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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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verspreche es Euch.«
    Unten in der Offizin war Alan gerade dabei, dem Diener, der wieder zu sich gekommen war, etwas Wein einzuflößen.
    »Ich fürchte, er wird über Nacht hier bleiben müssen«, meinte der Wundarzt. »Er hat starke Kopfschmerzen und kann sich kaum aufrecht halten.«
    »Wir können doch eine Mietkutsche nehmen.«
    »Besser nicht. Die Erschütterungen würden seinen Zustand nur verschlimmern.«
    »Macht Euch keine Sorgen, Madam«, mischte Jeremy sich ein. »Wir kümmern uns um ihn und schicken ihn dann morgen zu Euch, wenn es ihm besser geht. Allerdings könnt Ihr nicht ohne Begleitung nach Whitehall zurückkehren.«
    Er wandte sich zur Treppe und rief Breandáns Namen. Als der Ire kurz darauf erschien, hielt der Jesuit ihm die beiden Steinschlosspistolen entgegen, die der Diener der Lady im Gürtel getragen hatte. »Ihr werdet die Dame nach Hause bringen. Seht zu, dass sie unterwegs nicht belästigt wird.«
    Breandán nahm die mit prächtigen Messingbeschlägen verzierten Waffen wortlos entgegen und prüfte mit wenigen gewohnheitsmäßigen Handgriffen ihre Funktionstüchtigkeit.
    »Ich sehe, dass Ihr mit diesen Mordwerkzeugen umzugehen wisst«, bemerkte Jeremy zufrieden.
    Amoret zog sich die Kapuze ihres langen Mantels über und nahm die Maske an dem dafür vorgesehenen Knopf zwischen die Zähne. Auf der Paternoster Row wandten sie sich in Richtung Westen. Breandán schritt auf gleicher Höhe neben ihr her, um sie gegen den aufspritzenden Schmutz der Fuhrwerke und Karren abzuschirmen. Der Regen, der den ganzen Tag über gefallen war, hatte nachgelassen. Doch der Himmel blieb wolkenverhangen, und die schlecht befestigten Gassen waren völlig durchweicht. Überall versank man bis über die Schuhe im Schlamm.
    Amoret hatte das Gefühl, jeden Moment auszugleiten, und legte schließlich die Hand auf den Arm ihres Begleiters, um sich abzustützen. Breandán tat so, als nehme er keine Notiz davon, passte seine Schrittlänge aber instinktiv der ihren an, so dass sie sich leichter an seiner Seite halten konnte. Und obwohl der Untergrund auf der Ludgate Street besser wurde, zog Amoret ihre Hand nicht zurück. In der Nähe des Iren verspürte sie ein seltsames Wohlgefühl, wie sie es bisher noch nie erlebt hatte. Seit ihrer ersten Begegnung fühlte sie sich von Tag zu Tag mehr zu ihm hingezogen. Es bereitete ihr Vergnügen, ihn anzusehen, seine ernsten, ebenmäßigen Züge zu studieren, den Blick seiner dunkelblauen Augen zu erhaschen, der sich dem ihren immer wieder beharrlich entzog. Doch seine Unzugänglichkeit ließ sie schließlich befürchten, er könne sie nicht leiden. Es schmerzte sie, aber es entmutigte sie nicht. Sie war entschlossen, nicht aufzugeben, bis sie Zugang zu ihm gefunden hatte.
    An der Anlegestelle von Blackfriars setzte ein Fährmann gerade Passagiere ab. Breandán winkte ihm zu, um ihn zurückzuhalten.
    »Wohin soll’s gehen?«, fragte der Fährmann.
    »Zum Landungssteg Whitehall.«
    Breandán reichte Amoret, die ihre Röcke raffte, die Hand, um ihr beim Einsteigen zu helfen. Als sie sich nebeneinander auf der Rückbank niedergelassen hatten, legte das Boot ab. Die Regenwolken verdunkelten noch immer den Himmel, so dass die Dämmerung fast unbemerkt hereinbrach. Überall tanzten die Lichtertupfen der Bootslaternen auf der Wasseroberfläche der träge dahinfließenden Themse. Aus Bequemlichkeit nahm Amoret ihre Maske ab. Das Zwielicht verwischte ohnehin die Gesichtszüge. Kühle Feuchtigkeit lag in der Luft und drang durch die Kleider, die sich bald unangenehm klamm anfühlten. Obgleich Amoret nicht empfindlich war, drängte sie sich näher an den Körper des Mannes neben ihr, der eine gesunde Wärme ausstrahlte. Die Enge des Fährboots erlaubte es Breandán nicht, vor ihr zurückzuweichen. Er erstarrte innerlich, jeden einzelnen Muskel angespannt, als gelte es, einem Angriff standzuhalten. Er spürte, wie sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte und nach kurzem Zögern ihre Hand über seine Brust gleiten ließ, als wolle sie ihn umarmen. Die streichelnde Berührung brannte sich wie ein glühender Schürhaken durch sein Wams und versengte seine Haut. Ein jäher Schmerz fuhr durch seinen ganzen Körper und stürzte ihn in tiefe Verwirrung. Grob packte er ihr Handgelenk und presste es zusammen.
    »Was soll das, Madam?«, zischte er. »Warum tut Ihr das? Weshalb fordert Ihr mich ständig heraus? Ist das eines dieser krankhaften Spielchen am Hof? Einen Mann zu reizen, bis er winselnd vor

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