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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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der ersten Sonnenstrahlen wirkte sein Gesicht älter und ernster, als Kim es sonst kannte.
    »Es ist gut, dass du mir das alles gesagt hast, Kim, aber wir müssen Gregorin im Augenblick vertrauen. Er ist unsere letzte Hoffnung. Doch ich werde ein wachsames Auge auf ihn haben. Sag den anderen, auch Burin, einstweilen nichts davon; ich möchte nicht mehr Misstrauen unter den Gefährten haben als nötig. Es mag der Augenblick kommen, da wir wieder kämpfen müssen, und da ist es besser, man vertraut einander. Auch wir sollten besser erst einmal annehmen, Gregorin meint es gut mit uns.«
    »Das denke ich auch«, pflichtete Kim ihm bei, konnte aber nicht mehr sagen, da die anderen sich jetzt zu ihnen gesellten. »So allmählich gewöhne ich mich ans kalte Wasser«, verkündete er laut und ging wieder in Richtung Lager davon. Er konnte noch sehen, wie Fabian ihm schmunzelnd zuzwinkerte.
    Der Morgen mochte verheißungsvoll begonnen haben, aber im Laufe des Vormittags zogen düstere, tiefhängende Wolken auf, und es dauerte nicht lange, da marschierten die Gefährten durch einen beinahe undurchdringlichen Nebel.
    »Man kann ja nicht mal mehr die Zehen sehen«, ließ sich Burin vernehmen, aber Gregorin führte sie unbeeindruckt unterhalb der Stufe entlang nach Norden. Es schien Kim, als kenne der Alte jeden Innch so genau wie Kim seine Privatbibliothek. Und obgleich man wirklich nur ein paar Dutzend Ffuß weit sah, war Kim eher dankbar für den Nebel, denn so blieben sie vor den Spähern der Feinde verborgen. Und er brauchte nicht ins Elderland hineinzuspähen, stets in der Furcht, neue Spuren von Krieg und Zerstörung zu entdecken.
    Fabian wäre gern schneller gegangen, aber der Nebel mahnte zur Vorsicht. Hier, unterhalb des Hangs, war das Gelände uneben. Zudem könnten die Dunkelelben oder ihre Knechte, die Bolgs, irgendwo lauern, und es wäre sicher nicht ratsam, mit vollem Marschtempo in einen Hinterhalt zu laufen.
    Dieser und der folgende Tag waren vom Tasten durch den Nebel, Nieselregen und dem Fluchen Fabians gekennzeichnet. Kims Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Am zweiten Tag glaubte er, dass Azanthul mit seinen Kreaturen praktisch jederzeit durch den grauen Vorhang auftauchen konnte. Dann war da noch die nasskalte Luft, gegen die auch die Wintersachen aus dem Rasthof nutzlos waren, und er fror erbärmlich. Die Stimmung der Gemeinschaft war gedrückt. Jeder hing seinen Sorgen nach, und das Wetter und die nebelverhangene Landschaft förderten eher noch das Aufkommen trüber Gedanken. Außerdem kamen sie viel langsamer voran als erhofft, sodass Kim befürchtete, aus den drei Tagesmärschen, die Gregorin veranschlagt hatte, würden eher vier werden.
    Die Nächte im Schatten der Stufe waren ungemütlich und feuchtkalt; nicht mal ein richtiges Feuer ließ sich mit dem nassen Holz entzünden, sodass sie am Morgen selbst auf die gute, wärmende Tasse Tee verzichten mussten.
    Gegen Mittag des dritten Tages riss der Nebel langsam auf, und bald darauf brach zunächst fahl, dann immer strahlender die Sonne durch den Nebel und löste ihn auf.
    »Horcht!«, sagte Gwrgi.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Fabian. »Es klingt wie der Wind, wenn er über die Inseln fegt; nein, es klingt …«
    »… wie Wasser«, ergänzte Gilfalas.
    »Ich weiß, was es ist!«, rief Kim aus und setzte sich in Bewegung. »Kommt! Folgt mir!«
    Im Laufen fragte ihn Burin: »Du warst schon mal an diesem Ort?«
    »Nein«, keuchte Kim, »aber ich kenne ihn.«
    Das Rauschen wurde stärker. Hohe Bäume, Eichen und Buchen, die allmählich Weiden und Pappeln wichen, versperrten die Sicht. Doch dann waren sie aus dem Schutz der Bäume heraus und kamen auf eine große Lichtung, und da sahen sie es selbst. Dort, wo die sich schon dem Westen zuneigende Sonne auf einen Schleier von Myriaden feiner Wassertröpfchen fiel, brach sich das Licht in einem funkelnden Regenbogen. Er war gewaltig.
    Fern, hoch oben in den eisigen Klüften des Sichelgebirges, bricht eine Quelle zutage. Das Wasser sammelt sich, gespeist von anderen Rinnsalen, und wird zu einem reißenden Bergbach, der durch Gletschertäler und über Kieselbetten zu Tal fließt. Dort, wo der nackte Fels bewaldeten Hügeln weicht, wird er breiter, wenngleich kaum behäbiger; schäumend und sich an Felsen brechend, sucht er sich seine Bahn.
    Weitere, teils unterirdische Wasserläufe, gespeist von den Gletschern und dem Morgentau der Wälder und vom Regen, der sich an den Berghängen

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