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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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fahle, geisterhafte Licht in die Halle fiel und die unheimlichen, bizarren Geräusche aus den Gängen immer lauter wurden.
    »Viele kommen«, stellte Gwrgi fest. »Wesen, die ich gerochen habe.«
    Keiner hatte darauf geachtet, was in diesen Augenblicken in ihrem Rücken vor sich ging, bis sie das Knirschen hörten.
    Burin stand gebeugt vor der Tür. Er hatte sein Wams aufgerissen und hervorgeholt, was er darunter verborgen hatte.
    In seiner Hand hielt er einen Ring, der einen roten Schein verströmte, rot wie Feuer, und in diesem feurigen Licht hatten sich die mächtigen Türflügel aufgetan und gaben den Blick auf den dahinter liegenden Raum frei.
    Es blieb keine Zeit, sich umzusehen. Alle drängten durch das Portal.
    »Schließt die Tür!«, rief Fabian.
    Langsam, Innch um Innch, gelang es ihnen, die schweren Türflügel wieder zuzudrücken. Kein Zauber wohnte ihnen mehr inne, es waren bloß noch Gebilde aus massivem, uraltem Eisenholz, hart wie Stein. Doch so sehr sie auch schoben, ein fingerbreiter Spalt blieb offen.
    Burin fluchte unterdrückt. »Sie schließt nicht mehr!«
    Der Bann, der das Portal verschlossen gehalten hatte, war gebrochen, und nun konnte man die Tür nicht mehr versperren. Der Feind würde eindringen.
    Fabian sah sich gehetzt um. »Nehmt alles, was ihr findet, und stellt es vor die Tür!«, befahl er.
    Die Gefährten wurden sofort tätig. Der Raum war reichlich mit Steinbänken, schweren Holztischen und Stühlen möbliert.
    Es war eine schwere Arbeit, aber sie schafften es, zwei massive Bänke und einen Tisch vor die Tür zu schieben, bevor diese unter einem gewaltigen Schlag erbebte. Die Barrikade schwankte, aber sie hielt.
    Kim wischte sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich um.
    Sie befanden sich in einem kreisrunden, vielleicht dreißig Schritt durchmessenden Saal, der mit einer Kuppel überwölbt war. Ringsum umgab sie eine geschlossene Wand, ohne Nischen, ohne Türen; keine Öffnung tat sich auf, die in die Freiheit geführt hätte. Die Kuppel lastete auf einem steingehauenen Gesims, das seltsame Markierungen trug, die sich in die hohe Wölbung fortsetzten: Kreise innerhalb von Kreisen, Zonen und Meridiane, Breiten, Höhen und Azimuthe. Es war, als habe jemand alles in endlosen Zeiten erworbenes Wissen über den großen Mechanismus der Welt in diese Kuppel eingeschrieben, welche sich, obgleich unverrückbar wie der Berg, dessen Zentrum sie bildete, ewig mit unmerklicher Bewegung im Kreise zu drehen schien.
    In der Mitte des Raumes, unter dem Scheitel der Kuppel, lag ein gleichfalls rundes, in Stein gefasstes Becken; tintig schwarzes Wasser blinkte darin wie ein totes Auge. Und an der gegenüberliegenden Seite des Saales erhob sich auf drei Stufen ein erhöhtes, steingehauenes Podest.
    Licht flammte auf, erstrahlte ringsum aus verborgenen Quellen im Boden, klar wie Kristall, füllte die Kuppel zu ihren Häupten und riss das Podest an der Stirnseite aus der Dunkelheit.
    Auf dem Podest standen zwei steinerne Throne.
    Der linke von ihnen war leer.
    Auf dem rechten saß eine Gestalt, reglos wie Stein. Nein, sie war aus Stein, eine Skulptur, feiner als der feinste Meißel eines Zwergen sie hätte schaffen können. Doch kein Haar an ihr regte sich, kein Lid zuckte, kein Finger rührte sich, und sie war grau wie der Fels des Thrones, auf dem sie saß. Auf ihren Knien lag ein uraltes, in Leder gebundenes Buch.
    »Heil, Hamafregorin!«
    Gregorin war vor das Podest getreten. Er hatte seine Kapuze über den Kopf gezogen.
    »Gruß dir, Bruder!«, fuhr der Zwerg fort. Sein Gesicht lag im Schatten, dass keiner sehen konnte, was darin vorging. »Und Preis sei dem Meister!«
    Auch Burin verhüllte sein Haupt. Im gleichen Augenblick verstummten die Schläge gegen die Tür, und der Trommelschlag verebbte. Stille trat ein.
    In das Schweigen hinein erklang Burins tiefe, volltönende Stimme:
    »Preis sei dem Meister der Zwerge,
der uns erschuf und erhält,
dem Könige unter dem Berge,
Herrscher der Unterwelt.
    Preis sei ihm, der regieret
im Reich am Ende der Zeit,
der aus dem Dunkel uns führet
empor in die Herrlichkeit.«
    Das Echo im Thronsaal erzeugte einen Hall, der Kim einen Schauer über den Rücken jagte. Er dachte schon, das Gebet – denn um ein solches handelte es sich offensichtlich – sei zu Ende, doch in diesem Augenblick hub eine andere Stimme an zu reden.
    Es war Gregorin, der sprach:
    »Preis sei der Herrin, der Alten
voll Weisheit und Zaubermacht,
Meisterin aller Gewalten,
thronend

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