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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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als man bis zwei zählen konnte. Und als Mätresse des Königs musste Amoret doppelt vorsichtig sein. Doch dieser Ire war ihr das Risiko wert. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als mit diesem ungestümen jungen Mann zusammen zu sein. Er faszinierte sie. Sie wollte ihn, sie wollte ihn jetzt, und sei es nur ein einziges Mal.
    In Amorets Gemächern angekommen, stellte Breandán den Leuchter auf einem Beistelltischchen ab und ließ überwältigt den Blick schweifen. Er hatte noch nie zuvor in seinem Leben solche Pracht gesehen: das prunkvolle Baldachinbett, den Seidendamast an den Wänden, die gewaltigen Spiegel aus venezianischem Glas, die mit Einlegearbeiten verzierten Möbel. Mehrere Wandleuchter verbreiteten ein warmes, goldenes Licht. Im Kamin brannte Feuer.
    Fast geräuschlos öffnete sich eine Nebentür, und Amorets Zofe schlüpfte herein. »Guten Abend, Mylady«, sagte das Mädchen mit einem Knicks.
    »Ich brauche dich heute nicht mehr, Helen. Du kannst dir bis morgen freinehmen.«
    »Sehr wohl, Mylady.«
    Die Zofe warf einen kurzen Blick auf den jungen Mann und verschwand mit einem weiteren Knicks durch die Seitentür.
    Amoret legte Maske und Mantel auf einen Stuhl. Dann löste sie ihr Haar, warf die Nadeln auf ihren Toilettentisch und schüttelte die schweren schwarzen Locken über ihren Rücken. Als Nächstes entledigte sie sich des weißen Leinenkragens, den sie über dem Halsausschnitt ihres grauen Bürgersfrauenkleides trug.
    Breandán belauerte sie aus dem Halbdunkel wie ein Wolf. Wieder verspürte Amoret angesichts seiner undurchdringlichen Miene so etwas wie Furcht. Sie war dabei, sich mit einem unberechenbaren Mann einzulassen. Ihr Herz klopfte schneller, und das Blut stieg ihr in die Wangen, während sie an den Bändern ihres Mieders zog, um den Knoten zu lösen. Im nächsten Moment trat Breandán an sie heran, griff in ihren Ausschnitt und zerrte den Stoff mit einem kraftvollen Ruck über ihre Schulter. Trotz der straffen Verschnürung gelang es ihm, eine ihrer vollen Brüste zu entblößen. Er umschloss sie mit der Hand und schmiegte sein Gesicht an die weiche, warme Haut. Seine Liebkosungen waren wild und stürmisch, fast grob. Als Söldner hatte er gelernt, sich nicht lange mit Zärtlichkeiten aufzuhalten, sondern schnell zum Ziel zu kommen. Schon raffte er mit der anderen Hand ihre Röcke hoch, um darunter zu greifen. Und als er mit den schweren Stoffen nicht zurechtkam, fluchte er in einer Sprache, die Amoret nicht verstand und die wohl Gälisch sein musste.
    In seiner Ungeduld drängte er sie rücksichtslos zum Rand des Bettes, stieß sie unsanft hinauf und warf sich mit seinem Körpergewicht auf sie, so dass sie kaum atmen konnte. Entrüstet über seine Rohheit, begann sich Amoret zu wehren, doch der Mann über ihr war es gewöhnt, seine zappelnde Beute festzuhalten, und wiederholte instinktiv die Handgriffe des Landsknechts, der nicht zum ersten Mal eine Frau vergewaltigte. Während Breandán sie mit einer Hand festhielt, öffnete er mit der anderen seine Hose und zerrte dann im Nu die Röcke über ihre Beine. Sie wand sich keuchend unter ihm, konnte aber nicht verhindern, dass er mit dem Knie ihre Schenkel spreizte und schließlich mit einem heftigen Stoß in sie eindrang. Amoret biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Sie wäre lieber gestorben, als um Hilfe zu rufen. Sie hatte sich durch eigene Torheit in diese peinliche Situation gebracht und würde sie allein durchstehen. Ihr Widerstand erlahmte. Sie hörte auf, gegen ihn anzukämpfen, sondern versuchte, sich zu entspannen. Da lockerte sich sein Griff ein wenig, und seine Bewegungen wurden allmählich beherrschter und weniger grob. Und als er schließlich keuchend über ihr erbebte, verspürte auch sie eine flüchtige lustvolle Regung. Im nächsten Moment hatte er sich von ihr gelöst, wich auf die andere Seite des Bettes zurück und vergrub stumm den Kopf in den Händen.
    Amoret schloss ein paar Sekunden lang die Augen, bis der Schrecken, der ihr in den Knochen saß, sich gelegt hatte. Dann wandte sie sich zur Seite und betrachtete den gebeugten Rücken des jungen Mannes, der wie gelähmt dasaß, noch immer schweigend, das dunkle Haar zerwühlt von seinen verkrampften Fingern.
    Ihre Empörung über die Demütigung, die sie erlitten hatte, verflog. Sie hätte wissen müssen, dass man nicht leichtfertig mit einem Mann spielen durfte, der wahrscheinlich seit langem keine Frau mehr gehabt hatte. Er

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