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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Jahr der Regierung unseres Souveräns Charles’ des Zweiten, von Gottes Gnaden König von England, Schottland, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens, um etwa zehn Uhr in der Nacht des nämlichen Tages mit Waffengewalt in London, genauer in der Pfarre von St. Anne Black-Fryers, im Bezirk von Farringdon Within, London, einem Sir John Deane, Ritter, gegen den Frieden Gottes und unseres Souveräns des Königs aufgelauert und ihn unter Bedrohung seines Lebens zur Herausgabe eines versilberten Degens im Werte von fünfzehn Shilling gezwungen hast. Was sagst du, Brendan McMahon? Bist du dieses Kapitalverbrechens, wie es in der Anklageschrift niedergelegt ist, schuldig oder nicht schuldig?«
    »Nicht schuldig.«
    »Angeklagter, wie soll über dich gerichtet werden?«
    »Ich bin Ire. Ein englisches Gericht kann nicht über mich richten!«
    Wieder stockte der Gerichtsschreiber, denn das Gesetz verlangte an dieser Stelle, dass der Angeklagte eine festgesetzte Formel wiederholte, die seine Anerkennung des Gerichts symbolisierte. Ohne dieses Ritual konnte der Prozess nicht stattfinden.
    »Angeklagter, hat man Euch nicht angewiesen, welche Antwort Ihr zu geben habt?«, fragte Richter Trelawney geduldig.
    »Doch, aber wenn ich sie gebe, werde ich vor ein Schwurgericht gestellt, das aus Männern besteht, die mir keine Gerechtigkeit widerfahren lassen. Sie sind nicht meinesgleichen, sie sind Kaufleute wie der Ankläger. Was ich auch sage, sie werden ihm mehr glauben als mir.«
    »Die Geschworenen sind angewiesen, Euch ohne Vorbehalte anzuhören«, versicherte Sir Orlando. »Das Verbrechen, dessen Ihr angeklagt seid, hat in London stattgefunden. Deshalb steht Ihr vor einem Schwurgericht, das sich aus Londoner Bürgern zusammensetzt. Ihr habt aber das Recht, zwanzig Geschworene abzulehnen, bevor sie vereidigt werden, ohne einen Grund dafür anzugeben, und weitere, wenn Ihr einen rechtmäßigen Grund gegen sie vorbringen könnt. Und nun antwortet auf die Frage mit den Worten, die das Gesetz vorschreibt, sonst werdet Ihr ins Gefängnis zurückgebracht und der Folter unterzogen, bis Ihr Euch bereit erklärt, das Gericht anzuerkennen.«
    Breandáns Augen begannen wütend zu funkeln, aber er beherrschte sich.
    Der Gerichtsschreiber wiederholte die Frage: »Angeklagter, wie soll über dich gerichtet werden?«
    Diesmal sprach der Ire die verlangte Formel: »Durch Gott und mein Land.«
    »Möge Gott dir beistehen«, schloss der Gerichtsschreiber und machte eine Eintragung in die Anklageschrift.
    Nachdem auch die anderen Gefangenen der Gruppe dasselbe Ritual durchlaufen hatten, wurde die Jury aufgerufen. Der Gerichtsschreiber klärte die Angeklagten über ihr Recht auf, die Geschworenen abzulehnen, bevor sie vereidigt wurden. Jeremy befürchtete, dass Breandán von dem Recht Gebrauch machen und auf diese Weise den Prozess behindern könnte, doch zu seiner Erleichterung verhielt sich der Ire still.
    Die Präliminarien waren nun beendet, und die erste Verhandlung konnte beginnen. Als Breandán an der Reihe war, musste er erneut zur Identifizierung die Hand heben. Dann wurden die Zeugen der Krone aufgerufen. Als Erster sagte Thomas Masters aus. Breandán erkannte in ihm sofort einen der drei Männer, mit denen er Streit gehabt hatte. Es war derjenige, den er durch einen Fausthieb niedergestreckt hatte. Masters erzählte, wie er eines Abends mit Sir John Deane und John Hague in einer Schenke gefeiert habe. Deane habe die Trinkstube vor den anderen verlassen, doch seine Freunde seien ihm nach Begleichung der Zeche kurz darauf gefolgt. »Da sah ich, wie der Angeklagte Sir John mit einem Messer bedrohte, vermutlich um ihn zu berauben. Mr. Hague und ich zogen unsere Degen und eilten ihm zu Hilfe. Da bekam der Angeklagte Angst, riss Sir Johns Degen an sich und floh.«
    »Das ist eine Lüge!«, schrie Breandán ungehalten dazwischen. »Ihr wart es, die Streit mit mir anfingen!«
    »Angeklagter, haltet Euch zurück!«, forderte Trelawney. »Ihr werdet noch Gelegenheit bekommen, Euch zu den Anschuldigungen zu äußern.«
    »Aber er lügt, der verdammte Mistkerl. Ich habe niemanden überfallen!«, rief Breandán erregt.
    Sir Orlandos Stimme wurde schärfer. »Ich dulde keine Flüche in meinem Gerichtshof! Wenn Ihr Euch nicht beherrscht, werde ich Euch den Mund stopfen lassen.«
    Breandán senkte zähneknirschend den Kopf und verbiss sich nur mit Mühe einen weiteren Ausbruch.
    »Habt Ihr gesehen, dass der Angeklagte ein Messer in der Hand

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