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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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und Gerät – hier eine Gürtelschnalle, da ein weggeworfener Dolch, dort ein zersplitterter Schaft – von dem Kampf, der sich hier abgespielt hatte.
    Als die Gefährten die Hochebene überquert hatten, war es Zeit, das Lager aufzuschlagen. Sie begnügten sich mit Trockenfleisch und Wasser und übernachteten im Schutz eines Überhangs.
    Am nächsten Morgen sahen sie hohe Wolken über dem Sichelgebirge.
    »Beeilen wir uns lieber. Noch bevor sich der Abend senkt, wird Schnee fallen«, verkündete Gregorin.
    Kim zählte nicht die Stunden, die sie für ihren Marsch hinunter zur Stufe brauchten, die sie doch erst vor gar nicht allzu langer Zeit verlassen hatten. Bald fiel Schnee, wie Gregorin vorausgesagt hatte; er fiel in großen, nassen Flocken, die sogleich schmolzen, aber der Untergrund war bereits gefroren, so dass der Weg tückisch wurde. Die nächste Nacht war kalt und ungemütlich, der Tag von Hetze gekennzeichnet. Gregorin trieb sie gnadenlos und ohne Rücksicht an. Marina hielt sich tapfer, und so wollte Kim sich auch keine Blöße geben und marschierte weiter, ohne Blick für die Landschaft, nur hoffend, dass er nicht auf die Nase fiel oder vor Erschöpfung zusammenbrach.
    Fabian bemerkte überhaupt nicht, wie es um seinen Freund aus dem Ffolk stand, war er doch viel zu sehr getrieben von seinen Hoffnungen und Befürchtungen und dem Ziel, das er sich gesteckt hatte. Aber auch ihm war die Erschöpfung anzumerken. Er war kein Soldat in den Legionen seines Vaters, die in Gewaltmärschen geübt waren und von deren Ausdauer Sagenhaftes berichtet wurde.
    Gilfalas ging mit leichtem Schritt; was er dachte, verriet er nicht. Die Distanz, die er zwischen ihnen gewahrt hatte, bis der lockere Umgangston sie nach und nach schwinden ließ, schien zurückzukehren; oder zumindest war das Gefühl der Fremdheit, das sie anfangs empfunden und inzwischen fast schon abgelegt hatten, wieder stärker geworden, wenn auch nicht so ausgeprägt wie zuvor. Vielleicht war es auch nur die Müdigkeit, die ihnen dies vorgaukelte.
    Burin hingegen hatte sich, seit Gregorin aufgetaucht war, am meisten verändert. Seine spitze Zunge hatte Schonzeit, und er war verbissen, wollte sich vor dem älteren Zwergen offensichtlich keine Blöße geben. Aber auch ihm war anzusehen, dass er bald am Ende der Kraft war.
    Gwrgi kämpfte tapfer, und da er es offensichtlich gewöhnt war zu marschieren, hielt er trotz seiner kurzen, krummen Beine durch. Kim empfand Bewunderung für den Sumpfling, der immer noch Luft genug hatte, sich quäkend über das Wunder der Landschaft auszulassen.
    Endlich erreichten sie die Stelle, wo sie zum Steig aufgestiegen waren. Für Kim waren das inzwischen entfernte Erinnerungen, so als wäre er vor Jahren zuletzt an diesem Platz gewesen.
    Von hier aus ging der Blick weit über die Tiefebene hinaus, bis diese im Wirbel der Schneeflocken, die immer noch leise aus den Wolken fielen, verschwamm. Es war ein leeres, totes Land. Keine Visionen von kämpfenden Heeren, keine Echos von Waffengeklirr mehr, keine Rauchfahnen über dem Land. Es war, als hielte die Welt den Atem an.
    »Siehst du etwas?«, fragte Fabian den Elben.
    »Nein«, sagte Gilfalas. Seine Stimme klang stumpf. »Nichts. Ich spüre auch nichts. Keine Dunkelelben, keine Bolgs, keine … anderen Geschöpfe.«
    »Auch keine Spur von unserem Freund Azanthul?«, fragte Burin. »Es würde mich wundern, wenn er so einfach aufgibt. Wenn man bedenkt, dass er uns beim Aufstieg die ganze Zeit mit seinen Bolgs auf den Fersen war.
    Gilfalas schüttelte nur den Kopf.
    »Wo müssen wir denn nun hin?«, fragte Fabian und sah sich um.
    »Nicht weit von hier gibt es einen Abstieg von der Stufe«, erklärte Gregorin. »Dort beginnt der Weg unter dem Berg.«
    »Wie weit«, keuchte Kim, der immer noch nicht zu Atem gekommen war, »ist es dann noch?«
    »Noch etwa zwei gute Tagesmärsche«, sagte Gregorin. »Aber ich denke«, fügte er mit einem Blick auf den Ffolksmann und einem zweiten auf Marina, die gar nichts mehr sagte, hinzu, »ich habe euch alle genug gehetzt. Nur ein, zwei Stunden östlich von hier liegt im Hang eine alte Wegstation, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht. Ich denke, wir sollten eine kurze Rast einlegen, bevor uns das kleine Ffolk vor Erschöpfung zusammenbricht.«
    »Ich glaube«, meinte Fabian, »wir alle brauchen eine Rast; es nützt nichts, wenn wir unterwegs zusammenbrechen. Es gefällt mir zwar nicht, noch mehr Zeit zu vergeuden, aber es muss wohl

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