Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
Vom Netzwerk:
gab Hackbratenpastete. Nachdem Mistress Brewster das Zinngeschirr abgeräumt hatte und sie unter sich waren, begannen Jeremy und Trelawney über Jack Einauge zu sprechen, während Alan eine Karaffe Wein holte.
    »Der Jurastudent, den Ihr mir geschickt habt, ist ein gewitzter Bursche«, bemerkte der Richter. »Er wird es bestimmt weit bringen.«
    »Kennt Ihr seine Familie, Sir?«
    »Nein, ich weiß nur, dass sie in Wales ansässig ist.«
    »Und dieser kleine Gauner, der Euren Umhang vertauschte? Seid Ihr ihm jemals begegnet?«
    »Ich erinnere mich, dass ich ihn einmal im Old Bailey wegen Diebstahls verurteilt habe. Er berief sich auf das Vorrecht des Klerus, erhielt das Brandmal und wurde entlassen. Vielleicht wollte er sich an mir rächen.«
    »Das glaube ich nicht. Er wurde für seine Tat bezahlt. Jemand hat ihn beauftragt. Ein Mann in Eurer Position hat zwangsläufig Neider und damit Feinde. Wer würde von Eurem Tod profitieren? Wer würde Euch beispielsweise auf die Richterbank folgen?«
    »Vermutlich einer meiner Brüder vom Finanzgericht oder vom Hauptzivilgerichtshof. Das hängt allein vom König ab. Glaubt Ihr, ein ehrgeiziger Jurist versucht, durch Mord seine Aufstiegsmöglichkeiten zu verbessern?«
    Jeremy lächelte über die Angewohnheit der Richter, einander als »Brüder« zu bezeichnen. Sie hatten diese Tradition von dem alten Orden der Serjeants übernommen, dem jeder Advokat angehören musste, um in den Richterstand aufsteigen zu können. »Solange wir keinen Anhaltspunkt haben, dürfen wir keine Möglichkeit ausschließen. Was ist mit Eurer Familie? Wer würde Euch beerben?«
    »Esther würde mein Vermögen bekommen.«
    »Und wäre damit unabhängig.«
    »Aber ich schränke sie doch in keiner Weise ein. Ich habe sie mit einer ansehnlichen Mitgift ausgestattet, über die sie sich nicht beklagen kann. Ich wäre froh, sie endlich los zu sein, denn sie macht mir das Leben zur Hölle. Aber ich finde einfach niemanden, der sie noch will, nachdem er sie kennen gelernt hat. Sie versprüht so viel Gift und Galle, dass sie jeden vergrault. Ihr Verhalten ist sehr peinlich für mich. Wahrscheinlich war ich immer zu nachsichtig mit ihr. Nach der Sache mit Malory habe ich ihr eine anständige Tracht Prügel verabreicht. Ich glaube, das hat ihr gut getan.«
    Jeremy lächelte wieder, diesmal über die Naivität des Richters, sagte jedoch nichts.
    Alan, der dem Gespräch schweigend lauschte, sprach ordentlich dem französischen Wein zu. Je weiter der Abend fortschritt, desto betrunkener … und müder wurde er. Bald verschränkte er die Arme auf der Tischplatte und ließ den Kopf darauf sinken. Beim Einnicken hörte er seinen Freund und seinen Gast, den Jesuiten und den Richter, das Thema wechseln.
    »Wie kann sich ein Mann von Eurer Intelligenz und Eurem Wissen zu einer so rückständigen und von Aberglauben beherrschten Religion bekennen?«, fragte Sir Orlando fast ein wenig mitleidig. »Wie könnt Ihr, den ich als rechtschaffen und mitfühlend kennen gelernt habe, Euch mit einer niederträchtigen Bande von Verschwörern wie den Jesuiten einlassen?«
    »Es war gerade diese Intelligenz, die Ihr mir so großmütig zuerkennt, und mein Verlangen nach Wissen, die mich zur Gesellschaft Jesu führten. Ich war fasziniert von ihren Entdeckungen in der Medizin, der Astronomie und vielen anderen Bereichen, von den Beschreibungen ihrer Reisen in fremde Länder ganz zu schweigen. Ich verdanke mein Wissen dem Umgang und der Korrespondenz mit meinen Ordensbrüdern und meiner Missionsarbeit in Indien. Ohne die Offenheit für den Erfahrungsschatz anderer Völker, die ich mir als Jesuit aneignete, hätte ich Euch nie erfolgreich behandeln können, als Ihr krank wart. Cromwell ist damals am Wechselfieber gestorben, weil er sich in seiner sektiererischen Engstirnigkeit geweigert hatte, Jesuitenrinde einzunehmen.
    Und jetzt lasst mich den Spieß einmal umdrehen: Wie kann ein Mann von Eurer Intelligenz, der für seinen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn bekannt ist, wilden Verleumdungen Glauben schenken, ohne sich eine eigene Meinung zu bilden?«
    »Es ist verständlich, dass Ihr Euren Orden verteidigt«, räumte Trelawney ein, »aber wollt Ihr leugnen, dass Euer damaliger Superior in die Pulververschwörung verwickelt war? Deshalb wurde er des Hochverrats schuldig gesprochen und hingerichtet.«
    »Pater Garnet war unschuldig. Er hatte Kenntnis von der Verschwörung, das ist wahr. Aber dieses Wissen wurde ihm unter dem Siegel des

Weitere Kostenlose Bücher