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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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der Gelehrten bedienend, und hob sein Gemäß. »Fiducit!«, riefen die anderen und stießen an.
    »… und ich sage euch …« Mart Kreuchauff wollte gerade zu einer weiteren Tirade ausholen, als die Tür zum ›Pflug‹ erneut aufging. Doch diesmal kamen keine zwei freundlichen Fremden herein, die ein Bier tranken, sich nach dem Weg erkundigten, Grund für netten Tratsch lieferten und dann wieder ihrer Wege gingen.
    Die Tür krachte gegen die Wand, fuhr zurück und wurde mit einem groben Tritt wieder aufgestoßen. Sechs Mann kamen herein – nein, es waren keine Männer: Sie waren groß wie Menschen, doch ungeschlachter, gröber von Gestalt, kräftig gebaut, und ihre Haut war wie altes Leder, braun und narbig. Schwere, genagelte Stiefel hämmerten auf den Boden, Schwerter glitten aus den Scheiden, und der ölige Geruch der Kettenhemden mischte sich mit dem Gestank ungewaschener Körper.
    »Bolgs …«
    Keiner hatte es ausgesprochen, nur der Wirt bildete das Wort mit den Lippen. Die Münder der anderen standen offen. Hatten sie vorhin das Gefühl gehabt, in eine alte Sage geraten zu sein, so war nun eine der schrecklichsten Legenden in ihr friedliches Leben eingezogen, ja, einmarschiert. Das war eher ein Angriff als ein Besuch.
    Bolgs. Alle Anwesenden kannten sie nur von Bildern im Museum, und beinahe jeder hatte schon einmal damit geprahlt, was man mit den Bolgs machen würde, wenn sie in Elderland einfielen. Nun, da man diese Kreaturen von Angesicht zu Angesicht vor sich hatte, sank der Mut der Männer.
    Kein Wort fiel. Die Waffen der Eindringlinge sprachen ihre eigene Sprache, und selbst Mart, der dicke Kaufmann, wagte nicht aufzubegehren. Sechsmal zweieinhalb Ffuß Stahl war ein gutes Argument, den Mund zu halten. Es blieb nur noch die Hoffnung, dass sich dieser Augenblick als Albtraum herausstellen würde und die Bolgs schnell wieder verschwanden.
    Aus der Nacht trat eine weitere Gestalt in das helle Licht des Schankraums. Die hochgewachsene, hagere Erscheinung wollte so gar nicht zu den Bolgs passen. Weißes, kurzgeschnittenes Haar ließ das ebenmäßige, bleiche Gesicht gut erkennen. Spitze, hochgeschwungene Ohren wiesen den Neuankömmling als Elben aus. Er trug eine schwarzglänzende Rüstung, welche die beinahe unnatürliche Blässe des Gesichts noch mehr hervortreten ließ. Doch seine Augen waren nicht rot wie bei einem Albino, sondern schwarz wie die Nacht.
    Mit seinem Eintreten breitete sich eine Aura des Bedrohlichen, des Unheimlichen im Raum aus. Mochten die Bolgs gefährlich aussehen, gegen den Dunkelelben verblassten sie. Er hatte nicht einmal sein Schwert gezogen. Es war nicht nötig.
    Der Dunkelelbe sah in die Runde. Und jeder der Anwesenden fühlte sich für einen Augenblick in den Bann dieser nachtschwarzen Augen geschlagen.
    Seine Stimme war leise und zischend, fast tonlos.
    ›Wo ist der Elbe? Wo habt ihr ihn versteckt? Gebt ihn heraus! ‹

K APITEL II
AUFBRUCH
    Verdammt, schoss es ihm durch den Kopf, die bleiche Haut, die wir mit unseren dunklen Brüdern gemein haben, wird mich noch verraten!
    Aus der Ferne hörte er die Rufe seiner Verfolger, die näher kamen. Die Hetzmeute ließ ihm keine Atempause. Doch er durfte nicht aufgeben. Erneut raffte er sich auf und lief im Schutz der Hecke in nördlicher Richtung. Regen hing in der Luft, doch noch drang das Licht der Sterne durch die Lücken in den Wolken, und Gilfalas konnte es nicht wagen, sich über das offene Gelände in den kleinen Wald zu schlagen, der ihm zumindest eine kurze Verschnaufpause bringen würde. Trotz aller Eile musste er versuchen, so vorsichtig wie möglich vorzugehen.
    Er verfluchte dieses Land, das wie ein einziger großer Garten war, welcher so wenige Verstecke und so viel offenes Gelände bot. Und gerade das mochte ihm den Tod – oder Schlimmeres – bringen, wenn ihm nicht bald etwas einfiel, um seine Jäger abzuschütteln.
    Die Angst trieb ihn weiter, und jeder, der ihn gesehen hätte, wäre vor der Furcht, die sein ebenmäßiges, feingeschnittenes Antlitz zeichnete, ja, verzerrte, zurückgeschreckt. Bolgs und Dunkelelben hatten sich auf seine Fährte geheftet, um zu verhindern, dass er von dem erzählen konnte, was er gesehen hatte.
    Fackeln näherten sich von Westen her. Es mussten mehrere Dutzend der dunklen Schergen sein, die, getrieben von ihren Anführern, an seinen Fersen klebten, ihn jagten wie einen tollwütigen Fuchs, den man zur Strecke bringen will.
    Sein Lederwams, seine Hose und auch seine Stiefel waren

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