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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Tränen schossen ihm in die Augen.
    Umsonst, alles umsonst. Entweder würde er gleich tot am Strand liegen oder in die Gefangenschaft verschleppt werden. Während die Schatten der Verzweiflung sich herniedersenkten, wartete er auf den Todesstoß oder den harten Griff der Bolgs.
    »Thai na Talariël metanneth«, drang eine Stimme an sein Ohr, und gleichzeitig spürte er eine sanfte Berührung an der rechten Schulter.
    »Was …?« Gilfalas kniff die Augen zusammen, und nun erkannte er, dass die Gestalt viel zu klein war für einen Bolg oder einen Dunkelelben. Dies musste, trotz der elbischen Begrüßung, jemand vom Ffolk sein, den Bewohnern dieses Landes.
    »Seid gegrüßt, Erweckter«, sagte der Ffolksmann in der Gemeinsamen Sprache. »Ich bin Magister Adrion Lerch, Kustos des Ffolksmuseums von Aldswick und Mitglied des Rates von Elderland. Ich habe Euch erwartet, und Ihr habt von mir nichts zu befürchten.«
    »Wie … kommt Ihr hierher?«, fragte Gilfalas verwirrt. Er hatte den Tod erwartet, und nun ward ihm Hilfe zuteil. Bisher hatte er das Ffolk gemieden; denn er konnte sich ausmalen, was Bolgs mit jenen machen würden, die einem wie ihm Beistand leisteten.
    »Ich habe Euch erwartet«, wiederholte der Ffolksmann.
    »Ihr dürft mir nicht helfen! Geht, Euer Leben ist in Gefahr! Geht!«, stammelte Gilfalas, der den Sinn der Worte noch gar nicht erfasst hatte. »Die Bolgs werden Euch …«
    »Kommt, ich bringe Euch zu Freunden!« Geduldig, aber bestimmt unterbrach Magister Adrion den Redefluss des Erschöpften. Mühsam raffte sich Gilfalas auf und folgte wie im Traum seinem Retter, der zielstrebig zu einem Feldweg ging, wo ein kleiner Planwagen wartete, der von einem Pony gezogen wurde.
    »Steigt ein«, wies der Magister ihn an, und Gilfalas ließ sich auf die Ladefläche fallen, zu schwach, weiter gegen das Hilfsangebot zu protestieren.
    Kaum lag Gilfalas auf den harten Brettern, fielen ihm die Augen zu, und er merkte nicht einmal mehr, wie die ersten Regentropfen zu fallen begannen …
    »Welch ein Kraut!«, ließ sich Fabian vernehmen, als er genüsslich an der Meerschaumpfeife zog und den würzigen Tabakrauch inhalierte. Es gab doch nichts Besseres, als hier im Trockenen zu sitzen und zu schmauchen, während draußen der Regen gegen die Butzenscheiben prasselte.
    »Ja, nicht?«, meinte Kim und stieß eine Rauchwolke aus. »Hier in Elderland wird die Kunst des Rauchens und der Tabakzucht seit Jahrhunderten gepflegt. Es heißt, das Ffolk hätte das Pfeifenkraut mit sich gebracht, als es vor mehr als siebenhundert Jahren über das Sichelgebirge kam. Es gibt im Museum mehr Ausstellungsstücke, Urkunden, Patente und Abhandlungen über den Tabak und seinen Genuss als Berichte über den Krieg gegen die Dunkelelben in der Bibliothek von Allathurion.«
    »Nun übertreibst du aber«, meinte Burin.
    »Aber nicht sehr«, entgegnete Kim trocken.
    Kims Befürchtung, dass an diesem Abend so viel Bier fließen würde wie zu seiner Studentenzeit, hatte sich nicht bewahrheitet. Der reichhaltige und gute Eintopf hatte selbst Burin so gesättigt, dass er nur gelegentlich nachzapfte.
    Nach dem Essen hatten die drei noch einen kleinen Spaziergang am Fluss entlang gemacht, bis der Regen sie wieder ins Haus gescheucht hatte. Nun saßen sie am warmen Kaminfeuer in der Bibliothek, nachdem Burin das Fass mit dem Bier vom Speisesaal dorthin geschafft hatte. Die Nächte wurden allmählich kühler, und der nahende Herbst kündigte sich an. Vom Fluss her rauschte die Flut, schmutzigbraun und angeschwollen. Nicht mehr lange, und Aldswick würde wieder fast den ganzen Tag unter dem grauen Tuch liegen, das der Nebel in den Flussauen ausbreitete.
    Kim hatte seine Pfeifensammlung und eine Auswahl seiner besten Tabake herbeigeholt. Hierin unterschied er sich in keiner Weise vom Rest des Ffolks. Schon während ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität hatte er den Freunden Unterricht im Pfeifenrauchen gegeben. Er hatte ihnen gezeigt, wie man den Tabak stopfen musste, dass er weder zu locker noch zu fest saß, und wie man den höchsten Genuss beim Rauchen hatte, ohne das Kraut ständig wieder entzünden zu müssen. Inzwischen waren auch Fabian und Burin keine Anfänger mehr; was an diesem Abend zelebriert wurde, war gewissermaßen die Hohe Schule der Pfeifenkunst.
    Einer der größten Vorteile, die das Amt des Kustos mit sich brachten, war gewiss – wenn man es zu schätzen wusste – ein monatliches Kontingent an Pfeifenkraut; und so besaß Kim

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