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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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bedeuten mochte. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas an dieser Vision ungeheuer wichtig war. Er hatte so oft geträumt, aber er wusste, erst in diesem Traum war etwas, das ihn all die Nächte zuvor gequält hatte, zum Durchbruch gekommen.
    »Seht!«, sagte Marina, die mit Gregorin an der Spitze ging. »Da vorn über diese Brücke müssen wir, und dann«, sie warf einen kurzen Blick auf die Karte, um sich zu vergewissern, »müssen wir wieder kurze Zeit später rechts abbiegen und sind dann wieder auf dem Pfad nach Osten.«
    »Wunderbar, diese kleine Frau. Was würden wir nur ohne sie machen?«, meinte Burin.
    Marina schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und Kim fragte sich, ob da nicht mehr hinter dem Lächeln steckte als bloße Dankbarkeit für dieses Lob. Magister Adrion hatte ein solch strahlendes Lächeln einmal im Scherz ein ›Reizlächeln‹ genannt, das die Braut ihrem Zukünftigen schenke, um ihn von den Schrecken der Ehe abzulenken. Kim schmunzelte, als er daran denken musste, dass Adrion Lerch der eingefleischteste Junggeselle Elderlands gewesen war.
    Die Gefährten näherten sich einer massiven Steinbrücke, von der Kim nicht sehen konnte, was sie querte. Es mochte sein, dass sie nur unter der Decke einer Halle hindurchführte, damit man den Blick nach unten genießen konnte, aber auch, dass sie tatsächlich einen Abgrund überbrückte.
    Das Geländer war fein gearbeitet und geziert mit Tausenden kleiner Löcher, die von geschickten Zwergenhänden in den Stein gemeißelt worden waren. An den Wänden fing sich ein feuriges Leuchten, das sich gänzlich von dem Licht unterschied, welches sonst aus den Wänden drang und eher kalt wirkte. Es war warm wie der Widerschein von Feuer.
    Da begriff Kim. Das war kein Effekt, sondern mit der Brücke wurde ein feuriger Abgrund überquert, in dem Lava brodelte.
    Als sie die Brücke erreicht hatten, warf Kim einen Blick in die Tiefe – wie er meinte, aber sehr weit hinunter ging es nicht. Es mochten dreißig oder vierzig Ffuß sein – das war von oben schwer zu schätzen –, dann gloste die Glut des geschmolzenen Gesteins, und Kim spürte deutlich die Hitze, die von unten heraufstieg.
    »Warm«, meinte Gwrgi. »Endlich mal Sachen trocknen.«
    In der Tiefe pulsierte die Glut, wie zum Schlag einer gewaltigen Trommel. Und tatsächlich: War da nicht wieder das dumpfe Dröhnen zu hören, das sie so lange begleitet hatte und dann endlich verstummt war? Die Lava knisterte und knackte. Hitzewellen stiegen auf und schlugen Kim ins Gesicht. Er hatte den Eindruck, als sei die Lava ein wenig gestiegen, nicht viel, aber deutlich merkbar. Hastig zog er den Kopf zurück.
    »Ich fürchte«, sagte er, »es könnte hier bald ein bisschen zu warm werden.«
    Die Gefährten sahen sich an. Dann machten sie, dass sie weiterkamen. Die Brücke war länger, als es zuerst den Anschein gehabt hatte, und selbst hier oben begann sich die Hitze bemerkbar zu machen, was sie bei den ersten Schritten gar nicht gespürt hatten.
    »Lauft!« Gregorins tiefe Stimme überschlug sich fast. »Rennt um euer Leben!«
    Ohne nachzudenken, kamen die anderen diesem Ruf nach, und als Kim einen hastigen Blick über die Schulter warf, erkannte er den Grund für die Warnung.
    Die Lava stieg. Sie kroch wie ein Lebewesen über die Brücke, quoll durch die abertausend Löcher im Geländer, und das auf beiden Seiten. Das Erschreckendste daran war jedoch, dass das feurige Gestein nur dort in Aufruhr geriet, wo sie sich befanden. Als hätte es ein Bewusstsein – oder als zwänge es eine größere Macht, ihr zu Willen zu sein.
    Die Trommeln waren jetzt nicht mehr zu überhören.
    Kim erschauerte, und er rannte, als ob tausend Schattenhunde hinter ihm her wären.
    Die Brücke mündete in einen weiteren Gang, dem sie blind folgten. Hinter ihnen flackerte das rote Feuer und warf seinen Schein auf die Wände.
    »An der nächsten Abzweigung rechts!«, rief Marina.
    Fabian, der die Weggabelung als Erster erreichte, stoppte, als wäre er gegen eine Wand gelaufen, und um ein Haar wären die Nachfolgenden alle in ihn hineingerannt.
    »Was ist?«, entfuhr es Burin.
    »Sieh selbst«, antworte Fabian.
    Vor ihnen zur Rechten war eine Wand aus kochend heißem Dampf, der mit bleichen Fingern nach ihnen zu greifen schien.
    »Rennt!« Gregorin stieß es förmlich hervor.
    »Wohin?«, fragte Kim.
    »Immer der Nase nach«, sagte Marina. »Es wird sich schon ein Weg finden.«
    Hinter ihnen kroch langsam, aber beständig ein Strom aus Lava

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