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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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er ihr fern und verloren. Um ihn zu trösten, lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und streichelte seinen Arm. Breandán erwachte aus seiner Erstarrung und sah sie missbilligend an.
    »Tu das nicht«, bat er leise. »Das alles ist wie ein Traum. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so glücklich wie in dieser Nacht. Aber ich mache mir keine Illusionen. Es ist zu gut, um wahr zu sein. Und ich möchte mich nicht daran gewöhnen.«
    Amoret hob den Kopf zu ihm, ohne ihn loszulassen. »Aber es ist wahr. Du bist hier bei mir. Denk nicht an morgen, genieße das Jetzt.«
    In ihren schwarzen Augen lag so viel Zuneigung, dass sich eine leise Hoffnung in ihm regte, eine Hoffnung, die ihm zugleich wohltuend und närrisch erschien.
    Sein Körper begann auf Amorets Nähe zu reagieren. Sie spürte sein Erschauern und ließ ihre Hand über seinen Bauch abwärts gleiten. Jäh schlossen sich seine Finger um ihr Handgelenk und hielten es fest. Seine Augen funkelten vorwurfsvoll.
    »Du Teufelin!«, zischte er.
    Doch schon erwachte erneut das Begehren in ihm. Seine Hand gab Amorets Arm frei, legte sich um ihren Nacken und bog ihren Kopf zurück. Während er sie küsste, kämpfte er gegen die Wut an, die er in sich aufsteigen spürte, Wut auf ihre Macht über ihn, Wut über seine Torheit, sich mit der Mätresse des Königs einzulassen. Er wollte sich von ihr losreißen und konnte es doch nicht. Mit fiebrigen Händen glitt er über ihre Brüste, ihren Bauch, presste sie roh zu Boden und legte sich auf sie. Da sie ihm keinen Widerstand entgegensetzte, verrauchte sein Zorn jedoch, und ihm wurde bewusst, was er tat. Beschämt versuchte er, seine Leidenschaft zu bezähmen. Dann nahm er das zärtliche Streicheln ihrer Hände wahr und schloss die Augen, um es auszukosten. Seine Bewegungen wurden beherrschter, behutsamer. Sein Blick richtete sich auf ihr Gesicht, durchforschte es nach einem Zeichen des Ärgers, des Überdrusses, des Abscheus. Stattdessen sah er, wie sich ihre Augen verschleierten. Zwischen ihren halb geöffneten Lippen drang ein Keuchen hervor, das ihre Erregung verriet. Breandán hatte nie viel auf die Befriedigung der Frau gegeben, mit der er gerade schlief. Doch hier entdeckte er zum ersten Mal, wie lustvoll es war, sie mit ihr zu teilen.
    Gesättigt ließ er sich schließlich neben ihr auf den Boden gleiten. Seine Finger spielten mit ihrem ausgebreiteten Haar, streichelten sanft ihre Stirn.
    »Es tut mir Leid«, sagte er. »Es war töricht von dir, dich mit einem Landsknecht einzulassen, einem irischen Barbaren, der sich nicht beherrschen kann.«
    »Es braucht dir nicht Leid zu tun«, erwiderte Amoret. »Verstehst du denn immer noch nicht, dass ich dich will, weil ich dich gern habe?«
    Breandán verbiss sich jeden weiteren Widerspruch. Er wollte ihr gerne glauben und versuchte, seine Zweifel zu verdrängen. Nach einer Weile erhob er sich, nahm sie auf die Arme und trug sie zum Bett zurück. Unter die Laken gekuschelt, schliefen sie bald ein.

    Das unbestimmte Licht der Morgendämmerung war zwischen den Flügeln der Fensterläden sichtbar, als Amoret die Augen aufschlug. Breandán schlief, auf dem Bauch liegend, regungslos an ihrer Seite, seinen Kopf an ihre Schulter gelehnt, seinen rechten Arm über ihren Körper gebreitet, als versuche er, sie selbst im Schlaf festzuhalten. Die Laken waren zerwühlt und bedeckten ihn nur bis zur Hüfte. Amorets Blick fiel auf seinen nackten Rücken, auf dem deutlich die von den Peitschenstriemen zurückgebliebenen Narben sichtbar waren. Ein plötzlicher Schmerz zog ihr den Magen zusammen. Während der Nacht hatte sie nicht weiter darauf geachtet, doch jetzt, da sie die Spuren der Züchtigung so deutlich vor Augen hatte, stiegen erneut Mitleid und Empörung in ihr auf. Spontan legte sie beschützend die Arme um ihn und drückte ihn an sich. Die Umarmung weckte Breandán. Er lächelte, als er sich bewusst wurde, wo er sich befand.
    Sie küssten sich lange, bevor Amoret das Bett verließ und eine Schale mit Früchten von einer Kommode holte.
    »Du musst hungrig sein«, sagte sie.
    Breandán begann, seine auf dem Boden verstreute Kleidung zusammenzusuchen. »Ich muss gehen. Pater Blackshaw und Meister Ridgeway werden sich fragen, wo ich bleibe.«
    Sie half ihm beim Anziehen, dann schlüpfte sie in einen Morgenrock aus dunkelblauem Satin. Breandán sah sie schweigend an. Seine Miene verdüsterte sich.
    »Was ist?«, fragte Amoret besorgt.
    »Ich schäme mich meiner Rücksichtslosigkeit.

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