Die Richter des Königs (German Edition)
hatte sie mehr als einmal gewarnt, doch sie hatte nicht hören wollen. Sie traf ebenso viel Schuld wie ihn. Sie hätte ihn nicht reizen dürfen. Doch der Triumph, seine Zurückhaltung doch überwinden zu können, hatte sie leichtsinnig gemacht. Dafür hatte er sich gerächt.
Während Amoret die fahrigen Bewegungen seiner Hände beobachtete, überkam sie erneut das Verlangen, ihn in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Sie richtete sich auf, rückte an seine Seite und legte sanft die Hand auf seine Schulter.
Breandán zuckte zusammen, als hätte sie mit einer Klinge auf ihn eingestochen. Mit einem verständnislosen Ausdruck im Gesicht sprang er vom Bettrand und wich einige Schritte vor ihr zurück.
»Madam, Ihr spielt mit dem Feuer! Ich kann Euch nicht die Zärtlichkeit geben, die Ihr sucht.«
Amoret sah ihn mit ruhigem Blick an. »Doch, das könnt Ihr. Ihr werdet es lernen, wie Ihr gelernt habt, eine Feder zu führen.«
»Ihr seid verrückt. Begreift Ihr denn nicht? Ich werde Euch nur wehtun. Ich verstehe mich nicht auf höfische Liebeskünste.«
»Ich werde Euch unterrichten«, erwiderte Amoret unbeirrt.
Für einen Augenblick kämpfte Breandán mit sich, doch dann wandte er sich brüsk zur Tür. »Lebt wohl, Madam.«
Amoret glitt vom Bett und eilte ihm nach. Bevor er die Tür öffnen konnte, warf sie sich davor. »Die Tore des Palastes sind um diese späte Stunde verschlossen. Ihr könnt gar nicht hinaus. Bleibt also! Ich bitte Euch.«
Wieder bedachte er sie mit einem wütenden Blick. »Das habt Ihr absichtlich so eingefädelt, nicht wahr? Ich frage mich, welche Befriedigung Euch dieses Spiel verschafft.«
»Nur das Vergnügen Eurer Gesellschaft.«
»Vergewaltigung kann man wohl kaum als Vergnügen bezeichnen.«
»Ich bin sicher, dass Ihr auch anders könnt. Was soll ich nur tun, um Euren Zorn auf mich zu besänftigen? Findet Ihr es so erniedrigend, mit der Mätresse des Königs zu schlafen?«
Wieder zuckte Breandán zusammen, als habe er einen Schmerz verspürt. »Habt Ihr keine Angst, Euer königlicher Liebhaber könnte Euch mit einem anderen im Bett erwischen? Oder macht es Euch so viel Freude, ihn zu hintergehen?«
»Sagt bloß, Ihr sorgt Euch um die Gefühle des Königs?«, fragte Amoret verblüfft.
»Ihr gehört ihm. Und doch betrügt Ihr ihn.«
Etwas in seinem Ton weckte den Eindruck in ihr, als spräche er nicht von Charles, sondern von sich selbst. Da sie nicht antwortete, fragte Breandán unwirsch: »Aus welchem Grund seid Ihr seine Mätresse geworden? Wollt Ihr an seiner Macht teilhaben?«
»Nein, ich bin nicht so ehrgeizig wie Lady Castlemaine oder Frances Stewart, die hoffen, dass die Königin eines frühen Todes stirbt.«
»Liebt Ihr ihn?«
»Ja, ich liebe ihn, weil er liebenswert ist, aber meine Zuneigung zu ihm ist mehr freundschaftlicher Natur. Ich verspüre keine Eifersucht auf die anderen Frauen, die er aufsucht, ich möchte ihn einfach nur glücklich sehen. Und wenn er zu mir kommt, dann oftmals nur, um zu plaudern und sich zerstreuen zu lassen. Urteilt also nicht zu streng über mich, Mr. Mac Mathúna, ich führe ein weniger unsittliches Leben als die meisten anderen Höflinge.«
Beeindruckt von ihrer Offenheit, schwieg Breandán eine Zeit lang. Amoret hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr Kleid in Ordnung zu bringen. Sie bemerkte, wie sein Blick sich erneut auf ihre entblößte Brust heftete, die ihm so verführerisch nahe war, dass er nur die Hand zu heben brauchte, um sie zu berühren. Er schluckte schwer und wandte das Gesicht ab, doch seine nachlässig geschlossene Hose verriet seine wiedererwachende Erregung.
Amoret nahm behutsam seine Hände und zog ihn mit sich zum Bett zurück. »Hört auf, Euch zu quälen, Breandán. Vergesst, wer ich bin und wer Ihr seid. Niemand wird uns stören. Wir haben die ganze Nacht für uns …«
Er widersetzte sich nicht mehr. Die sanften Bewegungen ihrer Finger, mit denen sie ihn zu entkleiden begann, weckten ein köstliches, berauschendes Gefühl in ihm, das er bis in alle Glieder spürte. Das zärtliche Streicheln fachte seine Lust an, doch er bezähmte sich, um es noch eine Weile zu genießen. Verwundert bemerkte er, dass es schöner war als die kurze, heftige Befriedigung, die er bisher beim Höhepunkt erlebt hatte und die rasch wieder abklang, ohne wirklich Erfüllung zu bringen.
Wie gebannt beobachtete er Amorets Hände, die geschickt die Verschnürung ihres Mieders lockerten und es über ihre Schultern streiften. Dann
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