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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Farben, der Vitalität und der Fülle, die überall um sie herum entfaltet waren, ganz gleich, wohin sie auch kamen. Ein jeder Mensch auf der Erde, so sagten sie, schien offenbar bemüht zu sein, die Spanne eines vollen Lebens in jeden einzelnen Tag hineinzupacken, so als fürchtete man, es gebe nicht in ausreichendem Maße Zeit für alle vorhandenen Möglichkeiten. Die Städte auf Minerva waren gewaltiger gewesen, was Konstruktionsweise und Architektur betraf, aber es hatte nichts in ihnen gegeben, was auch nur entfernt dem glich, was sich tagtäglich an Vielfalt, Energie und überschwenglicher Lebensfreude in den Hauptstädten der Erde abspielte. Die Technologie auf Minerva war weiter vorangeschritten gewesen, aber ihr Entwicklungsgrad war karg, gemessen an dem üppigen Wuchern menschlicher Zivilisation, das aus dem rast- und ruhelosen Hin und Her auf diesem unglaublichen Planeten herrührte.
    Auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Berlin richtete ein Ganymeder folgende Worte an seine Zuhörer: »Die ganymedische Theorie vom Ursprung des Universums geht von einem fortwährenden Gleichgewicht aus, in welchem Materie auftritt, ihre ihr zugedachte Funktion ausübt und sodann still wieder abtritt – ein langsamer, leichtfüßiger, evolutionärer Prozeß, der sich mit unserem Temperament und unserer Geschichte vereinbaren läßt. Nur der Mensch konnte die katastrophale Diskontinuität der Vorstellung vom Urknall entwickeln. Ich könnte mir vorstellen, daß Sie nach einer eingehenderen Betrachtung unserer Theorien diese Vorstellung aufgeben. Und dennoch finde ich es auf einzigartige Weise angemessen, daß sich der Mensch eine solche Sichtweise zurechtgelegt hat. Sehen Sie, meine Damen und Herren, als sich der Mensch die umwälzenden Konsequenzen des Modells vom Urknall vorstellte, sah er beileibe nicht das Universum – er sah sich selbst.«
    Zehn Tage, nachdem er zur Erde zurückgekehrt war, wurde Hunt erneut von der UNWO angesprochen, die die Hoffnung ausdrückte, er habe sich seit seiner Dienstquittierung gut amüsiert. Einige Leute in Houston kannten ihn jedoch besser als er gedacht hatte und deuteten ihm an, es wäre eine gute Sache, wenn er sich mit dem Gedanken an einen Wiedereintritt in die Dienste der Behörde anfreunden könnte.
    Präziser ausgedrückt, hatte die UNWO über das Verbindungsbüro Vorbereitungen für den Besuch einer wissenschaftlichen Delegation der Ganymeder im Navkomm-Hauptquartier in Houston getroffen, hauptsächlich aus dem Grunde, um mehr über die Lunarier zu erfahren. Die Ganymeder hatten in starkem Maße aus irgendeinem Grunde ihr Interesse für die unmittelbaren Vorfahren der Menschheit ausgedrückt, und da die Nachforschungen über die Lunarier von Houston aus durchgeführt und viele anfallende Arbeiten dort verrichtet worden waren, lag es auf der Hand, sie nach dorthin einzuladen. Die UNWO schlug vor, Hunt könne als Organisator und Mittelsmann für die Delegation tätig sein und ihre Ankunft in Texas sicherstellen, da er ja sowieso nach Houston zurückkehren müsse. Danchekker, der ebenfalls abreisen mußte, um seinen Pflichten beim Biologischen Institut in Westwood wieder nachzukommen, beschloß, mit der Gruppe zu fliegen.
    Und so fand sich Hunt am Ende seiner zweiten Woche nach der Rückkehr zur Erde wieder in vertrauter Umgebung: im Innern einer Boeing 1017, in einer Höhe von fünfzig Meilen über dem Nordatlantik auf westlichem Kurs.

20
     
     
    »Als ich Sie nach Ganymed schickte, war ich daran interessiert, daß Sie ein wenig mehr über die Burschen herausbekämen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß Sie mit einer kompletten Schiffsladung dieser Burschen hier antanzen würden.« Gregg Caldwell kaute auf seiner Zigarre herum und linste mit einer Mischung zwischen Belustigung und gespielter Verärgerung über seinen Schreibtisch. Hunt, der es sich in einem Sessel davor bequem gemacht hatte, lächelte und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Whiskyglas. Es war gut, wieder einmal die vertraute Umgebung des Navkomm-Hauptquartiers zu verspüren. Da war das Innere des luxuriös ausgestatteten Büros Caldwells mit seinen geschmackvollen Wandgemälden und den Bildschirmen, die eine ganze Seite des Raums einnahmen. Da war das Panorama, das den Blick hinab auf die regenbogenfarbigen Türme der Stadt Houston richtete – nichts hatte sich verändert.
    »Dann haben Sie doch mehr herausbekommen als Sie in die Sache investiert haben, Gregg«, antwortete er. »Sie beschweren sich

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