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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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heran, und vor ihnen schoss zischend der Dampf aus dem Gang. Kim wusste nun, wie sich Gemüse fühlen musste, das als Beilage für den Sonntagsbraten gedämpft wurde. Und wenn ich großes Glück habe, dachte er voller Sarkasmus, werde ich zugleich gebraten und gekocht, dabei bin ich doch gar nicht so zäh!
    Sie wandten sich nach links. Kim stolperte mehr, als dass er lief, und auch seinen Gefährten war die Erschöpfung deutlich anzumerken. Doch sie hatten keine Wahl.
    Hinter ihnen vereinigten sich der Strom aus Lava und die Wolke aus Dampf und jagten sie immer weiter nach Norden, weg von ihrem eigentlichen Ziel.
    Marina versuchte ein paarmal, sie durch Nebengänge nach Osten zu führen, aber alle Wege waren von Dampf und Feuer versperrt. Es gab kein Durchkommen. Sie konnten froh sein, dass sie überhaupt noch freie Gänge fanden; diese wanden sich hierhin und dorthin, schienen aber alle letztlich in eine Richtung zu führen. Auch das Ausweichen nach oben oder unten erwies sich als Irrweg. Alles, was in eine andere Richtung als Norden führte, wurde ihnen verwehrt.
    Der Dampf, dessen Odem die Gesichter der Gefährten bereits rot gefärbt hatte, und die Lava schienen überall zu sein. Kims Lungen brannten, und ihm war bei jedem Schritt, als würden ihm glühende Nadeln in den Körper gerammt, doch er hielt sich tapfer auf den Beinen. Fabian hatte immer noch genug Luft zum Fluchen, und Burin fiel herzhaft mit ein.
    »Nicht reden, laufen«, quäkte Gwrgi.
    Sie kamen an eine Kreuzung, und der Gang nach Osten war offen. Kein Dampf, keine Lava versperrte ihnen den Weg, und so bogen sie nach rechts ab. Aber sie waren kaum zwanzig Schritt gelaufen, als sie vor einem Berg aus Geröll standen, der den Gang blockierte.
    »Zurück!«, befahl Fabian, und alle folgten ihm – gerade noch rechtzeitig, bevor die Wand aus fauchendem Dampf und höllischer Lava ihnen den Rückweg versperrte.
    Es nützte alles nicht. Ihr Weg führte unbeirrbar nach Norden. Was mochte sie wohl am Ende dieses Weges erwarten?
    Der Gang erweiterte sich zu einer Halle, und das Tor, vor dem eine geborstene Steinplatte lehnte, war nicht eckig, sondern rund: Zeichen der religiösen Bedeutung. Kim hoffte, dass es keine Kapelle war, denn er erinnerte sich, wie Burin ihnen beim Aufstieg zur Passhöhe erzählt hatte, dass es zu einer Kapelle der Zwerge immer nur einen Zugang gab …
    Wie dem auch sein mochte, sie hatten keine Wahl. Sie rannten durch das Tor – und betraten die Halle der Ahnen.
    Zur Rechten und zur Linken reihten sich in gehauenen Nischen steinerne Sarkophage. Es mussten Hunderte, wenn nicht Tausende sein. Wie stumme, steinerne Wächter standen sie dort, schmucklos bis auf die Namensglyphen derer, die darin ruhten.
    Kein Moderhauch herrschte in dieser riesigen Katakombe, auch nicht jener süßliche Leichengeruch, der ein Beinhaus der Menschen kennzeichnet, sondern klare Luft, ein wenig abgestanden, aber rein.
    »Das … sind die Sarkophage … der Zwerge von Zarakthrôr!«, rief ihnen Gregorin zu, und obwohl er völlig außer Atem war, schwang Ehrfurcht in seiner Stimme mit.
    »Dann sind sie alle tot?«, keuchte Kim.
    Er erhielt keine Antwort. Im Vorbeihasten konnte er jedoch erkennen, dass sämtliche Steinsärge geschlossen waren.
    Aber wenn alle Zwerge tot waren, wer schlug dann die Trommeln in der Tiefe?
    Immer noch drang das Dröhnen durch das Gestein, lauter jetzt und dringlicher als zuvor. Der Fels ringsum erbebte unter dem Trommelschlag. Und Kim hatte plötzlich eine Vision, dass durch die Schwingungen, die der Rhythmus der Trommeln hervorrief, die schweren Steinplatten, welche die Sarkophage verschlossen, in Bewegung geraten, die Särge sich auftun und die Heerscharen der Zwerge von Zarakthrôr sich aus ihren Ruhestätten erheben könnten, um Vergeltung von den Frevlern zu fordern, die ihren Schlaf störten …
    Er drängte die Vorstellung zurück. Er hatte andere Sorgen, und die dringlichste war, zu überleben. Aber vielleicht, sagte er sich, würde er eines Tages zurückkehren nach Zarakthrôr, um über Zwerge zu forschen. Es gab hier einfach zu viele Geheimnisse …
    Ein wenig Bedauern fühlte Kim, den Toten hier nicht die Ehre erweisen zu können, die ihnen gebührte. Andererseits hätte er dann auch sich selbst gleich die letzte Ehre erweisen können; denn brodelnd und zischend brach ihr Verfolger, das Wesen aus Dampf und Lava, in die Halle herein.
    Kim stolperte. Vor sich sah er das Kreisrund des Tores, das aus der Totenhalle

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