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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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genau: Die Schande der Zwerge, ihr großes Geheimnis, würde nun offen zutage treten. Und keiner der beiden fand den Mut, darüber zu sprechen; nicht einmal zu Freunden und Gefährten, die mit ihnen einen Weg voller Gefahren gegangen waren und auf Leben oder Tod an ihrer Seite gekämpft hatten.
    Kim blätterte weiter. Zielstrebig überflog er die wenigen Worte und Satzfetzen, die noch erhalten waren. Auf einer Seite war nur noch ein einziges Wort zu erkennen:
    »… Ffolk …«
    Die folgenden Seiten waren vollkommen unleserlich, und Kim war enttäuscht; denn zu gern hätte er eine Antwort darauf erhalten, warum das Ffolk in der Chronik der Zwerge erwähnt wurde. Aber er behielt seine Entdeckung für sich und blätterte weiter. Was Burin und Gregorin verschwiegen, mochte in Passagen zu finden sein, die noch nicht vollkommen verblichen waren. Immerhin suchten die beiden nicht zu verhindern, dass das Geheimnis gelüftet wurde – und das war gut so; denn Streit unter den Gefährten konnten sie nicht gebrauchen.
    »Seht Ihr«, sagte Kim zu Gregorin. »So müsst Ihr die Seiten umwenden, dann zerfällt auch nichts zu Staub.«
    Endlich fand er wieder etwas Lesbares. Er überflog kurz die Zeilen, und ihm stockte der Atem.
    »Hört zu«, sagte er, und deutlich war ihm die Aufregung über die Entdeckung anzumerken. »Das müsst ihr hören.«
    Burin und Gregorin wandten sich ab. Das Unbehagen war den beiden Zwergen nur zu deutlich anzumerken, als Kim zu lesen begann:
    »… vnd so schuff ich Weßen unsrer Art, in meynem Ofen schuf ich sie, in meyner geheymen Bruthstätte, & nante sie Gnomen, weil sie aus der Weißheit meynes Haupptes endsprangen, undt obwohl sie missgestalt & unvollkomen waren, sorgte ich für sie wie ein Vater für seyne Kinder sorgt vnd sperrte sie in unterirdsche Verließe vnd lies es ihnen an Nichts fehlen.
    Doch der Schatten der Finsternus drangk in jene Verließe, und Ohnzufridenheyt überkam meyne Kinder, vnd widerum erhoben sich Geschöpffe meyner Handt wider mich, vndt sie vertrieben mich und die Vnsrigen aus unsern Hallen vnd besezten die Stetten ihrer Gebuhrt. Waß sie dorten schufen, ich weisz es nicht, doch mächtige Weßen waren darunter, die mit Feurio und mit dem Gheyste tödten, vnd lang war der Kampff, mit dem wihr sie vertrieben, vndt ich versigelte die Städten meynes Triumpfes und meyner Schmach, wo ich sie geschaffen, vnd verschlosz die Gänge, welche nach undten führen, in die Tiefen der Welt, auf dasz sie dorten schmachtten & darbben, biss die Zeyt sich endet.«
    »Und da lauern also die Gnome und ihre verdammten Geschöpfe auf uns«, schäumte Fabian. Zorn zeichnete sich auf dem Gesicht des Prinzen ab. »Ihr habt es beide gewusst und nichts gesagt!«
    »Ich …«, begann Burin, »ich ahnte etwas davon, aber ich war bereit, das Risiko einzugehen, und es war unser letzter Ausweg. Und ich wollte keine Furcht säen, denn unsere Mission ist zu wichtig.«
    »Ich wusste davon, aber ihr wart meine letzte Hoffnung, hierherzukommen. Ich brauchte Begleitung. Allein hätte ich es niemals so weit gebracht.« Gregorins Stimme war keinerlei Regung anzumerken.
    »Und nun sitzen wir hier fest«, knurrte Fabian. »Wir kommen weder vor noch zurück. Unsere Mission ist gescheitert.«
    Kim, der dem Disput nur halb gefolgt war, hatte das Buch weiter durchgeblättert, halb in der Hoffnung, noch mehr über das Ffolk zu finden, halb in der Hoffnung auf einen Hinweis anderer Art, der ihnen weiterhelfen könnte.
    Weder das eine noch das andere waren zu entdecken, doch Geduld zahlt sich immer aus. Auf der letzten Seite, in einer Handschrift, die von Eile zeugte, stieß Kim noch auf eine Botschaft für denjenigen, der das Buch auf den Knien des großen Zwergenfürsten fand.
    »Die Gnomen haben die mitleren Hallen genomen vnd bewegen sich nun frey in denen Stollen & Schächten. Ihre Trommeln drönen ohn Unterlass. Gestern habe Jch Fregi, nicht länger Meyster, nicht länger Herr, den letzten meynes Hauses in Steyn gelegt.
    Wisse, der Du diese Zeylen ließt, dasz ich nunmero, sintemal ich das Ende meyner Tage komen spüre, Dihr dies letzte Geheymnis entdecken will, von dem bisslang keiner weis. Denn in meynen Forschungen fandt ich die geheymen Zahlen der Welt, und so fügte ich, umb ein Zeychen zu sezen, dasz ich meynen Brüdern stets treu gewest, der ü die j hinzu. Vndt so wartte ich nun am dritten Thor der Unter-Erde, von dem keiner weiß außer mir, dass eyner komme, mich zu erlößen vnd die Schmach zu tilgen,

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