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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Die ganze Nacht habe ich nur an mich gedacht und keinen Gedanken daran verschwendet, welche Konsequenzen unser Zusammensein haben könnte. Ich hätte aufpassen müssen. Du könntest schwanger werden …«
    »Das wird nicht geschehen, Breandán. Mach dir keine Sorgen. Ich bin bereits schwanger.«
    Er starrte sie überrascht an. »Von wem?«
    »Vom König natürlich.«
    Breandáns Gesicht verwandelte sich schlagartig. Seine Züge fielen zusammen, wurden grau, dann wallte heißer Zorn in ihm auf und trieb ihm das Blut in die Wangen.
    »Oh, ich vergaß, wer Ihr seid, Mylady!«, höhnte er. »Die Mätresse des Königs. Eine der Dirnen, die diesem unersättlichen Satyr einen Bastard nach dem anderen gebären.«
    Für ein paar Stunden hatte er es tatsächlich vergessen und hatte sich selbst getäuscht. Er war ein Narr und würde es immer bleiben. Zitternd vor Wut, riss er die Tür auf und stürmte hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er war so schnell fort, dass Amoret ihm nicht folgen konnte. Breandáns geschulter Orientierungssinn geleitete ihn sicher durch den weit verzweigten Palast zur Anlegestelle zurück. Niemand nahm Notiz von ihm, denn in den Gängen waren bereits unzählige Bedienstete unterwegs, um Besorgungen zu erledigen.
    Da die Fahrt flussabwärts ging, gelangte Breandán in kurzer Zeit nach Blackfriars. Vor der Tür zu Meister Ridgeways Haus zögerte er einen Moment. Sicher war sein Ausbleiben nicht unbemerkt geblieben. Was sollte er sagen, wenn man ihn fragte, wo er gewesen war? Die Wahrheit konnte und wollte er nicht preisgeben, doch weder Pater Blackshaw noch Meister Ridgeway verdienten es, belogen zu werden.
    Alan war damit beschäftigt, seine Chirurgenstube für die ersten Kunden herzurichten, die bald eintreffen würden. Als er Breandán eintreten sah, eilte er ihm erleichtert entgegen. »Na endlich! Wo wart Ihr? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Ist etwas passiert?«
    »Nein. Ich habe Lady St. Clair sicher nach Whitehall gebracht«, antwortete Breandán kurz angebunden.
    »Was hat Euch dann so lange aufgehalten?«
    Der Ire wandte das Gesicht ab und biss sich auf die Lippen. Da ging Alan plötzlich ein Licht auf. Er erinnerte sich an das Interesse, das Lady St. Clair von Anfang an für den jungen Mann bekundet hatte. Zweifellos hatte sie die Gelegenheit genutzt, um ihm näher zu kommen. Nur mit Mühe verkniff Alan sich die neugierigen Fragen, die ihm auf der Zunge brannten.
    »Schon gut, Ihr braucht mir nichts zu erklären«, sagte er verständnisvoll. »Pater Blackshaw ist gestern Abend erst spät nach Hause gekommen und bis jetzt noch nicht aufgestanden. Er wird Eure Abwesenheit kaum bemerkt haben. Und ich werde ihn nicht mit der Nase darauf stoßen.«
    Breandán warf ihm einen dankbaren Blick zu, bevor er in die Küche ging. Es fiel ihm immer schwerer, Meister Ridgeway nicht zu mögen. Er war stets freundlich und hilfsbereit – das genaue Gegenteil von John, der nur auf eine Gelegenheit wartete, seinen unerwünschten Schlafgenossen mit Boshaftigkeiten aus der Reserve zu locken. Auch an diesem Morgen machte er keine Ausnahme, wie Breandán zu seinem Leidwesen feststellte, als er in der Küche auf den Gesellen traf.
    »Sieh mal an!«, feixte John. »Der streunende Hund hat den Weg zum Futtertrog zurückgefunden. Wo hast du dich die ganze Nacht herumgetrieben? Wahrscheinlich hast du dich in einer verrufenen Schenke voll laufen lassen, bis sie dich auf die Straße gesetzt haben.«
    Alan, der Breandán unmittelbar in die Küche gefolgt war, vernahm die höhnische Bemerkung des Gesellen und rief ihn scharf zur Ordnung: »John! Sitz hier nicht rum. Geh an die Arbeit.«
    Es missfiel Alan, dass sein Geselle den Iren so verächtlich behandelte, auch wenn dieser ein verurteilter Straftäter war. Breandán Mac Mathúna war übel mitgespielt worden, und er verdiente eine Chance, sich zu bewähren. Alan wünschte ihm aufrichtig, dass es ihm gelingen würde, ein neues Leben anzufangen.
    Nachdem John die Küche verlassen hatte, sagte Alan unbefangen: »Als Lehrling hatte ich es auch mit einem Gesellen zu tun, der ständig versuchte, mich zur Schnecke zu machen, doch bald hatte er keine ruhige Nacht mehr. Einmal tauchte ich seine Hand in warmes Wasser, während er schlief, ein anderes Mal steckte ich ihm Regenwürmer in die Schuhe oder nähte sein Nachthemd an die Bettvorhänge. Irgendwann ließ er mich dann in Ruhe.«
    Breandán wandte verwundert den Kopf und blickte Alan nach, der, ein sanftes Lächeln

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