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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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hielt?«, wandte Richter Trelawney sich an den Zeugen.
    »Ja, Mylord, er stand neben Sir John und hielt ihm das Messer an die Brust.«
    »Würdet Ihr bitte demonstrieren, in welcher Position sich der Angeklagte zum Opfer befand. Gerichtsdiener, stellt Euch neben den Zeugen.«
    Masters trat ein wenig verunsichert an den Gerichtsdiener heran, packte ihn am Arm und gab vor, ihm die Klinge eines Messers an die Rippen zu setzen.
    »Hat der Angeklagte das Opfer festgehalten, so wie Ihr es jetzt tut?«, erkundigte sich Sir Orlando aufmerksam.
    »Ja, Mylord.«
    »Wie weit wart Ihr von beiden entfernt, als Ihr bemerktet, was vor sich ging?«
    »Etwa zwanzig Schritte, Mylord. Wären Mr. Hague und ich näher dran gewesen, hätten wir den Burschen nicht entkommen lassen.«
    »Ihr sagtet, es sei zehn Uhr abends gewesen«, fuhr Trelawney fort. »War es da nicht bereits dunkel?«
    »Ja, aber vor der Schenke hing eine Laterne.«
    »Gab es an der Stelle, an der der Angeklagte sein Opfer bedrohte, auch ein Licht?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Mylord.«
    »Ich finde es erstaunlich, Mr. Masters, dass Ihr auf eine Entfernung von zwanzig Schritten in einer dunklen Gasse so genau sehen konntet, dass der Angeklagte ein Messer in der Hand hielt, obwohl er unmittelbar neben seinem Opfer stand.«
    »Sir John sagte mir, dass er mit einem Messer bedroht wurde. Da glaubte ich, es auch gesehen zu haben.«
    Sir Orlando ließ den Zeugen in seinem Bericht fortfahren. Als er geendet hatte, wurde der Magistrat, der die Anzeige aufgenommen hatte, aufgerufen und vereidigt. Er berichtete, der Angeklagte habe zugegeben, Sir John nach einem Kampf den Degen entrissen zu haben.
    »Gestand er auch, dass er ihm aufgelauert und ihn mit einer Waffe bedroht habe, Master Ratsherr?«, fragte Sir Orlando den Zeugen.
    »Das hat er nicht. Er behauptete, die drei Männer hätten einen Streit provoziert, und als sie ihre Degen zogen, habe er sich nur verteidigt.«
    »Wer brachte den Angeklagten zu Euch?«
    »Sir John Deane, Mylord. Er hatte einige seiner Diener beauftragt, den Angeklagten aufzuspüren und festzunehmen.«
    »Hatte der Angeklagte ein Messer oder eine andere Waffe bei sich?«
    »Nein, Mylord. Als er mir vorgeführt wurde, war er unbewaffnet. Vielleicht haben die Männer, die ihn verhafteten, ihm das Messer abgenommen.«
    »Hat der Angeklagte sich gegen die Festnahme gewehrt?«, erkundigte Richter Trelawney sich weiter.
    »Ja, Mylord, sie mussten ihn mit Gewalt zu meinem Haus schleifen. Er war übel zugerichtet, als ich ihn zu Gesicht bekam.«
    »Ihr sagt, der Angeklagte habe sich gegen die Männer gewehrt. Hat er sie dabei verletzt?«
    »Soweit ich sehen konnte, hatte einer ein blaues Auge und ein anderer eine blutige Nase.«
    »Aber keine Wunden, die von einer Waffe herrührten?«
    »Nein, Mylord, es waren die typischen Verletzungen, wie man sie nach einem Faustkampf sieht.«
    »Ich danke Euch. Fahrt fort!«
    Es folgte John Hague, der den Bericht von Thomas Masters bestätigte, sich aber nicht festlegen wollte, ob er in der Hand des Angeklagten wirklich ein Messer gesehen habe. Schließlich ließ der Ankläger noch den Schließer des Newgate aufmarschieren, den Breandán angegriffen hatte, und einige weitere Zeugen, die den jähzornigen Charakter des Iren bescheinigen sollten. Zuletzt sagte ein Pfandleiher aus Whitefriars aus, der Angeklagte habe ihm den Degen des Opfers zum Verkauf angeboten.
    An dieser Stelle verlor Breandán erneut die Beherrschung. »Lügner, du hast mich nie gesehen!«, schrie er wütend. »Wie viel haben sie dir bezahlt, damit du mich verleumdest, du Lump!«
    Und wieder rief Sir Orlando ihn scharf zur Ordnung. »Angeklagter, ich lasse Euch knebeln, wenn Ihr noch einmal die Würde des Gerichts verletzt! Verlasst Euch darauf. Ihr dürft dem Zeugen Fragen stellen, wenn Ihr wünscht, aber haltet dabei Eure Zunge im Zaum!«
    Doch der Ire wusste, dass es wenig Sinn hatte, einen Lügner zu befragen, und verzichtete. Der Richter forderte ihn nun auf, sich zu verteidigen. Breandán gab seine Version des Streits mit den drei Männern wieder und leugnete entschieden, den Ratsherrn beraubt zu haben.
    »Ihr behauptet, Ihr hättet drei bewaffnete kräftige Männer überwältigt, obwohl Ihr allein und unbewaffnet wart?«, fasste Trelawney zusammen. »Wie ist das möglich?«
    »Mylord, ich bin mein ganzes Leben lang Söldner gewesen. Da lernt man zu kämpfen. Ich würde auch mit fünf Londoner Bürgern fertig werden, die nie etwas anderes getan

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