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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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von der langen Flucht gezeichnet. Das Schwert schlug beim Laufen gegen seinen Unterschenkel. Die Waffe war inzwischen schartig und stumpf, aber er durfte sich nicht davon trennen, hatte sie ihm doch schon mehrfach das Leben gerettet und würde dies vielleicht noch einige Male tun müssen, bis es ihm gelungen war, den Häschern zu entkommen. Oder bis ihn das Schicksal ereilte.
    Doch daran durfte er gar nicht denken, nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Er musste von dem, was er gesehen hatte, berichten. Sonst mochte alles zu Ende sein: Freiheit, Leben und Licht. Dann würden seine dunklen Brüder alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellte …
    Einen Augenblick lang musste er völlig von seinen Gedanken gefangen gewesen sein; denn spät, fast zu spät hörte er den Hufschlag. Er warf sich nach vorn und schlitterte über den nassen, steinigen Grund. Auf der anderen Seite der Hecke galoppierte der Reiter an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken. Zum Glück hatte das dichte Dornengestrüpp in den letzten Wochen genügend Blätter getrieben. Ohne ihren Schutz wäre er verloren gewesen.
    Gilfalas, du bist ein Trottel, fluchte er in sich hinein. Das war verdammt knapp gewesen.
    Mühsam rappelte er sich wieder hoch, sammelte noch einmal alle Kraft, die ihm verblieben war, und lief los.
    Diesmal war er vorsichtiger, versuchte nur noch auf seine Umgebung zu achten, sich nicht mehr von den Gedanken an das Unfassbare ablenken zu lassen. Die Hecke machte hier einen Bogen, aber er konnte sehen, dass sie weiter auf den Wald zu führte, sodass er nicht über offenes Gelände zu laufen brauchte. So schnell er konnte, rannte er über den unebenen Grund auf das kleine Waldstück zu, das sich dunkel vor ihm aus der mondlosen Nacht schälte.
    Plötzlich Schritte vor ihm! Bolgs, es mussten Bolgs sein. Denn wäre es einer seiner dunklen Brüder gewesen, hätte dieser ihn unweigerlich entdeckt. Auch die Dunkelelben sahen in der Finsternis recht gut, so wie er selbst. Die Bolgs waren nur grobe Abbilder ihrer Herren und Schöpfer, Menschen ähnlicher als den Eloai, den Erweckten.
    Hastig blickte Gilfalas sich um. Es gab nur einen Ausweg. Er schlug sich in die Hecke. Die Dornenzweige zerrten mit ihren spitzen Stacheln an seinen Kleidern, drangen wie Nadeln in das weiche Leder von Hose und Wams, rissen es wie Dutzende winziger Zähne in Fetzen. Der Elbe sog scharf die Luft ein, um nicht aufzuschreien. Es stach wie eine Folter von vielen kleinen Messern; Gilfalas spürte, wie Blut aus den kleinen Wunden trat und warm seinen Körper hinabrann.
    Und er erkannte, dass der Schutz durch die Hecke trotz des Blattwerks unvollkommen war, da man ihn sehen konnte. Sein verfluchtes bleiches Antlitz und das helle Haar! Der Elbe versuchte tiefer in die Dornenhecke einzudringen, um sich zu verbergen; doch hier waren die Zweige so dicht verflochten, dass es kein Durchkommen mehr gab. Er wünschte sich seinen Kapuzenumhang zurück, aber der war gleich zu Beginn seiner Flucht verloren gegangen.
    Wie lang war das her? Ewigkeiten. Immer wenn er geglaubt hatte, die Verfolger abgeschüttelt zu haben und ein wenig Ruhe zu finden, hatten sie ihn wieder eingeholt. Er hatte inzwischen jedes Zeitgefühl verloren; es war Nacht geworden und Tag und wieder Nacht – mehr als ein voller Sonnenlauf, dass sie ihn so hetzten.
    Seine Hand griff in etwas Weiches; er fühlte, wie Wasser seine Finger umspielte.
    Eine Pfütze! Schlamm!
    Gilfalas griff tief in das vom Wasser aufgeweichte Erdreich, und in aller Eile, aber so vorsichtig und leise wie möglich rieb er sich den Schlamm ins Gesicht und ins Haar, versuchte, keine Stelle auszulassen; denn jeden Augenblick konnten die Bolgs an seinem Versteck vorbeikommen.
    Wieder glaubte er Schritte zu hören; aber die Nacht war voller Geräusche, und die Jagd hatte sein feines Gehör verwirrt. Er konnte nur hoffen, dass er bei seiner Maskerade nichts vergessen hatte und nun gänzlich mit der Dunkelheit in der Hecke verschmolz.
    Die Schritte der vierschrötigen Kriegssklaven der Dunkelelben klangen unmittelbar neben ihm auf. Nur das scharfe Ohr eines Elben hatte sie rechtzeitig wahrnehmen können, denn die weiche Erde schluckte selbst den Tritt der schweren, genagelten Stiefel. Die Bolgs waren nicht schnell zu Fuß; das hatte er bald erkannt. Im ausgeruhten Zustand und auf trockenem Boden hätte er ihnen mühelos entkommen können. Doch in diesem regendurchnässten Gelände, wo jeder Schritt an den Stiefeln saugte, gereichten ihre sture,

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