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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Küche laut dröhnte und schepperte. »Das ist der Gong zum Essen!«
    Dann konnte es ihnen nicht schnell genug gehen. Während die Herren sich Marinas dahingezauberte Mahlzeit schmecken ließen, zog diese sich ihrerseits in die Badestube zurück.
    »Jetzt werden wir eine Weile unter uns sein«, kommentierte Burin ihren Abgang. »Frauen lieben es zu baden. Sollte ich je heiraten, werde ich meiner Frau ein Badezimmer bauen, damit sie mir einen Teil meiner Räusche verzeiht.«
    »Ein weiser Entschluss«, ließ sich Fabian vernehmen.
    Kim dagegen lachte nur und meinte: »Du und heiraten! Bevor eine Frau dich heiratet, da geht sie eher durch die tiefsten Höhlen der Welt und bis ans Ende der Zeit!«
    »Darüber spottet man nicht!«, grollte Burin, diesmal offensichtlich ernsthaft verärgert.
    »Entschuldige«, sagte Kim. »Ich hab’s nicht so gemeint.«
    Endlich war wieder Zeit für eine Pfeife, und die drei Freunde entspannten sich. Gwrgi beäugte ihren Umgang mit dem Feuer zwar misstrauisch, suchte aber zumindest nicht das Weite; vielleicht war es ihm in dem breiten, holzgeschnitzten Sessel auch einfach zu bequem, vollgefressen, wie er war. Irgendwann kehrte auch Marina zurück und verkündete, sie habe die Zimmer hergerichtet, wo sie die Nacht verbringen könnten, und jedem war die Freude im Gesicht abzulesen, endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können.
    Die Nacht war für Kim so angenehm wie lange nicht mehr. Obwohl das Bett nicht gerade komfortabel war – denn es gab weder Stroh noch Matratzen, nur ein paar Decken und Kleidungsstücke als Unterlage –, erschien es ihm doch weicher als das beste Daunenkissen.
    Sie frühstückten hastig, und im ersten Licht des Morgens traten sie aus der Wirtsstube ins Freie. Ihr Atem dampfte, und es war bitterkalt, aber in den altmodischen, jedoch warmen Gewändern hatte selbst die Kälte etwas Romantisches an sich.
    Das Dunkel der Nacht war einer dunstigen Helle gewichen, in der man zwar die näheren Berge, wenngleich blass und fahl, in aller Schärfe erkennen konnte, doch um die ferneren Gipfel ballten sich die Wolken, sodass der Kamm des Sichelgebirges, der am Morgen des Vortages noch zu sehen gewesen war, hinter einem Schleier von Gewölk verborgen blieb, durch den auch die Sonne nur als matte Lichtquelle hindurchdrang.
    »Solange es nicht schneit, kann uns das Wetter nur recht sein«, sagte Burin und fügte hinzu: »Aber ich fürchte, es wird schneien. Also los! Ich will heute über den Steig.«
    Sie kehrten zurück auf die schwach erkennbare Zwergenstraße, die für Kim ein Rätsel blieb. Wenn er Burin glauben sollte, dann gab es für die Zwerge nichts in Elderland, das eine solche beschwerliche Reise über den Berg gelohnt hätte – obwohl Kim in den alten Chroniken gelesen hatte, dass es in der Vergangenheit durchaus Handel zwischen dem Ffolk und den Zwergen gegeben hatte, »über dem Berg und unter dem Berg«, wie es geschrieben stand. Aber wenn selbst die Wegsteine der Zwerge inzwischen von Wind und Wetter abgeschliffen worden waren, welche Spuren sollten da noch zurückgeblieben sein, an denen der Historiker hätte erkennen können, was sich einstmals hier zugetragen hatte?
    Eher mochte man wirklich versteinerte Muscheln und Schalen auf dem Grunde eines ausgetrockneten Meeres finden.
    Und mit einem Male kamen ihm die Worte in den Sinn, die Marina gesprochen hatte, als Fabian von den alten Legenden erzählte: Die Erde erinnert sich. Spürt ihr es nicht …?
    » Da liegt einer!«, riss ihn Gilfalas’ Stimme aus seinen Gedanken. »Wo?«, fragte Fabian.
    »Da, unterhalb des Passes«, sagte Gilfalas und deutete auf einen schwarzen Fleck auf einem Felsvorsprung, der aus einem ausgedehnten Schneefeld ragte.
    »Da hat er sich aber keinen besonders guten Platz ausgesucht. Seht ihr die mächtige Schneewächte über ihm«, brummte Burin. »Wenn die runterkommt …«
    Alle sahen hinauf zum Steig. Nachdem Gilfalas sie auf die liegende Gestalt aufmerksam gemacht hatte, konnten alle sie erkennen. Die scharfen Augen des Elben hatten nicht getrogen.
    Rechts von der Straße begann ein ausgedehntes Fernergebiet, das in ein Geröllfeld überging, wo der Gletscher Schutt und Gestein vor sich hergeschoben hatte. Und über der Gestalt – die, soweit das festzustellen war, reglos dalag – thronte in gefährlich-weißer Majestät eine Schneewächte, die, wenn sie losbräche, den unter ihr liegenden Körper zermalmen würde.
    »Wie kommt der da hin?«, fragte Fabian, mehr an

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