Die Richter des Königs (German Edition)
löste sie die Bänder ihrer Röcke. Bald stand sie nur noch mit einem durchscheinenden Leinenhemd und Strümpfen bekleidet vor ihm. Auf Breandáns Haut begann Schweiß zu perlen. Er hatte das Gefühl, als verbreiteten die Flammen des Kamins und der Kerzen eine unerträgliche Hitze. Mit einem geschmeidigen Schritt trat Amoret über ihre auf dem Boden ausgebreiteten Röcke hinweg und schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Sie hatte keine Angst mehr. Er mochte in der Befriedigung seiner Leidenschaft unbeherrscht und hemmungslos sein, aber sie wusste mit einem Mal sicher, dass sie ihm nicht gleichgültig war. Hinter seinem Zorn steckte keine Abneigung, sondern Eifersucht, weil sie die Mätresse des Königs war. Dazu gesellte sich die Unsicherheit über ihre Absichten. Er hatte es ihr oft genug vorgeworfen. Spielte sie nur mit ihm? Wollte sie ihn um Gnade flehen sehen, um ihn dann zurückzustoßen? Um dieser Demütigung zu entgehen, hatte er den Spieß umgedreht und sich mit Gewalt genommen, was er glaubte, nicht freiwillig bekommen zu können. Sie musste ihm nur zeigen, dass sie es ehrlich mit ihm meinte, und er würde sich ihr öffnen, würde Vertrauen zu ihr fassen.
Breandáns Hände senkten sich schwer auf ihre Schultern und schoben das feine Leinenhemd über ihre Arme nach unten, und ihr nackter Körper kam zum Vorschein. Er verschlang sie mit den Augen, auf einmal voller Hemmung, sie zu berühren. Sie erschien ihm ohne die Rüstung ihres eng geschnürten Mieders und ihrer steifen Röcke plötzlich schwach und wehrlos, seiner größeren Muskelkraft ausgeliefert. Diese Verwundbarkeit besänftigte seinen Argwohn vollends. Er fühlte sich nicht mehr unterlegen, hatte nicht mehr den Drang, seinen Stolz zu verteidigen. Es verlangte ihn nur noch danach, diese glatte weiche Haut auf der seinen zu spüren, an seinem ganzen Körper, den die Strapazen seines bisherigen Daseins fast empfindungslos gemacht hatten. Er nahm sie in die Arme und zog sie zu sich. Seine Hände legten sich unter ihre warmen Schenkel und hoben sie hoch, trugen sie zwischen die Vorhänge des Bettes. Mit unerwarteter Feierlichkeit nahm er sich die Zeit, ihre Strumpfbänder zu lösen und die Seidenstrümpfe über ihre Knie nach unten zu rollen. Kein Hindernis sollte mehr zwischen ihnen sein. Ineinander verschlungen küssten sie sich lange, liebkosten einander voller Neugier, den Körper des anderen zu entdecken. Und diesmal war es Amoret, die, voller Ungeduld, ihn in sich zu spüren, ihre Hand um sein Glied schloss und es sanft zwischen ihre geöffneten Schenkel führte. Breandán stöhnte auf, seine Hände verkrampften sich auf ihren Schultern. Er gab sich alle Mühe, seine Lust zu zügeln, um ihr nicht erneut wehzutun, doch es gelang ihm nicht ganz. Erst später, als seine Erregung nachließ und er wieder klar denken konnte, sah er sie reumütig an. Im Gegensatz zu vorher, als er sie hatte strafen wollen, tat es ihm nun aufrichtig Leid, sie mit solcher Grobheit behandelt zu haben.
Amoret las ihm seine Gefühle vom Gesicht ab. Zärtlich streichelte sie seine rau gewordene Wange, um ihm zu zeigen, dass sie ihm verzieh. Sie war fest davon überzeugt, dass die Zeit ihn sanfter machen würde. Wenn die Erinnerung an die schrecklichen Dinge, die er durchgemacht hatte, verblasste, würde auch seine unkontrollierbare Wut nachlassen.
Nach einem kurzen, unsicheren Blick in ihre Augen streckte sich Breandán wieder neben ihr aus, legte die Arme um sie und presste sie besitzergreifend an sich.
Einundzwanzigstes Kapitel
A ls Amoret erwachte, war das Bett neben ihr leer. Im Zimmer herrschte Halbdunkel, das nur durch den flackernden Schein des Kaminfeuers erhellt wurde. Die Kerzen waren heruntergebrannt, aber zwischen den Ritzen der Fensterläden schimmerte noch kein Tageslicht. Von einem schmerzlichen Gefühl der Enttäuschung durchdrungen, schob Amoret den Bettvorhang zur Seite. Da entdeckte sie die Silhouette eines schlanken Körpers, die sich vor dem Feuer abzeichnete. Die Arme auf den angezogenen Knien verschränkt, den Kopf darauf gebettet, hockte Breandán in regloser Haltung auf dem Teppich. Die tanzenden Flammen zeichneten goldene Arabesken auf seine nackte Haut. Amoret betrachtete ihn voller Zuneigung. Obwohl der Feuerschein sein Gesicht im Dunkeln ließ und sie seine Züge nicht erkennen konnte, fühlte sie, dass ihn etwas bedrückte. Beunruhigt verließ sie das Bett und setzte sich neben ihn auf den Boden. In seiner stummen Versunkenheit erschien
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