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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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unbeirrbare Hartleibigkeit und ihre schier unerschöpfliche Zahl ihnen zum Vorteil. Und er war so müde …
    Nun erschien Gilfalas der Reiter, der ihm fast zum Verhängnis geworden wäre, als Geschenk des Schicksals; denn wäre er ebenso überraschend auf die Bolgs gestoßen wie auf diesen Reiter, hätte es sein Ende bedeutet. Nie und nimmer hätte er die verfluchten Kreaturen schnell genug töten können, um zu verhindern, dass sie Verstärkung herbeiriefen.
    Sich zur Geduld zwingend, hockte der Elbe in der Dornenhecke, ertrug mit zusammengebissenen Zähnen das Stechen und Kratzen der Dornen an Kleidung und Haut und widerstand dem Bedürfnis, möglichst schnell seinen Weg fortzusetzen; denn die Hecke war nicht nur lebensrettendes Versteck, sondern auch sein größter Feind, wenn man ihn darin fand. Er würde nicht rasch genug an sein Schwert kommen, um sich zu verteidigen, und tot sein, noch bevor er ein Stoßgebet sprechen konnte. Die Feinde würden ihn abstechen wie ein Tier in der Falle.
    Also harrte er aus, bis er sicher war, dass die Verfolger weit genug weg waren. Dann kroch er – langsam, viel langsamer als zuvor und jedes Mal zusammenzuckend, wenn ein peitschender Dornzweig ihn traf – aus der Hecke und setzte humpelnd seinen Weg in Richtung auf das Waldstück fort. Im Laufen sah er sich um und lauschte. Deutlich konnte er im Westen den Schein von Fackeln und Hufgetrappel ausmachen. Der Feind durchkämmte das Land und versuchte, ihn in die Enge zu treiben.
    Ungehindert näherte Gilfalas sich Schritt für Schritt dem Waldstück. Für den Augenblick schien er die Verfolger abgeschüttelt zu haben. Wie sehr wünschte er sich in diesem Augenblick sein Pferd herbei; aber der Schimmel war gleich zu Beginn seiner Flucht von mehreren Pfeilen getroffen zusammengebrochen. Gilfalas hatte dem treuen Wallach nur noch einen Dienst erweisen können: Seine Klinge hatte dem Leiden des Tieres ein schnelles Ende bereitet. Seither war er zu Fuß unterwegs.
    Nur noch wenige hundert Schritt, dann würden die Bäume des Gehölzes ihm Deckung geben, die er nützen konnte, um eine größere Distanz zwischen sich und die Verfolger zu legen.
    Zum ersten Mal seit Beginn der Jagd kam in ihm so etwas wie Hoffnung auf. Die Meute war auf der falschen Fährte, suchte ihn weiter westlich.
    Jetzt in den Wald! Er wollte auflachen, wollte jubeln, als er die Grenze überschritten und dieses verfluchte offene Land hinter sich gelassen hatte. Für einen Augenblick hielt er inne.
    Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase. Nicht weit entfernt musste es einen Fluss geben: eine Möglichkeit, seine Spur endgültig zu verwischen und seinen Jägern zu entkommen.
    Gilfalas rannte los – und erstarrte! Vor ihm standen, kaum mehr als drei Armlängen entfernt, zwei Bolg-Krieger, die ihn ebenso verblüfft anstarrten wie er sie. Aber die Geschöpfe der Dunkelelben waren Kampfmaschinen und viel zu dumm, um wirklich lange überrascht zu sein. Beinahe instinktiv fuhren ihre Hände zu den Schwertern.
    Gilfalas’ Hochstimmung war von einem Augenblick zum anderen verflogen. Es war der Mut der Verzweiflung, der ihn zum Handeln trieb.
    Noch bevor die Bolgs ihre Klingen gezogen hatten, warf sich der junge Elbe nach vorn und rammte mit den Schultern einen der beiden zu Boden. Der andere hatte sein Schwert gezogen, aber ein Tritt in den Bauch warf ihn zurück.
    Während er rückwärts taumelte und mit rudernden Armen nach Halt suchte, stolperte er über eine Baumwurzel und schlug der Länge nach hin.
    Gilfalas spürte die Müdigkeit, die ihn wie ein dunkler Nebel von allen Seiten umfing und in seine Glieder kroch. Er wusste, er durfte es auf keinen Kampf mehr ankommen lassen. Allein der Lärm würde die Meute auf seine Spur führen, und dies konnte nur tödlich für ihn enden.
    Der Fluss!
    Das war seine Chance. Er stürzte davon, ohne die Bolgs weiter zu beachten. Seine gute Nachtsicht half ihm nun, Hindernissen wie tiefhängenden Ästen auszuweichen, und verhinderte, dass er stolperte oder in ein Loch trat. Jede Rücksicht auf ein lautloses Vorwärtskommen war vergessen. Gilfalas rannte um sein Leben.
    Hinter sich hörte er die beiden Bolgs, die wie Olifanten durch das Unterholz brachen. Beide hatten die Verfolgung aufgenommen.
    Gilfalas sandte ein Stoßgebet zum Herrn, dass nicht noch mehr Feinde im Dunkel des Waldes lauerten. Ein weiteres Mal würde er nicht so glimpflich davonkommen.
    Mit jedem Schritt spürte der Elbe, wie ihm die Beine schwerer wurden, wie

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