Die riskante Affaere
Tochter. »Schon seltsam, wie sich die Dinge manchmal entwickeln, stimmt’s? Es ist nicht leicht, aber ich würde keinen Moment davon hergeben. Nicht einen einzigen.« Sie tätschelte seine Hand, die auf dem Tisch lag, und stand auf. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind.«
»Warum?«
»Weil ich so Gelegenheit habe, Sie und Ally zusammen zu sehen. Gelegenheit, Sie mir ein bisschen genauer anzusehen. Eine Gelegenheit, die Sie mir in – wie viele Jahre sind es inzwischen, Jonah, siebzehn? – nicht öfter als ganze zwei Mal gegeben haben. Und was ich sehe, gefällt mir.«
Damit drehte sie sich zum Kühlschrank und holte einen Teller mit rohen Hamburgern heraus. »Sind Sie so nett und bringen Sie die Boyd? Wenn wir die Kinder nicht regelmäßig alle zwei Stunden füttern, werden sie unangenehm.«
»In Ordnung.« Er nahm den Teller und kämpfte mit sich, während die Augen, die sie Ally vererbt hatte, ihn anlächelten. »Sie hat auch viel Ähnlichkeit mit Ihnen.«
»Sie hat von mir und Boyd jeweils die schlechtesten Eigenschaften geerbt. Komisch, wie das funktioniert.« Cilla erhob sich auf die Zehenspitzen und drückte sanft ihre Lippen auf seinen aufgeplatzten Mundwinkel. »Das gehört zur Behandlung dazu.«
»Danke.« Er verlagerte die Platte in seiner Hand, während er nach einer Erwiderung suchte. Noch nie in seinem Leben hatte ihn jemand dort geküsst, wo es wehtat. »Ich muss gleich in die Stadt zurück. Danke für alles.«
»Nichts zu danken. Sie sind jederzeit willkommen, Jonah.«
Als er hinausging, lächelte Cilla in sich hinein. »Jetzt bist du an der Reihe, Boyd«, murmelte sie. »Ich hoffe sehr, du machst deine Sache gut.«
11. K APITEL
»Entscheidend ist die Drehung aus dem Handgelenk«, behauptete Boyd, während er einen Burger umdrehte.
»Hast du nicht früher gesagt, das Timing sei entscheidend?« Die Daumen in die Taschen gehakt, stand Ally neben ihrem Vater, während ihr Bruder Bryant ihr über die Schulter schaute.
»Selbstverständlich kommt es auch auf das Timing an. Das Grillen ist eine äußerst komplizierte Kunst.«
»Und wann gibt’s endlich was zu essen?«, wollte Bryant wissen.
»In zwei Minuten ist ein Hamburger fertig. Und in zehn ein Steak.« Boyd spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die Rauchwolke, als er Jonah mit einer Platte in der Hand durch den Garten kommen sah. »Da kommt Nachschub.«
»Wie wär’s erst mit einem Burger und dann mit einem Steak?«
»Für einen Burger bist du so ungefähr der Zehnte, Sohn. Zieh eine Nummer.« Boyd drehte wieder einen Hamburger um, sodass es zischte, und runzelte die Stirn, als sein Blick auf seine Frau auf dem Seitendeck fiel.
Cilla hüpfte, die Arme wild schwenkend, auf der Stelle, wobei sie erst auf Jonah, dann auf Boyd deutete und mit den Fingern einen Kreis beschrieb. Nachdem er begriffen hatte, signalisierte er ihr unauffällig sein Einverständnis, obwohl er sich innerlich krümmte.
Okay, okay, ich werde mit ihm reden.
Cilla nickte, dann bewegte sie lächelnd den Zeigefinger hin und her.
Ja, ja, keine Angst, ich werde schon behutsam vorgehen. Still jetzt.
»Stellen Sie den Nachschub einfach irgendwo hin, Jonah.« Boyd deutete mit einem Daumen auf den Tisch neben dem Grill. »Was macht die Lippe?«
»Ich werde es überleben.« Jonah warf Ally einen eisigen Blick zu. »Vor allem, weil ich trotz des unsportlichen Verhaltens des Gegners den Treffer gelandet habe.«
»Das war reines Glück. Nach dem Essen gibt’s ein Rückspiel«, warf Ally ein.
»Immer, wenn sie verliert, verlangt sie ein Rückspiel«, beschwerte sich Bryant. »Aber wehe, sie gewinnt, dann reibt sie es uns tagelang unter die Nase.«
»Und was willst du damit sagen?«, fragte Ally mit unschuldigem Augenaufschlag.
»Mom hat mir früher nie erlaubt, mich mit Ally zu schlagen, weil sie ein Mädchen war.« Bryant zog Ally am Ohrläppchen. »Das war in meinen Augen immer extrem unfair. Denn die Kleine weiß sehr wohl, wie man einem Gegner die entscheidenden Schläge versetzt.«
»Na und? Dafür hast du dann umso öfter Keenan verprügelt.«
»Ja.« Bryants Gesicht hellte sich sofort auf. »Stimmt. Deshalb werde ich ihm nachher wieder mal ein paar schöne rechte Haken verpassen, einfach nur um der guten alten Zeiten willen.«
»Au ja! Darf ich zuschauen? So wie früher?«
»Selbstverständlich.«
»Bitte. Eure Mutter und ich geben uns gern der Hoffnung hin, dass aus unseren Kindern ausgeglichene, vernünftige Erwachsene geworden sind.
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