser Student George Jeffreys ist Waliser. Ich werde ihn mir am besten einmal vornehmen.«
»Natürlich ist Jeffreys verdächtig. Aber er ist bei weitem nicht der Einzige. Ihr erinnert Euch doch sicherlich an Mistress Bloundel?«
»Die Apothekerfrau?«
»Ja, auch sie stammt aus Wales. Und sie war damals bei uns, als man versuchte, Euch während der Prozession in der Schenke zu vergiften. Außerdem gibt es vielleicht noch andere Verdächtige, von deren verwandtschaftlicher Beziehung zu walisischen Familien wir nichts wissen.«
Sir Orlando war nachdenklich geworden. Schließlich sah er den Priester betroffen an. »Ihr habt Recht. Auch in meinem Haushalt gibt es jemanden, dessen
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