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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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bietenden Möglichkeit um die Ecke gebracht hatten, obwohl er wehrlos und verwundet war.
    Wir näherten uns der feindlichen Burg, und plötzlich kamen uns zwei Jungen entgegengelaufen, die kampfbereit die Schwerter gezückt hatten. Als sie Inga, mich und den humpelnden Mischka erkannten, gefroren ihre Gesichter, und sie blieben vor uns stehen.
    »Ich muss mit dem Anführer eurer Insel sprechen«, sagte ich ruhig. »Wir sind Parlamentäre.«
    Verdutzte Blicke tauschend, ließen die Jungen die Waffen sinken und sahen mich ungläubig an.
    Einer der beiden war etwa dreizehn Jahre alt, er trat vor, schlitzte grimmig die Augen und hielt mir drohend
den Zeigefinger unter die Nase. »Warum bist du gekommen? Was willst du von uns?«, plusterte er sich auf.
    Inga stellte sich neben mich und sagte: »Achmet, das ist Dima. Wir sind gekommen, um …«
    »Du hast hier auch nichts mehr verloren«, unterbrach sie Achmet schroff.
    Der Kerl begann mir auf die Nerven zu gehen. Mit einem Ruck lud ich meine Last auf dem Boden ab und baute mich vor ihm auf. »Wir sind Parlamentäre. Inga hat nicht vor, auf eure Insel zurückzukehren, sie möchte nur bei den Verhandlungen helfen.«
    »Was für Verhandlungen denn?«, fragte Achmet misstrauisch.
    In der Zwischenzeit waren noch zwei Mädchen aus der Burg getreten, eine kleine, etwas pummelige Blonde, die verschreckt aussah, und eine große, ältere Brünette mit einer breitschulterigen, überhaupt nicht mädchenhaften Figur und einem strengen Gesicht, in dem die Augen wachsam blitzten.
    »Unsere Insel bietet euch ein Kriegsbündnis. Wir möchten eine Inselkonföderation mit euch bilden«, sagte ich so laut, dass auch die herbeilaufenden Mädchen es hören konnten.
    Nachdem Achmet einige Sekunden über meine Worte nachgedacht hatte, bildeten sich zwei tiefe Furchen auf seiner Stirn. »Macht, dass ihr von hier verschwindet, verstanden! Wir haben nicht vor, die Regeln des Spiels zu brechen.«
    »Die Regeln werden nicht gebrochen«, entgegnete ich. »Die erste Regel, wonach man sich nicht freiwillig ergeben darf, wird eingehalten, denn wir werden mit voller Kraft kämpfen, nur eben zusammen. Die Bedingung für
die Rückkehr auf die Erde lautet: Die Bewohner derjenigen Inseln, die alle vierzig Inseln erobert haben, kehren zurück. Auch in dieser Hinsicht ist also alles in Ordnung.«
    »Das ist nicht in Ordnung, das ist … ähm …« Achmet suchte vergeblich nach einem passenden Wort. »Da gibt es keine Diskussion.«
    »Die gibt es doch«, warf unvermittelt das groß gewachsene Mädchen ein, das von hinten an Achmet herangetreten war und ihn nun resolut zur Seite schob. »Lora«, stellte sie sich vor und gab mir die Hand.
    Ich warf einen Seitenblick auf Inga und bemerkte, dass sich ein triumphierendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Als wir gestern Abend die letzten Details besprochen hatten, hatte sie gesagt: »Wenn Genka noch nicht wieder auf den Beinen ist, ist sicher Achmet der Boss auf der Insel. Und der wird das tun, was Lora ihm sagt.«

5
    FRIEDE UM DES KRIEGES WILLEN
    Mitten in der Nacht wachte ich auf. Zum Fenster lugend, hoffte ich auf einen Hauch von Morgendämmerung, wurde jedoch enttäuscht. Draußen herrschte undurchdringliche Finsternis. Es schien eine ganz gewöhnliche, frostige Nacht zu sein: Der Wind blies heulend um die Burg, und durch das undichte Fenster sickerte feuchte Kälte herein. Die Vorstellung, jetzt aufzustehen und durch die kalten Gänge zu tapsen, war wenig einladend, aber dummerweise musste ich pinkeln. Noch einmal wälzte ich mich herum und versuchte, wieder einzuschlafen. Es war zwecklos.
    Während ich in meine Jeans schlüpfte, überlegte ich, ob ich mich ins »offizielle« Pissoir im Erdgeschoss bemühen oder einfach ein Stück auf die Brücke hinausgehen sollte. Da Letzteres bequemer und vor allem nicht so weit war, entschied ich mich für die bei Jungen so beliebte archaische Lösung und kletterte zum Fenster hinaus.
    Als ich nach wenigen Minuten von der Brücke zurückkam, war leider jeder Rest von Müdigkeit im kalten Wind verflogen. Da ich nicht die geringste Lust verspürte, mich wieder ins Bett zu legen, stieg ich die Treppe hinunter und begab mich zum Thronsaal, aus dessen halb geöffneter Tür leise Stimmen und das flackernde rötliche Licht des Kaminfeuers herausdrangen. Ich spähte in den Saal hinein und sah, dass Chris wie so oft in der letzten Woche
damit beschäftigt war, einen weiteren Anhänger für seinen Plan zu werben.
    »Es ist ganz

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