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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Pflichten: »Haltet hier keine Maulaffen feil, Nichtsnutze, sondern sorgt dafür, dass die Gaffer zurückbleiben!«
    Jeremy untersuchte Sir Orlandos Arm, der keine äußeren Verletzungen aufwies, und bewegte ihn schließlich behutsam in den Gelenken. Er schien nur verstaucht zu sein. Dann zog er den schweren Stoff der roten Amtsrobe zur Seite, um einen Blick auf die Beine des Richters zu werfen. Seine Kniehose war an einigen Stellen zerrissen und die Haut mit Schürfwunden bedeckt. Jeremy tastete vorsichtig über die Knochen, konnte aber keinen Hinweis für einen Bruch entdecken.
    »Seid Ihr Arzt, Sir?«, fragte einer der Gardisten.
    Sir Orlando antwortete ihm an Jeremys Stelle. »Ja, der Mann ist Arzt«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Und nun helft mir endlich auf, damit die Prozession weitergehen kann!«
    Einer der Zuschauer erklärte, dass nur ein paar Schritte weiter eine Schenke sei.
    »Bringen wir ihn dahin«, willigte Jeremy ein. Er selbst nahm mit Gwyneth die Beine des Richters, während zwei der Soldaten ihn unter den Schultern packten.
    In der Trinkstube »Rose & Krone« setzten sie ihn auf eine Bank neben dem Kamin. Gwyneth bat den Wirt um Wein. Derweil füllte sich der Schankraum mit Neugierigen von der Straße, die die Hälse reckten und sich gegenseitig auf die Füße traten.
    »Sir, habt Ihr sonst noch irgendwo Schmerzen?«, fragte Jeremy mit einem prüfenden Blick in Trelawneys wachsbleiches Gesicht.
    »Ich weiß nicht … ich habe das Gefühl, als schnüre mir etwas die Brust zusammen.«
    Gwyneth brachte einen Becher mit Wein und hielt ihn an Sir Orlandos Lippen. Doch Jeremy schob ihre Hand zurück.
    »Nein, noch nicht! Ich möchte erst sicher sein, dass er keine inneren Verletzungen hat.«
    Gwyneth stimmte ihm zu und stellte den Zinnbecher auf einen der Tische in ihrem Rücken.
    Jeremy half Trelawney aus der scharlachfarbenen Robe und öffnete das schwarze Wams, das er darunter trug. Nachdem er den Brustkorb des Richters untersucht hatte, tastete er noch sorgfältig seinen Bauch ab, doch die Schmerzen seines Patienten hatten bereits nachgelassen und behinderten seine Atmung nicht mehr. Allmählich kehrte auch ein wenig Farbe in seine Wangen zurück.
    »Ich kann keine schwereren Verletzungen feststellen«, verkündete Jeremy erleichtert. »Nur Schürfwunden, eine Schwellung am Knie und ein verstauchter Arm. Ihr hattet großes Glück.«
    Trelawney stieß ein sarkastisches Lachen aus, eine Unvorsichtigkeit, die er sofort bereute, denn die Erschütterung jagte ein Stechen durch seinen angeschlagenen Arm.
    »Glück? Ich werde vom Pech verfolgt wie Hiob. Was habe ich getan, dass Gott mich so straft? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht weiß, welche abscheuliche Sünde ich begangen haben soll.«
    »Ihr seid undankbar, Sir«, tadelte ihn Jeremy. »Gott hat, ganz im Gegenteil, Seine schützende Hand über Euch gehalten und Euch vor größerem Schaden bewahrt. Ihr hättet Euch auch das Genick brechen können. Übrigens war der Auslöser Eures Sturzes höchst irdischen Ursprungs. Man hat Euer Pferd absichtlich erschreckt.« Jeremy berichtete in kurzen Worten von den beiden Jungen, die er beobachtet hatte. »Ich habe Meister Ridgeway hinter ihnen hergeschickt, um herauszufinden, wer sie angestiftet hat. Aber, ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es ihm gelingen wird, sie zu erwischen.«
    »Ihr hattet also Recht mit Eurer Warnung«, murmelte Trelawney betroffen. »Ich habe so gehofft, dass Ihr Euch irrt …«
    Das habe ich auch gehofft, dachte Jeremy. Aber leider hat mich mein Gefühl in diesen Dingen noch nie getrogen.
    Er wandte sich ab und trat zu dem Schankwirt, um ihn um Wasser und ein sauberes Tuch zu bitten. Dabei glitt sein Blick flüchtig über die schwatzende Menge der Schaulustigen, die noch immer keine Anstalten machten, die Trinkstube zu verlassen, sehr zur Freude des Wirts. Zu Jeremys Erstaunen entdeckte er mit einem Mal Breandán unter den Leuten. Als der Ire die Augen des Priesters auf sich gerichtet sah, näherte er sich ihm.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte Jeremy.
    »Ich bin auf der Suche nach Meister Ridgeway. John schickt mich, um ihn zu holen. Er hat einen Patienten, mit dem er allein nicht fertig wird.«
    »Meister Ridgeway ist unterwegs. Aber er wird vermutlich hierher zurückkommen.«
    »Dann warte ich.«
    Als Jeremy mit einer Schüssel Wasser und einem Tuch durch den Schankraum zu der Bank des Richters zurückkehrte, sah er, wie dieser gerade

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