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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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noch bedrohlicher auf als zuvor. Der Ffolksmann malte sich aus, was wäre, wenn die Sonne genügend Kraft entwickelte, die weiße Masse mit ihren Strahlen aufzuweichen.
    »Von hier aus machen wir’s«, entschied Burin.
    Der Zwerg legte den Rucksack ab, wand sich das Seil um Schultern und Hüfte – »Damit ihr mir nicht die Luft zum Atmen nehmt«, sagte er nur – und wies sie an, wenn das erste Seil aufgebraucht sei, das nächste anzuknoten; denn Gwrgi hatte drei Hanfseile aus dem Lager geholt, von denen jedes mehrere hundert Ffuß messen mochte. Ein weiteres, kürzeres hatte Burin sich aufgerollt über die Schulter gelegt; mit dem wollte er den Verunglückten, sollte er noch leben, an sich binden.
    »Hals- und Beinbruch, alter Freund«, sagte Fabian, als Burin sich auf den Weg machte.
    »Fangt, um der guten Meisterin willen, nicht an zu schreien, das könnte die Lawine auslösen«, mahnte er sie noch. Dann betrat er das Geröllfeld.
    »He geiht!« Wie ein Schauermann die Hafenarbeiter wies Fabian, der an der Spitze der Sicherungskette stand, die anderen an, dass sie Seil nachlassen sollten. Sie mussten darauf achten, dass das Seil nicht den Boden berührte, aber auch nicht so straff war, dass Burin behindert wurde.
    Immer wieder lösten sich größere und kleinere Steine aus dem Geröllfeld und rasselten polternd zu Tal. Burin verharrte in diesen Momenten einen Lidschlag lang, um zu verhindern, dass der ganze Hang ins Rutschen kam.
    »Heilige Mutter hilf!«, betete Marina, als der Zwerg einmal ins Straucheln geriet und nur das Seil verhinderte, dass er stürzte und mit den Steinen in die Tiefe rutschte. Fabian und die anderen packten kurz fest zu und ließen erst wieder nach, als der Zwerg den Arm hob.
    Auch Kim, der unmittelbar hinter Fabian stand und nur mit Mühe etwas erkennen konnte, sandte ein wortloses Stoßgebet zum Himmel empor, als Burin wieder vorsichtig auf den leblos wirkenden Körper zuging.
    »Hoffentlich schafft er’s.« Kim umklammerte das Seil so fest, dass seine Knöchel hervortraten.
    »Du musst loslassen, Kim«, sagte Fabian. »Sonst können wir kein Seil nachgeben.«
    Schuldbewusst ließ Kim das Seil durch seine Hände gleiten. Am liebsten hätte er die Augen geschlossen, um nicht sehen zu müssen, wie sein Freund Kopf und Kragen riskierte, aber er konnte den Blick nicht abwenden.
    Dann hatte der Zwerg das Geröllfeld hinter sich gebracht. An der Grenze zwischen Steinen und Firn zog Burin sich die Schneeschuhe über. Dann setzte er mit langsamen, tapsigen Schritten seinen Weg fort.
    »Das Seil ist gleich zu Ende«, meldete Gilfalas von hinten.
    Fabian zog kurz zweimal am Seil, wie sie es vereinbart hatten. Burin hielt an und wartete, bis Gilfalas das nächste Seilstück angeknotet und festgezurrt hatte. Das dritte würden sie nicht brauchen, denn der Zwerg befand sich nur noch etwa fünfzig Schritt von der Stelle entfernt, wo sie den leblosen Körper ausgemacht hatten.
    »Ich weiß nicht, was gefährlicher ist«, murmelte Fabian, als Burin seinen Weg nach der Wiederholung des Signals fortsetzte, »Schnee oder Gestein.«
    Gebannt verfolgten die Gefährten, wie Burin sich der Gestalt näherte. Noch zwanzig, noch zehn Schritt. Dann entzog ihn die Kante des Felsvorsprungs ihren Blicken.
    Gebannt warteten die Gefährten auf Burins Signal. Hob er den rechten Arm, mussten sie nach oben steigen, dann war die Gestalt noch am Leben. Hob er den linken, war alle Mühe umsonst, und sie konnten nur hoffen, dass Burin heil zurückkommen würde.
    »Nun mach schon«, sagte Fabian gespannt. Seiner Haltung war anzumerken, dass der Prinz unruhig war.
    Dann sahen sie den dunklen, kompakten Umriss des Zwergen über der Felskante auftauchen.
    »Es ist der rechte Arm!«, entfuhr es Marina erleichtert.
    »Gehen wir!«
    Während sie aufstiegen, um auf Burins Höhe zu gelangen, konnten sie erkennen, wie der Zwerg sich an der Unglücksstelle zu schaffen machte. Er band der anscheinend bewusstlosen Gestalt das Seil ebenso um den Körper, wie er es bei sich gemacht hatte, und machte sich daran, ihn huckepack zu nehmen. Hoffentlich trugen die Schneeschuhe das Gewicht der beiden!
    »Das ist kein Mensch«, erkannte Fabian. »Seht hin, es ist ein Zwerg; er hat Burins Statur.«
    Nun konnte es auch Kim erkennen. Fabian hatte recht: Es war ein Zwerg.
    In diesem Augenblick wandte sich Burin mit seiner Last um und blickte in ihre Richtung. Gleich darauf begann er zu gestikulieren.
    »Was soll das?«, knurrte Fabian. »Was macht

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