Die Richter des Königs (German Edition)
sich vielleicht Übelkeit und Leibschmerzen einstellen, doch ich denke, dass er die Nachwirkungen ohne Komplikationen überstehen wird. Ansonsten gibt es nichts, was ich noch tun könnte. Weitaus wichtiger ist jetzt, dem Täter auf die Spur zu kommen, denn er hat mit dem heutigen Anschlag gezeigt, dass er es immer wieder versuchen wird, wenn wir ihn nicht unschädlich machen.«
Godfrey warf seinem Freund einen zweifelnden Blick zu, doch Sir Orlando nickte bestätigend. »Er hat Recht. Ich werde nicht mehr sicher sein, solange der Täter nicht gefasst ist.«
»Was schlagt Ihr also vor, Dr. Fauconer?«, erkundigte sich Godfrey.
»Die Leute zu fragen, ob ihnen irgendetwas Verdächtiges aufgefallen ist. Vielleicht hat einer von ihnen beobachtet, wie sich jemand an dem Becher mit dem Wein zu schaffen gemacht hat.«
Jeremy und der Magistrat teilten sich die Aufgabe, während Trelawney aus dem Hintergrund die Gesichter der einzelnen Gäste musterte. Doch es war niemand darunter, der ihm bekannt vorkam.
Das Ergebnis war enttäuschend. Keiner der Anwesenden hatte dem Zinnbecher auf dem Tisch besondere Beachtung geschenkt. Und nur einer gab eine Beobachtung an, die ihm verdächtig vorgekommen war: Kurz bevor der Richter den Wein getrunken hatte, sei ein Bäckerlehrling, der an der Tür der Trinkstube stand, von einem jungen Mann angerempelt worden. Der Lehrling habe sich empört zu dem Rüpel umgedreht, doch dieser habe den Schankraum in so überstürzter Eile verlassen, dass er sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Er wisse nur, dass der Mann jung und dunkelhaarig gewesen sei.
Gegen Ende der Befragung traf Alan in der Schenke ein. Er berichtete, wie er die beiden Jungen bis nach Whitefriars verfolgt habe. Dort seien sie ihm dann aber in den verwinkelten Gässchen entkommen. Angesichts der zwielichtigen Gestalten, denen er unterwegs begegnet war, habe er es nicht für ratsam erachtet, länger in der Freistatt zu verweilen.
Jeremy knirschte ärgerlich mit den Zähnen. »Es ist zum Verzweifeln! Der Unbekannte ist uns immer einen Schritt voraus. Und das nächste Mal haben wir vielleicht nicht mehr so viel Glück. Im Augenblick verfügen wir nur über einen Vorteil: Der Täter ist sehr vorsichtig. Er geht kein Risiko ein, sondern handelt nur, wenn er sicher ist, dass er unentdeckt bleibt. Dafür könnte es zwei Gründe geben: einmal der Wunsch, sich selbst zu schützen …«
»Welchen anderen Grund könnte es denn sonst noch geben?«, unterbrach ihn Edmund Berry Godfrey.
»Eine Möglichkeit, die mich ziemlich beunruhigt, Sir. Vielleicht hat er vor, noch weitere Morde zu begehen.«
»Wenn das so ist, werden wir wohl kaum herausfinden, wer das nächste Opfer sein könnte«, kommentierte Sir Orlando.
Einer der Gardisten hatte inzwischen eine Mietkutsche für den Richter gerufen. Alan und Breandán machten sich auf den Weg nach Hause, und Mistress Bloundel schloss sich ihnen an, während Jeremy Sir Orlando begleitete.
»Glaubt Ihr, dass diese Mordanschläge etwas mit Baron Peckhams Tod zu tun haben?«, fragte Trelawney nachdenklich, während die Kutsche in gemächlichem Tempo über die unebenen Straßen rollte.
»Ich denke, das steht außer Zweifel«, erwiderte Jeremy. »Es kann kein Zufall sein, dass in beiden Fällen Arsenik verwendet wurde. Auch wenn man dieses Gift überall als Rattenpulver kaufen kann, glaube ich doch nicht, dass es zwei Täter sind.«
»Haltet Ihr es für möglich, dass auch noch andere Richter in Gefahr sind?«
»Das kann ich nicht sagen, solange ich das Motiv des Mörders nicht kenne. Habt Ihr eigentlich mittlerweile herausgefunden, ob die Hochzeit zwischen Mistress Mary Peckham und dem Kaufmann stattfinden wird?«
»Ja, und es war gut, dass Ihr gefragt habt. Die Witwe des Barons hat sie nämlich abgesagt.«
»Das überrascht mich nicht. Ich hatte schon so etwas vermutet.«
Vor dem Haus des Richters in der Chancery Lane verließ Jeremy als Erster die Mietkutsche und half dann Trelawney beim Aussteigen. Dessen geschwollenes Knie machte jeden seiner Schritte zur Qual. In der Halle kam ihnen der Kammerdiener Malory pflichteifrig entgegen.
»Wo ist meine Nichte?«, fragte Sir Orlando sofort.
»Sie ist ausgegangen, Mylord, kurz nachdem Ihr weg wart. Ich habe sie gefragt, wohin sie gehe, aber sie hat mir nicht geantwortet.«
»Sie dachte wohl, ich käme nicht so bald wieder!«, knurrte der Richter aufgebracht.
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Sir«, mischte Jeremy sich
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