Die Richter des Königs (German Edition)
Beichtgeheimnisses anvertraut. Er konnte nicht darüber sprechen. Doch er tat alles, was in seiner Macht stand, um den Mordanschlag auf König James und die Mitglieder des Parlaments zu verhindern. Er bat sogar den Papst, er möge die englischen Katholiken auffordern, ihrem protestantischen König Treue und Gehorsam zu erweisen.«
»Die Jesuiten sind doch bekannt dafür, dass sie überall, wo sie sich aufhalten, hinterhältige Intrigen spinnen. Wollt Ihr behaupten, diese Vorstellung sei völlig aus der Luft gegriffen?«
»So ist es! Zumindest was die Jesuiten in England betrifft. Sie haben nie Verrat begangen. Es ist uns ausdrücklich verboten, uns in Regierungsangelegenheiten einzumischen. Wir sind hier, um den Katholiken den geistlichen Beistand zu bringen, den die Regierung ihnen versagt.«
Ein schmerzhaftes Kribbeln in Alans rechtem Arm weckte ihn aus seinem Schlummer. Von draußen war der Singsang des Nachtwächters zu hören, der die dritte Stunde ausrief. Mit einem ungläubigen Blick aus verschlafenen Augen streifte Alan Jeremy und Sir Orlando, die noch immer unermüdlich diskutierten. Inzwischen waren sie bei der Bartholomäusnacht von 1572 angekommen, als die katholischen Pariser Bürger ein Blutbad unter den protestantischen Hugenotten angerichtet hatten. Jeremy belehrte den Richter, dass es dabei weniger um Religion als um Geld gegangen sei und dass die Jesuiten einige Hugenotten versteckt hätten, um sie vor der Ermordung zu retten.
Alan drehte den Kopf auf die andere Seite und döste wieder ein. Als er das nächste Mal erwachte, dämmerte bereits der Morgen herauf.
»… es überrascht mich nicht, dass Ihr auf alles eine Antwort habt, Pater«, hörte Alan den Richter sagen. »Aber ich muss gestehen, Eure Argumente sind so überzeugend, dass ich nicht mehr weiß, was ich glauben soll.«
Alan streckte sich gähnend und rieb sich den schmerzenden Rücken. Ein wenig besorgt sah er in die Gesichter der beiden Männer, um festzustellen, in welcher Stimmung sie waren. Sie hatten die ganze Nacht debattiert, doch ihre entspannten Mienen zeigten, dass sie dabei offenbar Freunde geworden waren.
»Ich bin morgen Mittag bei Baron Peckhams Familie zum Essen eingeladen«, sagte Trelawney, während sie gemeinsam den Morgentrunk einnahmen. »Ich möchte Euch bitten, mich zu begleiten, Pater. Vielleicht fällt Euch etwas auf, was uns der Aufklärung seines Todes näher bringt. Ich werde Euch mit meiner Kutsche abholen.«
Als Jeremy am folgenden Tag den Vierspänner des Richters vorfahren sah, trat er gleich hinaus, um dem Laufburschen die Mühe zu ersparen, ihn zu holen. Sir Orlando war allein.
»Eigentlich galt die Einladung auch für Esther«, erklärte dieser, »aber da sie wegen ihrer bösartigen Verleumdungen immer noch unter Hausarrest steht, muss sie darauf verzichten.«
Der Laufbursche tat seinem Namen Genüge und lief der Kutsche voraus, um ihr im dichten Verkehr Platz zu machen. In der Fleet Street angekommen, verlangsamte sich die Fahrt. Jeremy, der zum Fenster hinaussah, zupfte Trelawney am Arm, um ihn auf einen Mann aufmerksam zu machen, der gerade aus dem Seiteneingang eines der Häuser trat. »Mylord, erkennt Ihr ihn wieder?«
»Ist das nicht dieser Jeffreys? Aber was macht er im Haus des Barons?«
»Offenbar hat er dort jemanden besucht. Nur wen?«
Ein Lakai trat an die Kutsche heran und öffnete den Schlag. In der mit Marmor ausgelegten Eingangshalle wurden sie von der Witwe Peckham, ihrer ältesten Tochter Mary und dem jüngsten Sohn David empfangen. Der ältere Sohn John studierte im Middle Temple und war deshalb nicht anwesend. Jeremy bemerkte, wie Marys Gesicht vor Enttäuschung regelrecht zusammenfiel, als sie die Gäste eintreten sah. Bei der Begrüßung musste sie sich zu einem höflichen Lächeln zwingen, was ihr nicht recht gelang.
Trelawney stellte Jeremy als einen befreundeten Gelehrten vor, der viel auf dem Kontinent und im Orient gereist sei.
»Davon müsst Ihr uns unbedingt berichten, Mr. Fauconer«, bat die Witwe interessiert. Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie nur noch wenig Abwechslung. Es war offensichtlich, dass sie von ganzem Herzen um ihn trauerte. Jeremy schloss sie schnell aus dem Kreis der Verdächtigen aus. Der jüngste Sohn erschien ihm naiv und ohne Ehrgeiz. Auch wenn das Ableben seines Vaters ihn offenbar nur wenig betrübte, hatte er dadurch doch kaum Vorteile erlangt, denn der Großteil des Vermögens ging an John, den Ältesten. Es fiel Jeremy allerdings
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